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Candyman (2021)

Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II) ist ein talentierter Künstler, der mit seiner Freundin Brianna (Teyonah Parris) frisch nach Chicago gezogen ist. Allerdings fehlt es ihm mittlerweile an einer echten Vision, weswegen seine neuesten Bilder keine echte Dringlichkeit entwickeln können. Dann stößt Anthony über Umwege jedoch auf die schaurige Grusellegende des mysteriösen "Candyman", der vor Jahren herumgespukt und Menschen, die seinen Namen vor einem Spiegel fünfmal hintereinander aussprachen, gejagt haben soll. Die Legende fasziniert Anthony und bringt ihm eine gewisse Inspiration, die jedoch immer intensiver zu werden scheint - bis sich der junge Mann im Mythos des Candyman verliert. Bald darauf gibt es einen ersten Todesfall zu vermelden...

Natürlich ist das Remake von "Candyman" aus dem Jahr 2021 in erster Linie ein waschechter Horror-Slasher - der Kultkiller steht immerhin auf ähnliche Art und Weise wie Michael Myers oder Freddy Krueger für das Genre und dementsprechend wird den erwartungsfreudigen Fans auch einiges von dem geliefert, was sie sich erwarten: Der neue Film ist stellenweise sehr schaurig, ziemlich blutig und nutzt einen recht hohen Bodycount, um nachhaltig zu schockieren. Trotzdem ist das Werk von Regisseurin Nia DaCosta weit davon entfernt, nur eins dieser halbgaren Horror-Remakes zu sein, mit denen unsere Kinos seit Jahren förmlich überflutet werden. Zum einen ist der visuelle Stil ein anderer, weil viel motivierterer: Das Spiegel-Thema, welches mit dem Candyman verbunden ist, wird auch für inszenatorische Highlights genutzt und generell verknüpfen DaCosta und Produzent Jordan Peele (das Mastermind hinter den vergangenen Horror-Hits "Get Out" und "Wir") die schaurige Grundstimmung, die sich tief vor den Originalen verbeugt, aber trotzdem eine eigene Daseinsberechtigung findet, sowohl mit gesellschaftlichen Themen als auch kunstvoller Überhöhung.
Das klingt in erster Linie etwas sperriger, als es das letztendlich ist, denn der generelle Plot ist nicht allzu komplex. Allerdings lässt sich in diese neue Variante auch eine Menge hineinlesen, was sowohl visueller als auch emotionaler Natur ist. Unübersehbar, da daraus Herz und Seele der Figuren entspringen, ist der gesellschaftliche Hintergrund, "Candyman" klar an die Black Community zu richten. Der Film setzt sich stellenweise sehr genau mit Alltagsrassismus, Polizeigewalt und auch den psychischen Verfassungen eines sensiblen Künstlers auseinander - dabei klagt DaCosta auch an, legt den Finger immer wieder unangenehm in diverse Wunden (wörtlich und im übertragenen Sinn) und erschafft somit zwar weiterhin einen echten Horrorschocker, der aber auch zum Nachdenken anregen soll. Diese Mixtur aus Horror, Charakterdrama und echter Gesellschaftsanklage verbindet sich sowohl visuell als auch direkt in seiner Handlung durch einige grandiose Ideen (wie die Form eines Schattenspiels, die für weitere Erklärungen dient) und metaphorische Zusätze. In den besten Momenten ist "Candyman" durch einige trickreiche Einfälle verflixt gruselig, bleibt dabei aber auch angenehm undurchsichtig. Selten hat sich ein Film dieses Genres in den letzten Jahren so wenig in die Karten schauen lassen.
Getragen wird diese Show dann ganz eindeutig von "Aquaman"-Star Yahya Abdul-Mateen II, der in seiner ersten echten Kinohauptrolle absolut beeindruckend agiert. Neben ihm verblassen die restlichen Figuren zwar deutlich, da sie unter seiner enormen Präsenz schlichtweg nicht genug Raum bekommen können, doch trotzdem sind auch diverse Nebencharaktere mit cleveren Dialogen und einigen wunderbaren Details noch weitaus erinnerungswürdiger als die mauen Teenie-Opfer aus anderen, deutlich unkreativeren Slashern. Leider hält "Candyman" dieses Tempo nicht bis zum Finale durch - der letzte Showdown ist zwar visuell beeindruckend, wirkt in seiner Form aber auch ein wenig gehetzt und weiß nicht wirklich zu bannen. Zuvor hat der Film schon wesentlich packendere Einzelszenen vorgelegt, sodass der letzte Tusch damit nicht mehr mithalten kann und trotz allen Spektakels etwas leidlos verpufft. Generell bleibt nach dem sehr abrupten Abschluss ein wenig das Gefühl, dass es für das "Candyman"-Remake zahlreiche brillante Ideen gab, viele Themen und Worte, die gesagt werden mussten, die aber nicht allesamt innerhalb von sehr kurzen 91 Minuten ihren Raum finden konnten. Das ist etwas schade, da eine längere Laufzeit, um all diese Eindrücke auch wirklich atmen zu lassen, wahrscheinlich die bessere Idee gewesen wäre. Da man aber von einer baldigen Fortsetzung ausgehen darf (sofern sich dieses Projekt als lukrativ genug erweist), ist es gut möglich, dass dies noch in diversen Sequels behandelt wird. Mich würde dies jedenfalls sehr freuen.

Fazit: "Candyman" ist definitiv einer der visuell kreativsten Horrorfilme der letzten Zeit, der innerhalb seiner schaurigen Inszenierung auch genug Mut und Zeit aufwendet, um gesellschaftskritisch aufzuschlagen und doppelbödige Charaktere zu liefern. Leider verpuffen einige dieser Ideen, da schlicht nicht genug Zeit bleibt, um diese Genres und Ebenen durchweg atmen zu lassen.

Note: 3+



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