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Old

Das zerstritten lebende Ehepaar Guy (Gael Garcia Bernal) und Prisca Cappa (Vicky Krieps) fahren gemeinsam mit ihren Kindern, dem sechsjährigen Trent (Nolan River) und der elfjährigen Maddox (Alexa Swinton) in den Urlaub. Im Hotel wird ihnen von dem zuvorkommenden Resortmanager Nils (Gustaf Hammarsten) ein abgelegener Strand empfohlen, der allen anderen Gästen unbekannt sein soll. Gemeinsam mit ein paar weiteren Urlaubern bricht die Familie Cappa zu dem geheimen Platz auf und genießt anfangs tatsächlich einen entspannten Tag an einem ruhigen Strand. Doch wenig später geschehen die ersten seltsamen Ereignisse: Eine Leiche wird an den Strand gespült, der Arzt Charles (Rufus Sewell) erleidet einen Zusammenbruch, als er zwischen den Felsen, die den Ort umgeben, etwas sucht... und die anwesenden Kinder scheinen auf einmal rasant zu altern.

M. Night Shyamalan ist mitten in seinem Comeback - nachdem seine Filme zu Beginn des Jahrtausends weitestgehend verhalten aufgenommen, oftmals sogar richtiggehend verrissen wurden (und das auch nicht ausschließlich zu Unrecht), konnte der "The Sixth Sense"-Regisseur im Jahr 2017 mit "Split" und dem zwei Jahre später daraus mitresultierenden "Glass" Kritiker und Zuschauer wieder ein wenig beruhigen. Man durfte sich also prinzipiell wieder auf einen neuen Shyamalan-Film freuen, ohne gleich das Schlimmste befürchten zu müssen und die Prämisse von "Old" klang dazu noch verdammt interessant. Und ja, Shyamalan setzt diese sehr effektiv um, wenn er die Thematik der rasant verlaufenden Zeit in prägnanten Szenen aufzeigt und dabei für einige Schockeffekte sorgt. Besonders interessant ist dabei die mutige Kameraarbeit von Mike Gioulakis, der sich seine Sporen im Horrorbereich bereits unter anderem mit stark bebilderten Schockern wie "Wir" und "It Follows" verdiente. Er weiß sowohl die betörende Schönheit der Urlaubslandschaften als auch die schaurige, teilweise richtiggehend drastische Stimmung des Mysteriums einzufangen. Dabei verschweigt er dem Zuschauer oftmals, was gerade passiert, bevor er manchmal doch noch voll draufhält und die Wirkung eines gewissen Ereignisses dementsprechend verstärkt. Die Bilder wirken dabei ebenso mystisch wie die Geschichte selbst und können in den besten und auch angsterfüllendsten Momenten wie ein echter Rausch wirken.
Darüber hinaus geht Shyamalan sehr kreativ zu Werke, wenn er seine Grundidee erst mal etabliert hat und schließlich mit ihr so weitläuft, wie er nur kann. Die Auswirkungen der rasant verlaufenden Zeit auf die einzelnen Protagonisten nimmt immer wieder neue, erschreckende Wendungen - dabei wirken sich diese sowohl auf den Zuschauer, der aufgrund manch einer neuen Situation geschockt werden dürfte, als auch auf die handelnden Figuren auf. Dabei setzt er besonders emotionale Schockstarren gut um, wenn die anwesenden Kinder plötzlich damit hadern, in ausgewachsenen Körpern zu stecken. Das Tempo wird dabei angenehm hochgehalten, immer rasanter folgen die Einschläge. Das geht manchmal aber auch zugunsten einer gelungenen Reaktion der Figuren: Gewisse Schockstarren sind verständlich, hin und wieder finden sich die Charaktere aber doch zu artig mit der Schreckenssituation ab. Shyamalan nimmt sich zwar die Zeit, nachzuforschen, was das Ablaufen der eigenen Lebenszeit mit den Figuren macht, findet aber nicht immer den richtigen Drive, um dies auch glaubwürdig rüberzubringen. Die Folge sind streckenweise arg seltsame und hölzerne Dialoge, in denen die Schauspieler plötzlich aufgesagte Informationen wiedergeben müssen - und dies auf eine Art und Weise, wie sie so höchstens ein professioneller Nachrichtensprecher wiedergeben würde.
Das zieht einen bisweilen immer wieder aus der ansonsten schneidenden Atmosphäre, die Shyamalan im Mystery-Bereich ohnehin sehr gut im Griff hat. Leider versagt er dabei, dem schaurigen Rätsel einige interessante Charaktere entgegenzubringen, mit denen man mitfiebern möchte. Der Spannungsgehalt bleibt zwar oben, doch angesichts der Figuren, die sich wie leere Notizzettel anfühlen und über die wir viel zu wenig erfahren, wäre da noch etwas mehr Suspense übriggeblieben. Abgesehen von der Familie Cappa wird im Grunde niemand mit tieferen Charakterzügen ausgestattet, obwohl die bunte Truppe am Strand (unter anderem treffen dort ein US-Rapper, eine alte Dame und eine Social-Media-Begeisterte aufeinander) dies durchaus hergegeben hätte. Schauspieler wie Rufus Sewell oder Ken Leung (nach "Lost" darf er hier also erneut einem Mystery-Rätsel am Strand auf den Grund gehen) bleiben dementsprechend unterfordert. Gelungen ist hingegen die Auflösung der Ereignisse, die (auch ganz typisch Shyamalan) mit einer nicht unbedingt schockierenden, aber durchaus schlüssigen Wendung preisgegeben wird, die als solche durchweg passt.

Fazit: M. Night Shyamalan meldet sich mit "Old" mit einem effektiven, sehr spannenden und virtuos inszenierten Mystery-Thriller zurück, der seine schaurige Grundidee bis zum Äußersten ausreizt. Leider stören einige sehr schwach geschriebene Charaktere und deren hölzerne Dialoge, die mehr dem Aufsagen von Informationen als echten Gefühlen entsprechen.

Note: 3+



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