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Breaking News in Yuba County

Sue Bottons (Allison Janney) wird von kaum jemandem wahrgenommen. Die Menschen begegnen ihr mit Ignoranz oder Zorn und sogar ihr Ehemann Karl (Matthew Modine) hat kaum etwas anderes als Abscheu für sie übrig, vergisst gar ihren Geburtstag. Als Sue plötzlich den Seitensprung ihres Mannes aufdeckt, ergibt sich für sie die Chance, doch noch Beachtung zu finden, als die das Techtelmechtel und die daraus resultierenden Folgen nutzt, um daraus einen fiktiven und aufsehenerregenden Kriminalfall zu zeichnen. Dabei bekommt sie nicht nur rasch die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter, sondern auch ihrer Schwester Nancy (Mila Kunis) und ihrem großen Vorbild, der Star-Moderatorin Gloria Michaels (Juliette Lewis). Blöd nur, dass mit dem Verbrecher-Pärchen Mina (Awkwafina) und Ray (Clifton Collins Jr.) tatsächlich zwei gefährliche Menschen nach Karl suchen und nun auf ganz eigene Art auf die plötzlichen Umstände reagieren...

Zu den hier bereits erwähnten Figuren stößt in diesem wirren und vollkommen wahnsinnigen Komplott noch rund ein Dutzend weiterer Charaktere, die allesamt aus verschiedenen Gründen in den Fall des verschwundenen Karl eingeschleust werden. Wie das Drehbuch dabei all diese verrückten Charaktere unter einen Hut bringt und ihre Taten und Wünsche aufeinander abstimmt, um noch mehr Chaos einzubringen, das hat sicherlich seinen Reiz. In seinen besten Momenten und auch aufgrund der sich schnell verselbstständigten Ausgangslage erinnert "Breaking News in Yuba County" positiv an "Burn After Reading" - auch dort entwickelte sich eine Nichtigkeit (zumindest im direkten Vergleich) zu einem völligen Chaos, durch welches am Ende niemand mehr durchblickte. Und auch hier gehen die Autoren mit allerlei schrägen Wendungen durchaus kreativ vor, ohne aber den gewitzten Charme des Vorbilds zu erreichen, da sie bisweilen doch etwas arg über das Ziel hinausschießen. Das macht dann hin und wieder auf rabiate Art und Weise sehr viel Spaß, kann aber auf Dauer auch etwas anstrengend wirken, da das Publikum niemanden hat, den es wirklich bei der Hand nehmen will.
Am ehesten fungiert noch die von Regina Hall gespielte Polizistin Cam Harris als Symptahieträgerin, die aus rein noblen Gründen hinter die wahren Gründe dieses chaotischen Spiels blicken will. Der Rest dieses illustren Casts besteht jedoch ausschließlich aus ekligen Egomanen, was hin und wieder seine ganz eigene Faszination entwickeln kann, aber auch oft abschreckend wirkt. So konnte ich keinerlei Bindung zur eigentlichen Hauptprotagonistin Sue Bottons aufbauen, weil diese sich doch etwas zu rasant von einer verschüchterten Hausfrau hin zur Bad-Ass-Medienlady aufspielt. Der Gag-Quotient liegt indes irgendwo im Mittelfeld, wobei sich bemühte Kalauer, die nicht mal mit viel Anlauf ihr Ziel treffen, sich mit einigen wohl dosierten Pointen abwechseln. Gegen Ende nimmt der Spaßfaktor, zumindest wenn man auf ein wenig schwarzen Humor steht, deutlich zu, wenn "Ma"-Regisseur Tate Taylor sein Chaos auf die blutige Spitze treibt und erstaunlich gelenk, wenn auch nicht gerade nuanciert, verschiedene Handlungsebenen zueinanderführt. Unterstrichen mit einem schicken Soundtrack und einem guten Händchen für den Schnitt ist das Ganze schon sehr solide, wenn auch vollkommen durchgeknallte Unterhaltung.
Schade dass die schauspielerischen Leistungen dem ein wenig im Wege stehen, was angesichts eines solchen Casts mehr als verwundert. Stars wie Mila Kunis oder "Orange is the new Black"-Star Samara Wiley werden in ihren viel zu wenig beachteten Nebenrollen verschenkt, während wiederum andere unangnehm aufdrehen. Der schrille Auftritt von Juliette Lewis beispielsweise überschreitet die Grenze zur Überzeichnung gleich von Anfang an, während Wanda Sykes irgendwo zwischen "ziemlich witzig" und "wahnsinnig nervig" pendelt. Zudem hat man Golden-Globe-Preisträgerin Awkwafina, die mit ihrer wahnwitzigen Energie ja auch Blockbuster wie "Ocean's 8" oder den MCU-Film "Shang Chi and the Legend of the Ten Rings" aufwertete, lange nicht mehr so gelangweilt gesehen, obwohl ihre Rolle eigentlich deutlich mehr Potenzial gehabt hätte. Schwierig zu bewerten ist auch der Auftritt von Oscarpreisträgerin Allison Janney, die als Hauptfigur zwar durchaus Spaß an ihren fiesen Machenschaften ausstrahlt, aber auch niemals wirklich glaubwürdig, leider immer eine Spur zu drüber wirkt, weswegen es vollkommen banal wirkt, dass die Medien und fast das gesamte Polizeirevier auf ihre wirre Geschichte hereinfällt.

Fazit: Es gibt eine Menge spaßiger und rabiater Ideen in diesem Film, der tonal unentschlossen und mit hohem Tempo irgendwo zwischen Tarantino und den Coen Brothers hin und her tingelt. Letztendlich ist es aber trotzdem angesichts so vieler unsympathisch geschriebener Figuren auch etwas anstrengend, diesem schrillen Chaos zu folgen.

Note: 3-



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