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The Expanse - Die vierte Staffel

Acht Monate sind seit den Öffnungen der Ringe vergangen und über tausend neue Planetensysteme haben sich der Menschheit eröffnet. Der Krieg wurde verhindert, dennoch gilt das Verhältnis zwischen der UN und den Gürtlern weiterhin als angespannt, da die UN den Sol-Ring zur Blockadezone erklärt hat, fürchten sie doch die potenziellen Gefahren dahinter. Die Wege der Verbündeten haben sich teilweise getrennt, so ist Bobbie Draper (Frankie Adams) als Zivilistin auf den Mars zurückgekehrt, während Avasarala (Shohreh Aghdashloo) die politischen Ränkespiele auf der Erde ausführt. Die Crew der Rocinante hingegen ist noch vollständig und erkundet den Planeten Ilus, auf dem sich die Gürtler niedergelassen haben. Als es dort zu merkwürdigen Vorkommnissen kommt, muss James Holden (Steven Strait) seine Fähigkeiten einsetzen und wieder in Kontakt mit Miller (Thomas Jane) treten. Noch ahnt er kaum, was er damit auf dem neuen Planeten in Gang setzt...

Im Grunde konnten sie nun alles machen was sie wollten. Nachdem sich im Finale der dritten Staffel von "The Expanse" förmlich die Tore zu etlichen anderen Welten öffneten, war unklar, wohin die Reise nun gehen würde. Beinahe wäre sie aber gar nicht weitergegangen, da Haussender Syfy die Serie eigentlich einstampfen wollte - nur dank der Hilfe des Streamingdienstes von Amazon konnte das Abenteuer für drei weitere, abschließende Seasons weitergehen. Und womöglich ist es Amazon zu verdanken, dass sich "The Expanse" nun ein wenig anders, aber auch deutlich frischer anfühlt. Den größten Kritikpunkt der vorherigen Seasons haben sie hier nämlich deutlich ausgemerzt - trotz nur noch zehn Episoden wird sich deutlich mehr Zeit genommen, um sich den Charakteren und deren Innenleben zu widmen. Die Serie hetzt nicht mehr atemlos von Mission zu Gefecht, sondern lässt ihre zuvor ja eher etwas steril anmutenden Charaktere endlich Luft holen, eigene Geschichten und Konflikte erfahren, lässt sie fühlen, lachen und leiden. Das führt dazu, dass uns die ohnehin schon liebgewonnen Figuren noch einmal deutlich näherkommen und auch die neu eingeführten Charaktere dieser Staffel dank pfiffiger Ideen und starker Darstellerleistungen durchweg gut einfügen.
Im direkten Vergleich mit der pompösen dritten Season, die die Messlatte für den Serienmarkt in Sachen Science-Fiction mit galaktischen Bedrohungen und neuen Welten auf ein neues Level hob, hat die vierte Staffel etwas weniger Spektakel und auch weniger Staunen zu bieten. Das liegt daran, dass die Konflikte besonders in der ersten Staffelhälfte wieder deutlich menschlicher ausfallen, wobei erneut klare Parallelen zu unseren heutigen gesellschaftlichen Problemen gezogen werden. Das mag an der ein oder anderen Stelle etwas zäh sein, entfaltet aber aufgrund der sich immer weiterzuspitzenden Konflikte und einiger knallender Wendungen rasch einen Sog. Dabei fällt das Ungleichgewicht zwischen herausragenden Plots und nur "soliden" Handlungen aber durchaus auf: Während das neue Abenteuer der Crew der Rocinante ein wahnsinnig faszinierendes, originelles und letztlich enorm spannendes Sci-Fi-Spektakel mit viel Herz und Hirn darstellt, fällt beispielsweise der Plot rund um die Sammlung von Wählerstimmen von Avasarala wesentlich mauer aus. Obwohl es auch hier einige stimmige Momente gibt, verhebt sich die Show in diesen vergleichsweise trockenen Szenen ein wenig - bei aller Liebe, das ist nicht "House of Cards" und "The Expanse" kann in diesem Plot keinesfalls die intrigante Spannung der Netflix-Serie erschaffen, bleibt eher auf harmlosen Pfaden.
Das machen die anderen Plots aber fast durchweg besser. Den Autoren ist fast immer eine gute Idee zu den handelnden Charakteren eingefallen und sie finden stets einen Weg, die Spannung zu erhöhen oder mit neuen Überraschungen um die Ecke zu kommen. Diesmal finden sie dabei auch das korrekte Maß aus Spektakel und Ruhepausen, was diese vierte Season vielleicht zur bisher emotionalsten und auch tiefsten macht. Das wird nicht jedem gefallen und auch ich habe mich an mancherlei Überzeichnungen etwas gestoßen - so missfiel mir die Rückkehr von Thomas Jane als eine Art Supervision noch immer nicht wirklich, auch wenn der Plot dafür im weiteren Verlauf eine ordentliche Dringlichkeit findet. Und letztlich werden auch Fans, die sich wieder auf neue spektakuläre Action freuen, mehr als abgeholt. Neben den starken Charaktermomenten bietet die vierte Staffel erneut eine herausragende Optik mit schnörkellosen, wunderschönen Computereffekten und Landschaftsaufnahmen sowie einigen bravourös inszenierten Actionszenen. Das ist dann schon wahnsinnig wuchtig ohne sich dabei im Spektakel vollends zu verlieren und macht dann wirklich sehr viel Laune. Die Finalfolge fällt im direkten Vergleich etwas schwächer aus und auch der letztliche Cliffhanger ist nicht ganz so elektrisierend wie zuvor, aber was macht das schon? Die vierte Season von "The Expanse" hat auch vorher schon genug geboten, sodass ich mich erneut auf die Weiterführung dieser mittlerweile richtig starken Sci-Fi-Serie freue.

Fazit: Mit etwas weniger Spektakel und etwas weniger Staunen führt "The Expanse" eine ruhigere, aber auch tiefere Erzählweise ein, die sich mehr Zeit nimmt, ohne dabei zu langweilen. Die erfrischende Mixtur aus wunderschöner Optik, charmanten Figuren und starken Wendungen ist dennoch geblieben, wenn auch nicht ganz so prunkvoll wie in der dritten Season.

Note: 2-





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