Nach dem Kampf gegen die mysteriöse Kreatur an Bord der Rocinante sind Jim Holden (Steven Strait) und seine Crew gerade dabei, die dabei entstandenen Schäden am Schiff zu flicken. Ein Streit bricht aus, als Naomie (Dominique Tipper) nach ihrem Verrat zu Fred Thompson (Chad L. Coleman) stoßen möchte, was vom Rest der Crew erst abgelehnt wird. Unterdessen plant UN-Ratsherrin Avasarala (Shohreh Aghdashloo) ihre Flucht von Bord des Urlaubsschiffes, doch scheinen nun sowohl Erde als auch Mars versuchen zu wollen, sie abzuschießen. Holden verbündet sich daraufhin mit Prax (Terry Chen), der die Suche nach seiner Tochter weiterhin nicht aufgeben will. Ein Bündnis scheint nötig, um sich aus dieser aussichtslosen Situation noch herauszuwinden, während ein Krieg zwischen Erde und Mars endgültig unausweichlich scheint...
Diesmal ist es "The Expanse" gelungen, mich wirklich zu packen. In den dreizehn Folgen der dritten Staffel entfaltet sich die Serie endlich zu einem sehr gut durchdachten, optisch berauschenden und hochspannenden Science-Fiction-Epos, welches ich so von Anfang an erwartet habe - weg von wirren und viel zu gehetzt erzählten Missionen und Einzelgeschichten, hin zu einem mit Wendungen und interessanten Charakteren vollgepackten Abenteuer. Sicherlich wurden nicht alle Schwächen ausgemerzt, die die Serie seit den Anfangstagen mit sich herumschleppt. So tue ich mich mit der Hauptfigur des James Holden immer noch etwas schwer, der zwar eine Wandlung durchläuft, für mich aber weiterhin zu konturlos und "heldenhaft" daherkommt. Auch rasen die Autoren über diverse Wendungen etwas zu rasch hinweg und nicht alle Figuren bekommen gerade in der zweiten Staffelhälfte die Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdient hätten. Einige Mysterien und neue Wandlungen werden dabei im Eiltempo erklärt - dabei kann man sich schon mal überfordert fühlen, wenn man nicht wirklich jedes Wort sofort aufsaugt und bisweilen verlieren die Macher in ihrer gigantischen Welt auch mal den Überblick, bringen zu wenige nötige Atempausen ein.
Im direkten Vergleich will ich das wahnsinnig hohe Tempo und dir daraus resultierende Hochspannung aber auch nicht missen. Die Charaktere haben wir mittlerweile kennengelernt, sodass nötige Atempausen zwar vermisst werden, wir aber auch ohne sie noch an den Figuren hängen - wenn das schon nicht für Holden selbst gilt, dann sicherlich für das große Ensemble an ebenso sympathischen wie manchmal moralisch doppelbödigen Nebenfiguren. Die Autoren haben all diese Charaktere ziemlich gut im Griff, niemand wird vergessen, jeder bekommt seine Momente. Das merkt man auch dem Schauspiel-Ensemble an, welches schon immer motiviert war, hier aber noch einmal deutlich an Gravitas zulegt. Zudem kommen zu den bereits etablierten Figuren, denen wir hier zu gern durch die Handlung folgen, so namhafte Könner wie David Strathairn oder auch "Lost"-Star Elizabeth Mitchell dazu, welche den Cast um ein Erneutes aufwerten. Dabei entsteht ein stimmiges Gesamtbild aus unterschiedlichen Charakteren, sodass es nie langweilig wird. Der Plot über diese Figuren hinaus gewinnt zudem ebenfalls an Größe und die Macher liefern erstmalig richtiggehende Antworten auf dicke Fragezeichen und streuen mit einer gehörigen Portion Mut und Innovation sogar sehr erfrischende Neuerungen ein.
So hält diese Staffel ungefähr zur Halbzeit nicht unbedingt eine Änderung des Tonfalls bereit, aber setzt den Fokus anders, sorgt für eine andere Sichtweise, vergrößert den Blickwinkel. Das ist in diesem Fall und nach den ersten, bereits wahnsinnig spannenden Folgen eine Wohltuung, die das Universum von "The Expanse" auf ein neues Level hebt und für frisches Blut sorgt. Zum ersten Mal haben die Macher auch im weitesten Sinne das Worldbuilding im Griff, denn wo zuvor angesichts der sich ständig verändernden Loyalitäten zwischen den verschiedenen Welten und Fraktionen doch auch Verwirrung herrschte, sind die Fronten hier nun deutlich klarer weil wesentlich besser und fundierter geschrieben. Informationen erhalten wir nun, auch in emotionaler Hinsicht, nicht mehr durch bloße Wortgewalt, sondern auch durch Bilder und können so wesentlich besser an diese faszinierende Welt andocken, die sowohl menschliche Konflikte als auch universelle Super-Abenteuer kulminiert. Und an der Optik ließ sich ohnehin noch nie etwas bemängeln: "The Expanse" sieht auch in der dritten Staffel wahnsinnig beeindruckend aus, wahrscheinlich aufgrund frischer visueller Ideen noch etwas schicker als zuvor. Die Actionszenen wissen zu gefallen, auch weil sie diesmal sorgsamer verteilt sind und nicht jede Folge irgendwann in Hektik versinkt. Das ist dann also endlich das große Sci-Fi-Abenteuer, auf welches ich mich so gefreut habe - und ich kann es kaum erwarten, in die vierte Staffel einzusteigen, um zu sehen, welche Pfade dort beschritten werden.
Fazit: Trotz kleinerer (und auch üblicher) Schwächen in den Bereichen Über-Tempo und Hauptfigur kommt die dritte Staffel deutlich fokussierter und übersichtlicher daher - daraus resultieren dramatische, hochspannende und ungemein interessante Sichtweisen. Die bisher beste Staffel in diesem Sci-Fi-Epos!
Note: 2-
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