Im 24. Jahrhundert ist es der Menschheit gelungen, das Sonnensystem zu kolonialisieren. Während Erde und Mond unter der Kontrolle der U.N., die die neue Weltmacht darstellt, stehen, hat sich der Mars mittlerweile als eigene Militärmacht zurückgestellt. Beide Planeten sind jedoch auf die immer knapper werdenden Luft- und Wasserressourcen des nahen Astereoidengürtels angewiesen. Unter den "Gürtlern", die dort unter schlechtesten Bedingungen diese Ressourcen abbauen, hat sich eine gewaltbereite Gruppe des Widerstands gebildet, die zu einer Bedrohung für die Erde wird. In diesen schwelenden Konflikt, der leicht zu einem Krieg ausarten könnte, werden drei unterschiedliche Menschen hineingezogen: Der Polizist Joe Miller (Thomas Jane), der auf einer zentralen Raumstation nach einer verschwundenen Frau sucht; der Raumschiff-Offizier Jim Holden (Steven Strait), der seine Besatzung in Gefahr zu bringen droht; und die auf der Erde ansässige Politikerin Chrisjen Avasarala (Shohreh Aghdashloo), die mit ihren ganz eigenen Methoden versucht, Informationen aus geschnappten Gürtler-Terroristen zu gewinnen...
So richtig hat mich "The Expanse" während der ersten zehn Folgen noch nicht in den Bann schlagen können... und das obwohl im Grunde alles da ist, um einen echten Serien-Hit abzuliefern. Und tatsächlich macht die Show zu Beginn und auch im weiteren Verlauf der ersten Season den Eindruck eines "Game of Thrones" im All und liefert alle Zutaten, die dazugehören: Viele Charaktere, wechselnde Loyalitäten, verzweigte Ränkespiele, eine große Verschwörung, viel Verrat und Tod und etliche Wendungen. Allerdings fehlt "The Expanse" im direkten Vergleich der hochdramatische Unterbau, was besonders an den zu blassen Charakteren und einem gut gemeinten, aber letztendlich gescheiterten World-Bulding liegt. Denn obwohl diese verschiedenen Welten optisch beeindruckend visualisiert werden, fällt eine Orientierung besonders zu Beginn sehr schwer. Die sich nur langsam entfaltende Handlung hat schwer damit zu schuften, die politischen Ansätze und die Geschichte der nun im Weltraum hausenden menschlichen Zivilisation greifbar zu machen und trotz allerlei Versuche will das nicht so recht gelingen.
Statt einem smoothen Verlauf wartet auf die Zuschauer ein schierer Informationsballast, der innerhalb seines Storytellings sicherlich nicht uninteressant ist, aber auch zu wenig emotionalen Unterbau erhält, um mehr zu sein als bloßes Wissen, dass an das Publikum übertragen werden muss. Wenn sich all diese Fragezeichen später nach und nach entblättern, entstehen zwar gewisse Aha-Momente, aber auch manch eine Enttäuschung. Denn obwohl "The Expanse" zu Beginn noch ein großes Space-Epos anteasert, stellt sich die bisherige Handlung doch als deutlich simpler heraus, als man zuvor gedacht hat. Aufgelockert wird die etwas schwerfällig ablaufende Geschichte mit allerlei starken Actionszenen, die das Tempo durchweg hochhalten. Dabei gehen die Autoren auch ziemlich mutig vor, lassen ständig Handlungsträger sterben und dem Zuschauer somit nur wenig Luft zum Durchatmen. Die große Anzahl an Wendungen und Überraschungen geht aber auch auf Kosten der Gefühle, denn in dieser schier atemlosen Hatz, wo jede Folge zugekleistert ist mit neuen Erfahrungen, bleibt nur sehr wenig Zeit, um auch erinnerungswürdige Charaktere zu erschaffen.
Besonders eine der Hauptfiguren, die nicht nur optisch wie eine exakte Jon-Schnee-Kopie herüberkommt, bleibt in seinem edlen Heldendasein reichlich farblos. Die anderen Charaktere wirken im direkten Vergleich doppelbödiger, erfahren jedoch auch zu wenig Background, um sie über ihre oberflächlichen Taten wirklich greifbar zu gestalten. Ich tat mir sehr schwer damit, an die zahlreichen Figuren anzudocken, da uns die Serie (noch) nicht genügend Zeit gibt, um wirklich mit ihnen warm zu werden - denn die nächste Handlungswendung wartet schon. An den schauspielerischen Leistungen lässt sich indes aber gar nichts auszusetzen und Filmfans werden immer wieder bekannte Gesichter in Haupt- und Nebenrollen erspähen. Und optisch bekommen wir echtes Augenfutter geboten - da wurde offenbar richtig Geld in die Hand genommen, um dieses Weltraum-Drama auch in angemessener Größe auf die heimischen Bildschirme zu bringen. So gesehen wird einem also nie wirklich langweilig mit "The Expanse", was aber fast ein wenig schade ist - die Geschichte würde nämlich deutlich mehr hergeben als eine Wendung nach der anderen. Womöglich bieten die weiteren Seasons da aber Abhilfe und vielleicht komme ich dann auch endlich ein wenig besser rein. Ich würde es mir wünschen, denn das Potenzial für ein solches Space-Epos in Serienform könnte schlichtweg nicht größer sein.
Fazit: Die erste Staffel von "The Expanse" erzählt im Grunde eine spannende Geschichte, die jedoch an einem schwachen World-Building, zu wenig Gefühlen und bemühten Wendungen krankt. Etwas weniger Spektakel und mehr echte Spannung wären schön gewesen, denn so können weder Story noch Figuren richtig atmen.
Note: 3-
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