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The Forever Purge

Im Jahr 2048 hat die NFFA die Kontrolle über die US-Regierung zurückgewonnen und die Purge hat es zurück in die amerikanische Gesellschaft geschafft. Das Migrantenpaar Juan (Tenoch Huerta) und Adela (Ana de la Reguera) ist vor zehn Monaten nach Amerika gekommen und sieht nun ihrer ersten "Purge" entgegen, die sie, um sich vor diversen rassistisch motivierten Killern auf den Straßen zu schützen, in einem eigens dafür eingerichteten Bunker verbringen wollen. Und tatsächlich überstehen sie die Nacht ohne weitere Vorfälle, gehen am nächsten Morgen nach dem erlösenden Alarmsignal zurück auf die Straßen... und müssen dort feststellen, dass ein Großteil der Purger sich nicht an das Ende der Nacht hält. Polizei und Militär sind überfordert mit der nicht enden wollenden Gewalt - und Amerika sieht diesmal einer Purge entgegen, die vielleicht niemals enden wird.

Es gibt wohl kaum eine Filmreihe, die sich in den letzten Jahren so wenig weiterentwickelt hat wie "The Purge". Mokiert habe ich mich schon länger über eine an sich wahnsinnig spannende Grundidee mit allerlei gesellschaftskritischen Untertönen, die jedoch einer rein logischen Betrachtung kaum standhält - das will ich im mittlerweile fünften Teil des Franchise also nicht noch einmal hervorkramen und Fans der Reihe werden sowieso wissen, auf was sie sich hierbei erneut einlassen. Die einzig frische Idee liest sich dann auch gleich schon im Titel: Die Purge wird diesmal deutlich länger als eine Nacht dauern. Etwas, was man eigentlich schon früher hätte kommen sehen können, denn dass die komplett durchgeknallten Superkiller, die des Nachts auf die Straßen gehen, um zu morden und zu vergewaltigen, urplötzlich beim Alarm am nächsten Morgen alle rasch wieder nach Hause gehen, war einer der größten Logikfehler der gesamten Reihe. Nun sehen wir also, was die Purge, die von der US-Regierung ja stets als große Hilfe angesehen hat, noch so mit sich bringt, wenn sich die Teilnehmenden nicht an die wichtigste Regel halten wollen - nämlich an die des Aufhörens.
Richtig genutzt wird dieser Clou letztendlich nicht, da man sich weitestgehend doch nur wieder auf die bereits bekannten Spannungs- und Suspensespitzen konzentriert. Die kritischen Untertöne, gerade im Bezug auf rassistisch motivierte Attacken, sind natürlich hier auch wieder drin, werden aber auch mit solch einer enormen Basslastigkeit losgelassen, dass von cleverer Subtilität wirklich nicht mehr sprechen kann - wobei das ja auch noch nie die Stärke dieser Reihe war. Diese politischen Spitzen sind letztendlich ohnehin nur der Aufhänger für die gewohnte Hetzjagd durch die Straßen eines vollkommen durchdrehenden Amerikas, in welchem sämtliche Handlungsträger austauschbar und blass bleiben. Erneut ist es den Machern also nicht gelungen, in diversen durchaus spannenden Sequenzen noch ein paar wirklich gelungene Charaktere einzuschreiben - wer hier zum Beginn des Abspanns nicht mehr unter den Lebenden weilt, kann man sich schnell an einer Hand abzählen und generell interessiert es den Zuschauer angesichts solch mauer Figuren, die kaum etwas zu sagen haben, ohnehin nicht, wer da wie lange überlebt. 
Es ist also wesentlich weniger neu als man vorab denken mochte. Dass Großteile der Purge diesmal am helllichten Tag spielen, bringt eine leichte Veränderung der ansonsten ja sehr düsteren Optik mit ein. Ansonsten sehen wir die üblichen Verfolgungsjagden, Shootouts und mauen Jump-Scares, die wir nicht nur aus dieser Reihe, sondern auch aus dem Genre zu Genüge kennen. Und die interessantesten Szenen, die sich darum hätten drehen können, wie die Politiker und die Regierung die Kontrolle über ihr Experiment verlieren, werden gleich ganz ausgespart. Dementsprechend versteht sich die Idee einer Purge, die außer Kontrolle gerät, doch nur wieder als Ausrede, um eben noch einen Film dieser Reihe mit den immergleichen Zutaten zu machen. Das ist mehr als schade, denn inszenatorisch, darstellerisch und auch in Sachen Spannung ist "The Forever Purge" nicht wesentlich schwächer als die letzten Teile der Reihe, die ebenfalls eine Menge Potenzial verschluderten, aber dennoch einigermaßen spannend waren. Da man sich nun aber seit rund sieben Jahren schlichtweg nicht weiterentwickeln kann oder will, sollte man diesen Teil dann trotzdem mal etwas schwächer bewerten. Denn es ist schon wahnsinnig ärgerlich, dass die Macher seit beinahe einer Dekade mit einer sehr furchteinflößenden Grundidee jonglieren, ohne dieser eben genau das Maß an Gesellschaftskritik und Originaliät einzuflößen, die wirklich möglich wäre. Stattdessen ist es wieder nur ein Horror-Thriller wie viele andere - und als solcher auch nicht wirklich packend.

Fazit: Trotz der neuen Ausgangslage ist der mittlerweile fünfte "Purge"-Film in seiner plakativen und teilweise arg befremdlichen Ausdruckskraft fast exakt derselbe Film wie die Teile zuvor, mit nur sehr marginalen Änderungen. Das bleibt also mauer Durchschnitt, der aufgrund des liegengelassenen Potenzials noch ein bisschen mehr enttäuscht als die Vorgänger.

Note: 4+



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