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Freaky

Das beschauliche Städtchen Blissfield steht im Zeichen eines grauenvollen Killers - der "Blissfield Butcher" (Vince Vaughn) hat in den vergangenen Jahren immer wieder Teenager ermordet, konnte aber nie gefasst werden, weswegen sich gar schon Legenden um ihn ranken. Nun ist er wieder da und findet in der unsicheren Außenseiterin Millie Kessler (Kathryn Newton) sein neues Opfer. Doch der Mord an der Schülerin verläuft nicht wie geplant, da der Butcher dafür einen zuvor entwendeten Ritualdolch benutzt. Zur Mitternacht vertauschen beide daher plötzlich ihre Körper. Millie, nun im Körper eines gesuchten Killers, versucht, ihr eigenes physisches Selbst wiederzubekommen, während der Butcher in Millies Körper seine Anonymität nutzt, um sich quer durch die Schule zu schlitzen...

Körpertausch-Filme hat es schon so manche gegeben, doch die Idee ins Horror-Genre zu tragen, hat zumindest in Ansätzen etwas Originelles: Eine Mischung aus irrer Komödie mit Fantasy-Einschlag und einem ziemlich blutigen Slasher klingt jedenfalls recht interessant. Und in den ersten Minuten verspricht uns "Freaky" auch eine Rückkehr zu den Wurzeln, wenn er in der Anfangssequenz ungemein stilsicher und ziemlich rabiat alles auffährt, was das Genre in den 90ern noch einmal großgemacht hat. Das Versprechen, welches der Film noch vor der Einblendung des Titels liefert, kann er im Nachgang dann nicht ganz halten. Tatsächlich hätte man sich bei solch einer verrückten Idee, die im Grunde ein ganzes Potpurri an fiesen Scherzen liefern könnte, noch ein böseres Endprodukt gewünscht. Es gibt zwar einige recht rabiate Kills, doch über weite Strecken geht es eher um den Kampf zwischen den beiden Hauptprotagonist*innen... und der läuft dann doch eher blutarm ab.
Diesen zentralen Konflikt kann "Happy Deathday"-Regisseur Christopher Landon dann aber so gewitzt inszenieren, dass man kaum dazukommt, dem ein wenig vergeudeten Potenzial nachzuweinen. Denn obwohl Horrorfans hier, trotz manch eines ziemlich spannenden Moments, nie wirklich auf ihre Kosten kommen, ist der Unterhaltungsfaktor enorm. Sicher, mit etwas mehr Mut wäre mehr drin gewesen, denn Überraschungen braucht man keine zu erwarten und auch das letztendliche Finale, welches ein wenig wie zusätzlich drangeklappt wirkt, enttäuscht. Im Sinne einer Körpertausch-Komödie fährt Landon aber alles an Ideen und irrwitzigen Hindernissen auf, was man sich nur vorstellen kann. Dabei hält er das Tempo durchweg hoch, findet immer neue, kleine Abzweigungen und hält auch den Lachfaktor angenehm hoch. Es gibt nur wenige Kalauer, die ein wenig bemüht wirken, dafür umso mehr echte Treffer fürs Zwerchfell. Das hat dann zwar auch ein gewisses Nerv-Risiko, aber findet immer wieder angenehm den Boden zurück und ist darüber hinaus ziemlich clever inszeniert, mit dem Sinn fürs Überzogene, aber auch mit manch einem herzlichen und intelligenten Moment.
Dass besonders der Spaßfaktor so hoch ist, hat man den beiden Stars des Films zu verdanken. Sicher, auch alle Nebenfiguren sind durchweg sympathisch (oder grundsätzlich so unsympathisch, dass sie sich als potenzielle Opfer hervorragend platzieren) und werten "Freaky" durch ihre Herzlichkeit oder auch wunderbar gewitztes Timing in den richtigen Momenten noch einmal auf. Was Vince Vaughn und "Paranormal Activity 4"-Star Kathryn Newton hier aber abliefern, kann man nur als grandios bezeichnen. Beide hatten offensichtlich so viel Freude daran, hier mal in einen ganz anderen Rollentypus zu schlüpfen, dass sich ihre Energie förmlich auf die Zuschauer*innen überträgt. Newton liefert dabei eine förmlich rastlose Performance ab und lässt das "Bad Girl" wunderbar raushängen, während sie zuvor als unsichere Außenseiterin noch knapp am überzeichneten Klischee vorbeischrammt. Und Vaughn ist optisch als echter Bulle, in dessen Körper sich aber die vollkommen überforderte Teenagerin versteckt, schlichtweg ein echter Gag-Lieferant, der vor allem in den gemeinsamen Momenten mit seinen jüngeren Co-Stars regelrecht aufblüht. Allein schon aufgrund dieser fabelhaften, irrwitzigen Schauspielleistungen lohnt sich eine Sichtung von "Freaky" durchaus... nicht nur für Horror-Fans!

Fazit: Aus "Freaky" hätte mit mehr Mut und Extravaganz ein echter Kultfilm werden können, doch das, was das Team letztendlich daraus machte, ist auch noch ziemlich gut. Mit hohem Tempo und grandiosen Schauspielleistungen entsteht gut getimter Witz, garniert mit (etwas zu wenig) Sauereien. Nicht der ganz große Wurf, aber für einen Abend sehr unterhaltsam.

Note: 3+



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