Der naive Bankangestellte Guy (Ryan Reynolds) lebt in "Free City" - der Welt eines Videospiels, von welcher er jedoch nichts weiß. Die ständigen Explosionen und die alles zerschießenden, sonnenbrillen-tragenden Helden verwirren ihn und seinen besten Freund Buddy (Lil Rel Howery) nicht, sondern gehören zum Alltag... bis Guy eines Tages seine Traumfrau in Form der Heldin "Molotovgirl" (Jodie Comer) kennenlernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Um sie zu beeindrucken stiehlt er einem der im Spiel agierenden Helden dessen Sonnenbrille und taucht plötzlich voll und ganz in die Videospielwelt von "Free City" ein. Allerdings bringt er dadurch auch das System durcheinander und löst einen wahren Hype aus - sowohl in seiner als auch in der echten Welt.
"Free Guy", einer der größten Hits des Kinosommers 2021, besitzt zwei absolute Hauptattraktionen: Die eine ist selbstverständlich die Videospielwelt, die ein ganz eigenes Leben besitzt - die andere ist Hauptdarsteller Ryan Reynolds. Ganz im Stil seiner komödiantisch überzogenen "Deadpool"-Interpretationen, nur ohne die rabiate Brutalität, wirft sich Reynolds mit einer köstlichen Spiellaune in den Ring, die allzu leicht ansteckt. Mit seinem naiven Grinsen, der dauerhaften guten Laune und dem Sinn fürs Gute, was ihn mehr als einmal in Schwierigkeiten bringt, ist sein "Guy" ein absolut herrlicher Held und Reynolds verpasst ihm genau die richtige Präsenz... und wenn man bedenkt, dass es sich dabei eigentlich nur um eine "unechte" Videospielfigur handelt, ist es erstaunlich, wie viel Herz er dieser noch vermittelt. Doch auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Jodie Comer und "Stranger Things"-Star Joe Keery geben dem Film in der realen Welt Herz und Seele und dann ist da natürlich noch Taika Waititi als absolut schräger Antagonist, der in seiner überdrehten Performance immer wieder überraschende Lacher erntet.
Die Welt, in welcher "Free Guy" spielt, wurde visuell berauschend in Szene gesetzt. Natürlich wirkt nichts hieran wirklich echt - weder die visuellen Effekte in den krachenden Actionszenen noch der generelle Aufbau des CGI-Settings können ihre Herkunft aus dem Computer verbergen, sollen es in dieser Form aber natürlich auch nicht. Denn gerade diese Künstlichkeit gibt den Machern rund um "Nachts im Museum"-Regisseur Shawn Levy etliche Möglichkeiten, ihre Welt für Überraschungen zu nutzen. Ich hätte mir zwar ein paar mehr lustige Easter Eggs gewünscht, doch besonders im Finale gibt es für echte Film- und Gamingnerds in diversen Zitaten und Anspielungen eine Menge zu entdecken. So richtig begeistern will das Worldbuilding aber nicht, da handlungstechnisch doch der Eindruck einer Welt mit Grenzen entsteht. Was das grenzenlose Abenteuer angeht, da hat Steven Spielbergs "Ready Player One" vor drei Jahren eine höhere Messlatte gelegt und noch etwas mehr Finesse und Einfallsreichtum bewiesen. Nichts desto trotz fügt sich Free City makellos in die überbordende Geschichte ein und wird selbst zu einer Art Hauptfigur, die ebenso markant und wichtig ist wie die in ihr wandelnden Figuren.
Bis diese Geschichte so richtig in Schwung kommt, dauert es allerdings ein wenig. Levy bietet uns zwar einiges in Sachen Action, Witz und Charakterinteraktionen, so wirklich Fahrt auf nimmt "Free Guy" jedoch erst im zweiten Drittel. Wenn dort die Verbindungen zwischen der echten und der Videospielwelt auf unwahrscheinlich originelle Art und Weise gestellt werden und sich dabei eine Geschichte ergibt, die sogar Dramaaspekte beinhaltet und das Herz erobert, dann ist der Einfallsreichtum der Macher auch über ihr Worldbuilding hinaus förmlich fantastisch. Eine der schönsten Liebesgeschichten im Blockbuster-Kino der letzten Jahre, die eine erstaunliche und zufriedenstellende Wendung nimmt, entschädigt durchaus für ein paar zwischenzeitliche Längen und im Finale liefert man nicht nur visuelle Schmankerl, sondern trifft rein dramaturgisch immer wieder abwechselnd das Herz und das Zwerchfell. Das ist dann zwar kein ganz großer Wurf, aber auf die bereits angekündigte Fortsetzung habe ich definitiv Lust - immerhin haben die Macher bewiesen, dass ihnen die Ideen noch längst nicht ausgegangen sind und in dieser Welt noch einiges zu entdecken ist.
Fazit: In Sachen Worldbuilding und Einfallsreichtum bleibt "Free Guy" zwar hinter den Vorbildern zurück und kommt auch erst spät richtig in Schwung. Dafür begeistert der knallbunte Film jedoch mit fantastischen Schauspielern, visuellen Schmankerln und einer herzlichen, gar nicht mal so dummen Geschichte, die mit Originalität und sehr viel Charme auftrumpft.
Note: 3+
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