Direkt zum Hauptbereich

Fast & Furious 9

Eigentlich hatte sich Dominic Toretto (Vin Diesel) für ein ruhiges, zurückgezogenes Leben zusammen mit seinem Sohn Little Brian (Isaac & Immanuel Holtane) und seiner Freundin Letty (Michelle Rodriguez) entschieden. Doch dann erreicht ihn ein Notruf von Mr. Nobody (Kurt Russell): Der hat es für einen kurzen Moment geschafft, die flüchtige Cipher (Charlize Theron) festzunageln, woraufhin sein Flugzeug abstürzte. Gemeinsam mit Roman (Tyrese Gibson), Tej (Chris Bridges) und Ramsey (Nathalie Emmanuel) gehen Dom und Letty den letzten Spuren ihres Auftraggebers nach und treffen dabei auf Doms Bruder Jacob (John Cena), der mittlerweile für Cipher arbeitet. Dom und sein Team verfolgen ihn und die Spuren führen sie nach London und Tokio, wo ein alter Bekannter auf sie wartet...

Die Kritiken zum mittlerweile neunten Film des ehemaligen Raser-Franchise "Fast & Furious" waren zum Teil verheerend - in einer erneuten Steigerung in Sachen Wahnsinn und Überzeichnung wollten diesmal nicht mal die treuesten Fans folgen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob man dies nicht wirklich hat kommen sehen, denn dieses "Höher, Schneller, Weiter"-Prinzip war ja im Grunde schon im siebten Teil in Sphären vorgestoßen, die mehr mit James Bond als den Fast-Filmen an sich zu tun hatten. Natürlich dreht man diese Kurbel nun auch im neunten Film noch ein wenig weiter und durchbricht damit endgültig die Grenze zur Albernheit. Es lässt sich aber auch nicht verhehlen, dass die zentralen Actionszenen gerade in ihrem vollkommen bescheuerten Gaga-Wahnwitz nach wie vor sehr unterhaltsam sind und auch technisch vollkommen klargehen. Insbesondere das Finale, während es Dom und sein Team mit einem riesigen Truck aufnehmen, braucht sich hinter starken Actionszenen wie der Flugzeugkaperung aus Teil Sechs oder dem Kampf gegen das U-Boot in Teil 8 kaum zu verstecken. Natürlich ist das auch hier höherer Mumpitz - die Magneten-Gadgets entbehren jeglicher Physik, sind aber für optische Highlights gut. Und in dieser Reihe geht es um solcherlei krachende Momente eben auch - wen interessiert da die Logik?
Und auch wenn man hinsichtlich des Plots und irgendeiner inneren Logik nun wirklich keine hohen Erwartungen mehr an die Reihe hat, die ja wirklich vordergründig für explosive Unterhaltung und herzliche Charaktere steht... irgendwann ist das Maß voll. Die Vorgänger versuchten zumindest noch mit leidlichen Ausreden, diverse Plotholes zu kaschieren, während der neunte Film überhaupt keinen Hehl mehr daraus macht, dass seine Erzählung keinerlei Sinn ergibt. Das beginnt mit dem wie aus dem Nichts in der Reihe auftauchenden, aber zuvor doch schon so wichtigen neuen Antagonisten Jacob und hört mit der Rückkehr eines Fanfavoriten der zweiten Reihe, dessen Überleben auf seichteste Art erklärt werden muss, noch nicht auf. Dass die Macher aber auf solcherlei "Kleinkariertes" auf recht egomanische Weise pfeifen, macht das Ding auch etwas unsympathisch, denn wenn schon die großen Actionszenen als unterhaltsamer Spaß abgenickt werden können, kann man sich in Sachen Storytelling doch zumindest die Mühe geben, einen ansatzweise nachvollziehbaren Rahmen heranzuziehen. Mehr braucht es im Grunde ja nicht, wie der unwahrscheinlich flotte "Furious 7" aufzeigte. Aber nein, Justin Lin will auf Gedeih und Verderb und im Bemühen, all den erzählerischen Ballast der Vorgänger noch mitzuziehen, noch mehr Plots erschaffen... hat dann aber nicht die benötigte Cleverness parat, um diese auch erzählerisch gekonnt aufzulösen.
