An Weihnachten betritt der finstere grüne Ritter (Ralph Ineson) den Thronsaal des Königs Arthur (Sean Harris) und bittet um einen Herausforderer. Dieser soll dem grünen Ritter einen Schlag zufügen, den er genau ein Jahr später exakt gleich vergelten wird. Der Neffe des Königs, Gawain (Dev Patel), stellt sich in den Ring... und verwirrt von der Wehrlosigkeit des ungebetenen Gastes enthauptet er diesen, woraufhin der Ritter, noch immer lebend, davonreitet und Gawain ein Jahr später erwarten will. Nach beinahe einem Jahr möchte Gawain, trotz furchtbarer Angst vor dem Tod, die Reise zur Heimat des grünen Ritters antreten, um die Abmachung zu erfüllen. Doch diese birgt nicht nur schreckliche Erfahrungen, sondern lässt Gawain auch mit sich selbst hadern.
Es dürfte nicht wenige geben, die beim Rollen des Abspanns dieses Films und auch schon vorher ziemlich verdutzt aus der Wäsche schauen dürften - so erging es auch mir. Die Zuschauer-Reviews sprechen dabei eine deutliche Sprache, wohingegen die professionellen Kritiker "The Green Knight" fast einhellig lobten. Und ja, es ist ein wahnsinnig sperriger Film geworden, der sich voll und ganz der bekannten Blockbuster-Dramaturgie verweigert und darüber hinaus unglaublich viel und unglaublich wirr erzählt. Regisseur David Lowery, der sein Publikum vor einigen Jahren bereits im Episodenformat "Ghost Stories" zu überfordern wusste, lässt die Zuschauer angespannt miträtseln bei all den Merkwürdigkeiten, die Gawain auf seiner Reise begeben und Antworten gönnt er diesen keine. Das mag sich erst nach Faulheit anhören und am Ende kann man, wenn man den Sinn all dieser großen und kleinen Reisen und Aufgaben nicht verstanden hat, durchaus frustriert sein. Es lässt sich aber auch nicht wegargumentieren, dass Lowery sich wohl bei jeder Szene und jeder Dialogzeile etwas gedacht hat, denn trotz vieler Fragezeichen entwickeln die meisten Momente einen regelrechten Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Die Artussage wird hier zu einer regelrecht traumatischen, beinahe wahnwitzigen Erzählung, die in dieser filmischen Form ebenso gut von Stanley Kubrick oder Terrence Malick hätte stammen können - vielleicht ist "The Green Knight" so auch das "2001" des Fantasy-Kinos, ohne aber dessen ungehemmte Wucht und den Kultstatus wohl jemals erreichen zu können. Denn es gibt tatsächlich nur wenig, woran man sich hier festhalten kann und soll - der von "Slumdog Millionär"-Star Dev Patel herausragend gespielte Protagonist bleibt dem Zuschauer ebenso fern wie die vielen Nebenfiguren, deren Sinn sich nicht immer entfaltet. Über einen sprechenden Fuchs bis hin zu nackten Riesen und einer scheinbar kopflosen Dame ist zwar vieles dabei, was ungemein kreativ, aber auch arg befremdlich wirkt und Lowery scheint diese Szenen im ersten Blick ohne Kontext einfach darzubieten. Da hilft es zwar, dass "The Green Knight" visuell und optisch ein absolutes Kunstwerk geraten ist, beinahe jedes Bild einem prachtvollen, perfekt durchkomponierten Gemälde gleicht, wobei der wunderbare Soundtrack grandios wummert. Aber trotzdem muss der Zuschauer wahnsinnig viel Geduld aufbringen, die am Ende wahrscheinlich nicht mal passend belohnt wird.
Gut, womöglich ist der Weg das Ziel und "The Green Knight" bietet auf diesen Pfaden durchaus spannende Szenen - was nun dahintersteckt, bleibt nur vielfach im Verborgenen. Und obwohl ich mir wahnsinnig viel Mühe gab, verlor der Film mich spätestens mit dem Auftritt von Joel Edgerton, wo dann doch einige arg seltsame und auch für sich stehend kaum goutierbare Kunstszenen warten, die zwar großartig gefilmt sind, für mich jedoch keinerlei Sinn mehr ergaben. Als solches ist "The Green Knight" also durchaus ein Erlebnis und will seine Zuschauer fordern - es ist aber fraglich, ob gerade das popcornmampfende Blockbuster-Publikum überhaupt die Gehirnzellen anstrengen möchte, um hierin noch einen Kontext zu suchen, den auch ich nicht finden konnte. Es gibt mehrere Ansätze, in welchen man besonders das Ende lesen kann, aber wirklich befriedigend ist keiner von ihnen. Dementsprechend ist Lowerys Werk ein gleichsam leerer wie prall gefüllter Film, ein Kunstwerk sondergleichen, welches den einen kalt lässt und gleichermaßen beeindruckt, während andere alles darin sehen.
Fazit: Auf den Spuren von Kubrick und Malick wandelt dieses Kunstwerk mit optisch kunstvollen Einblicken, wobei Kontext und Sinnhaftigkeit dieser Reise alsbald verloren gehen. "The Green Knight" verliert sich in seinen eigenen, sperrigen Bedeutungen und dürfte dahingehend sehr viele Zuschauer ratlos oder gar erzürnt zurücklassen.
Note: 4+
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