Im Sommer 2010 wird der junge Londoner Student Thom (Freddie Highmore), um den sich aufgrund einer rettenden Idee mehrere Ölkonzerne streiten, die ihn gerne anstellen wollen, von dem Schatzsucher Walter Moreland (Liam Cunningham) angeheuert. Thom soll ihm und seinem Team beim Einbruch in einen Hochsicherheits-Safe der spanischen Bank helfen, da in dieser alte Münzen im Wert von etlichen Millionen gelagert werden. Walter fand diese ein Jahr zuvor bei einer Seebergung, musste den Fund jedoch aufgrund strenger Gesetze abtreten - nun will er sie zurück. Das Team rund um Thom und Walter plant den Raub während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, weil sie sich von den Menschenmassen eine gewisse Ablenkung erhoffen. Während des Coups bekommen sie es jedoch nicht nur mit messerscharfen Sicherheitssystemen, sondern auch mit dem bulligen Sicherheitschef Gustavo (Jose Coronado) zu tun, der sich und die Bank gegen jegliche Eventualität eines Raubes absichert...
In dieser Mischung aus der "Oceans"-Reihe und dem unterhaltsamen "Vermächtnis der Tempelritter"-Film gibt uns Regisseur Jaume Balaguero im Grunde alles, was man von einem Heist-Streifen erwartet. Das hohe Tempo, mit welchem er dabei inszeniert, spielt ihm in die Karten: Sowohl der erste Ausflug in die spanische Bank, wobei bereits erste Hürden ausgeschaltet werden sollen als auch der finale Coup sind ebenso spannend wie flott inszeniert. Balaguero lässt uns nur wenig Zeit zum Durchatmen und konfrontiert seine Protagonisten immer wieder mit Hindernissen. Anders als in der Reihe rund um Danny Ocean (auf die hier auch mehrere Male selbstironisch angespielt wird) geht hier nicht alles glatt und die Bankräuber müssen mehr als nur einmal improvisieren und etwas riskieren, um ihren Plan wirklich durchziehen zu können. Das ist zwar recht simpel gestrickt und hält nur wenige Überraschungen parat, ist aber durchweg spannend genug, um zu packen. Dieses hohe Tempo hat "Crime Game" jedoch auch nötig, da es im Drehbuch-Bereich ordentlich hapert.
Stillstand hätte nämlich dazu geführt, dass man sich über die massiven Plotholes des Skripts, die einem auch so schon auffallen, nur noch geärgert hätte. "Crime Game" ist dahingehend wesentlich weniger clever als seine Genre-Kollegen, da er diverse Planstrukturen und Ideen nicht wirklich greifbar gestaltet - die Charaktere machen das einfach alles irgendwie, weswegen die Ausführung des Plans wesentlich spannender ist als das Aushecken. So stellen sich die Hauptfiguren hier oftmals selbst ein Bein und wenn der Zuschauer schon vorab ahnt, dass diese sich gerade selbst eine Falle gebaut haben, die dann später eben auch zuschnappt, dann glaubt man sich hier cleverer als die Profis... kein sonderlich guter Stand. Trotzdem tut es gut, dass Balaguero nur wenig Ballast mitschleppt und sich voll und ganz auf den zentralen Coup konzentriert, auch wenn dieser schon beim geringsten Nachdenken nicht mehr wasserdicht ist. Die wenigen Momente, in denen auch Konflikte unter den Charakteren ausgehandelt werden müssen, beziehen sich fast ausschließlich auf die Zweifel von Teammitglied James, der dem jungen Thom all diese Kunststücke nicht zutraut und deswegen von einem Scheitern des Projektes überzeugt ist.
Dass dahinter aber eben auch nicht viel mehr lauert lässt die zweite Riege Hollywoods (und Europas) aber auch recht tatenlos zurück. Im Grunde hat keiner der Charaktere eine echte Zeichnung erhalten - sie dienen alle nur als Stereotypen des Genres. Ganz besonders fies hat es unseren deutschen Axel Stein erwischt, der im Grunde nur damit beschäftigt ist, Bildschirme anzustarren und dabei nicht eine hübsche Line abbekommt. Wesentlich ruhiger agiert "Game of Thrones"-Star Liam Cunningham, doch seine Beweggründe für die Geschichte geraten alsbald in den Hintergrund, weswegen auch er plötzlich zum Stichwortgeber verkommt. Da bleibt dann doch recht viel Arbeit an Freddie Highmore hängen, der in der Hauptrolle aber redlich blass bleibt - auch da ihm das Skript wesentlich weniger Tiefgang verschreibt als schon zu Beginn notwendig gewesen wäre. Warum fast alle Teammitglieder dem Jungspund ihre Leben anvertrauen, bleibt allenfalls fadenscheinig und scheint zu bestätigen, dass die Charaktere hier eben auch nur Plotstrukturen sind. Sympathisch sind sie aber immerhin durchweg, weswegen man (eben auch aufgrund der temporeichen Inszenierung, die solcherlei heftige Schlenker besser verzeihen lässt) doch mit ihnen mitfiebert. Eine Genre-Perle ist "Crime Game" indes aber leider nicht.
Fazit: Flotter Heistfilm, dessen zentrale Einbruchselemente spannend inszeniert sind. Leider haben die Charaktere im Team keinen echten Biss und fungieren nur als Plotelemente - dieser ist hingegen auch nicht wirklich wasserdicht geschrieben. Kurzweilige Unterhaltung ohne echte Ecken und Kanten ist aber durchaus drin.
Note: 3
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