So kann man dann viele der neuen Wendungen und Plot-Vehikel eigentlich nur noch als reinen Fanservice ansehen, der plottechnisch eigentlich nicht passt, aber eben gute Werbung macht. Natürlich erfreut die endgültige Rückkehr eines quasi aus dem Grab auferstehenden Fanlieblings die Zuschauer, doch die Antworten für dessen schier magisches Überleben fallen enorm spärlich aus und Sung Kang hat in der Folge auch keine solch prägnante Rolle, dass seine erneute Teilnahme am Franchise nun wirklich nötig gewesen wäre - so locker wie noch vor rund zehn Jahren agiert er hier jedenfalls nicht mehr. Der Rest der Crew verrichtet den gewohnten Dienst, wobei Tyrese Gibson und Chris Bridges als kalauerndes Duo für die Gags zuständig sind, während "Avatar"-Star Michelle Rodriguez weiterhin versucht, das emotionale Zentrum auszufüllen, welches der verstorbene Paul Walker hinterlassen hat. Nimmt man dann noch einige überraschende Rückkehrer aus vergangenen Filmen hinzu, kann sich der Cast durchaus sehen lassen, doch gibt man diesen alten Haudegen leider wenig mehr zu tun, als angemessen zum Stumpfsinn der Handlung zu kalauern. Herausstechen tut da nur der Kurzauftritt von Hollywood-Legende Helen Mirren, die in einer starken Sequenz auch endlich selbst hinters Steuer darf und einige der besten Gags des Films abliefert.
Bei allem was nun drin ist fällt aber auch deutlich auf, was fehlt. Dass Dwayne Johnson der Reihe den Rücken kehrte, ist angesichts des im Blitzlichtgewitter ausgetragenen, pubertären Streits zwischen ihm und Vin Diesel kein Geheimnis mehr und besonders Johnsons kernige Performance, stets ein wunderbarer Kontrast zu Torettos grummeliger Ernsthaftigkeit, vermisst man hier sehr. Statt ihm sehen wir umso mehr von Toretto selbst und dies sogar in Form von anfangs interessanten, später aber immer wieder den Lauf der Handlung ausbremsenden Rückblenden, die eher schlecht als recht versuchen, die familiäre Brisanz zwischen Dom und Jacob zu erzählen. Verloren gegangen ist bei diesem müden Versuch, irgendwie noch ein wenig plakatives Drama zu etablieren, auch die Leichtigkeit. Das mag auch daran liegen, dass sich die sonst immer eng miteinander arbeitende "Familie" diesmal über weite Strecken in kleine, parallel arbeitende Gruppen aufteilt, was den Mittelteil dieses immerhin 149 Minuten langen Blockbusters etwas zerfasert wirken lässt. Natürlich entschädigen einige herrliche Einzelszenen sowie brachiale Actionmomente für diese Längen, aber so richtig in Schwung kommt der Film trotzdem nur selten. Es ist diesmal also vielleicht doch etwas zu viel, zu unkonstant, zu bemüht. Die ständigen, pathetischen Reden um Familienzusammenhalt und das Leben auf der Straße wirken noch immer so dick aufgetragen wie zuvor, nur gibt uns "Fast & Furious 9" im direkten Vergleich zu wenig Staunen und Spaß zurück. 

Fazit: Der bislang schwächste Teil der Reihe hat definitiv noch genug verrückte, spektakuläre Momente zu bieten, in denen jegliche Logik über Bord geworfen wird. Leider gilt das auch für eine diesmal arg fadenscheinige Geschichte, die mehr als einmal die Grenze des Ertragbaren sprengt.

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...