James Bond (Timothy Dalton) soll gemeinsam mit seinem Kollegen Felix Leiter (David Hedison), der kurz vor seiner Hochzeit steht, den gefährlichen Drogenboss Franz Sanchez (Robert Davi) dingfest zu machen. Diese eigentlich recht klare Mission geht jedoch schief, da Sanchez kurz nach seiner Inhaftierung die Flucht gelingt und auf Rache schwört. Diese Rache trifft sowohl Leiter als auch dessen Familie auf brutale Art und Weise, weswegen Bond Feuer und Flamme ist, um den Verbrecher endgültig zur Strecke zu bringen. Da der Agent nun privat involviert ist, möchte "M" (Robert Brown) ihn von dem Fall abziehen - ein schwerer Schlag, der Bond dazu bringt, den Dienst zu quittieren. Nun kann er sich im Alleingang mit dem Feind beschäftigen und findet in der Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell) eine nützliche Verbündete...
Mach Bond nicht wütend! Dieser Gedanke schoss mir während der Sichtung von "Lizenz zum Töten" immer wieder durch den Kopf, denn tatsächlich haben wir den britischen Geheimagenten zuvor wohl noch nie so verbissen, so zornig und persönlich getroffen gesehen. Tatsächlich ist der zweite Auftritt von Dalton nämlich im Grunde ein Experiment, wie weit man die altbekannte James-Bond-Formel verbiegen oder sogar komplett abändern kann - ein Schritt, der damals beim Publikum nicht sonderlich gut angenommen wurde, weswegen man solcherlei Versuche erst wieder wagte, als die Reihe siebzehn Jahre später mit Daniel Craig einen richtigen Reboot erfuhr. "Lizenz zum Töten" war seiner Zeit schlichtweg voraus, indem er auf die Manirismen eines Bondfilmes weitestgehend pfiff und den Agenten dafür auf eine persönliche, dramatische Mission entsandte, wobei er vieles in Frage stellen muss, für das er zuvor so lange gekämpft hat. In seinen finstersten und auch besten Momenten erinnert der Film eher an einen blutigen Rachetrip wie "96 Hours" als an einen kurzweiligen Agenten-Actioner... der mutigste Schritt, den das Franchise bis hierher wagte.
Ich war tatsächlich überrascht, dass solch ein Abwenden von den altbekannten Tugenden eines Bondfilmes noch vor Daniel Craig überhaupt möglich gewesen ist, weswegen ich mich sehr über diesen Film gefreut habe. Er bricht mit den Traditionen, hat gleich mehrere Novums innerhalb eines Films und bleibt somit unvorhersehbar und fast durchgehend überrascht. Komplett ausschließen tut man manch einen Running Gag aber nicht, sondern bindet diverse Szenen, die in einen Bondfilm einfach reingehören, sehr nahtlos mit ein. Das geht einmal im Angesicht einer mauen Liebesgeschichte eher negativ aus, da dieses romantische Herumgeschwärme vor dem düsteren Hintergrund eines Rachethrillers bemerkenswert unpassend wirkt. Es funktioniert aber auch oft sehr gut, was zum Beispiel zum besten Auftritt von Technikmeister "Q" führt, den wir bislang in der Reihe gesehen haben. Es mag den Fans, die damals stets ganz genau wussten, was sie von einem Bondfilm bekommen würden, sicherlich sauer aufgestoßen sein, dass dies hier zum ersten Mal keine ganz safe Nummer war, doch wenn man sich heute ansieht, wie spielerisch die Macher sowohl mit neuen als auch mit alten Ideen umgehen und daraus trotzdem noch einen klaren Beitrag zum Franchise zaubern, dann kann man zu diesem Mut nur gratulieren. Schade, dass die Welt damals noch nicht bereit dafür war.
Trotz einer durchweg spannenden Handlung, die nicht mit Überraschungen geizt und den bekannten Helden von einer anderen, weitaus persönlicher motivierten Seite zeigt, sind erneute 130 Minuten doch etwas zu viel des Guten - im Mittelteil spürt man die Überlänge leider etwas zu sehr, was zeigt, dass der Film um rund fünfzehn Minuten gekürzt griffiger und packender gewesen wäre. Dafür entschädigt man für gewisse Längen aber mit einem der besten Bondgirls aller Zeiten, die auch unseren Helden mehrfach aus der Patsche hilft und nicht mehr nur ein unterwürfiges Anhängsel ist, als auch mit einigen der besten Actionszenen der Reihe. Das gilt sowohl für den spektakulären Auftakt als auch für das große Finale, welches in dieser Form wohl die packendste und cleverste Actionszene des Franchise bis zu diesem Punkt ist. Dass man durchgehend mitfiebert, liegt auch an einem hassenswerten Bösewicht und der großen, dramatischen Fallhöhe, die der Film aufgrund des veränderten Tonfalls eingeht. "Lizenz zum Töten" war daher ein echtes Wagnis, aber eines, dass sich zumindest qualitativ voll und ganz gelohnt hat: Daltons zweiter und bereits letzter Auftritt als Bond ist der bis hierhin beste Film der Reihe und toppt somit sogar "Goldfinger" und "Der Spion der mich liebte"!
Fazit: Zum ersten Mal schmeißt ein Bondfilm die ungeschriebenen Regeln über Bord und entwickelt eine persönliche, düstere und hochspannende Rachegeschichte. Mit spektakulärer Action, endlich großen Emotionen und leisem Humor schraubt sich dieser (zu lange) Streifen immer weiter in die Höhe - der bisher beste Film der Reihe!
Note: 2
Kommentare
Kommentar veröffentlichen