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Himmel und Huhn

Der nervöse Hühnchen Junior hat in der Stadt einen ziemlich miesen Ruf weg und gilt als tollpatschiger Außenseiter. Vor einem Jahr richtete er mit einem panischen Hilferuf, da er meinte, der Himmel würde über der Welt einstürzen, ein heilloses Chaos an. Noch immer leidet das kleine Hühnchen unter den Provokationen seiner Mitschüler und sogar sein Vater, der ehemalige Baseball-Star Bruno, hat Kratzer in seinem Ruf zu beklagen. Um diesen zu beeindrucken spricht Hühnchen Junior für die Baseball-Mannschaft seiner Schule vor und hofft so auch, endlich etwas Großartiges leisten zu können, was seine ehemaligen Taten vergessen macht. Als es jedoch in der Stadt zu einem weiteren, mysteriösen Vorfall kommt, dessen Zeuge Hühnchen Junior wird, ist er sich unsicher, ob er eine erneute Warnung geben oder diesen einfach ignorieren soll...

"Himmel und Huhn" ist ein eigens von den Walt Disney Studios produzierter Animationsfilm, der im Jahr 2005 weder die Aufmerksamkeit der Zuschauer noch die großflächige Zustimmung der grimmigen Kritiker erhielt. Aber zugegeben: Ein weiteres Meisterwerk im Stile eines Pixar-Films oder der damaligen klassischen Zeichentrick-Abenteuer war in diesem bunten Ding, welches ja wesentlich cartooniger aussah als die oftmals eher ernsten Produkte des Studios, ohnehin nicht zu erwarten. Kein großes Epos also, aber vielleicht ein wilder Ritt, mit welchem man einfach kurzweiligen Spaß zu haben. Und bereits die ersten Minuten des Films sprechen dabei eine eindeutige Sprache: Wenn das arme Hühnchen Junior in seiner Panik allein durch das Aussprechen seiner Warnung die halbe Stadt in Schutt und Asche legt, ist das zwar alles vollkommen überzogener und alberner Mumpitz, wobei aber auch recht zuverlässig einige herrliche Zwerchfell-Treffer entstehen. Besonders im Slapstick-Bereich sind den Machern dabei einige schräge Ideen gekommen, die durchaus zu Lachern einladen.
Mit nur 81 Minuten ist "Himmel und Huhn" ein erstaunlich kompakter Film, der in dieser Form aber auch keinesfalls länger hätte laufen dürfen. In seiner überbordenden Energie, wobei im Grunde fast immer einer der Charaktere schreit, kreischt oder brüllt, ist man nämlich eigentlich schon nach fünfzehn Minuten satt und es lässt sich dahingehend nicht verleugnen, dass die nächste Stunde in diesem Mordstempo und dieser Lautstärke ziemlich anstrengend ist. Da die Geschichte, die sich um diese überzeichneten, albernen Momente legt, alles andere als überzeugend ist und weder Tiefe noch irgendeine Form der Originalität bereithält, ist Mitfiebern auch nicht angesagt. Tatsächlich wirkt der Film sowohl in der Qualität seiner Animationen, bezüglich des Settings und in seiner vollkommen banalen Geschichte eher wie eine Cartoon-Serie der 90er, nur eben auf Spielfilmlänge aufgeblasen und das funktioniert angesichts der blassen Charaktere kaum. Tatsächlich agiert jede Nebenfigur hier entweder unsympathisch oder furchtbar nervig, was besonders für die Sidekicks des Helden gilt. Und sogar die eigentlich rein emotional angelegte Vater-Sohn-Geschichte wird hier erstaunlich hyperaktiv erzählt und schielt dabei nur auf den nächsten Gag.
Aber wie gesagt - gelungene Gags finden sich in diesem Action-Chaos immer wieder. Ganz gleich, ob es sich dabei um spaßige Anspielungen auf berühmte Filmklassiker oder den turbulenten Slapstick handelt, der immer wieder sein Ziel erreicht, man kann schon lachen. Es ist nur einfach zu viel und oftmals eben auch zu doof, denn auf jeden gelungenen Witz, der aufgrund seiner Absurdität und des gelungenen Timings funktioniert, folgen auch zwei oder drei Kalauer, die im Grunde nur daraus bestehen, die ohnehin schon nervigen Figuren noch nerviger singen, tanzen und Grimassen ziehen zu lassen. Das ist dann wohl doch eher etwas für die jüngeren Zuschauer, die angesichts dieser Masse an Späßen und angesichts des Fehlens einer wirklich spannenden Handlung aber auch recht bald das Interesse verlieren könnten. Und mit Verlaub, 81 Minuten sind wirklich nicht viel Zeit, aber auch diese werden hier nur sehr mühselig gefüllt. Im deutschen Raum müssen wir zudem wieder mit prominenten Sprechern leben, die sich für einen solchen Job eigentlich nicht qualifizieren. Markus Maria Profitlich macht seinen Job als Juniors Vater zwar gewohnt ausgezeichnet und sogar Verona Pooth lässt sich mit einem zugedrückten Auge noch irgendwie akzeptieren. Dass die Besetzung von Tennis-Sportler Boris Becker aber einzig und allein ein gewitzter Marketing-Gag sein soll, da dieser hier in wenigen Szenen den Sportlehrer der Schule vertont, ist angesichts seiner seelenlosen und vollkommen vermurksten Sprech-Performance ein sonnenklares Ding.

Fazit: Ein wahnsinnig energiegeladener, als solcher aber auch reichlich anstrengender und bemühter Animationsfilm, der mit quietschbunter, aber nicht zeitgemäßer Technik aufwartet. In diesem wilden Sammelsurium finden sich einige herrliche Lacher, aber auch ziemlich viel wirrer und maßlos überzeichneter Gaga-Slapstick, der eher anstrengt als belustigt.

Note: 4+





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