Die Fronten zwischen dem Mars und der Erde sind noch immer hart aufgebaut - beide vermuten die Beteiligung der jeweils anderen Partei in die katastrophalen Vorgänge auf der Eros-Station. Einzig die Crew der "Rocinante", unter ihnen Jim Holden (Steven Strait) und Joe Miller (Thomas Jane), wissen, dass jemand anderes hinter der groß angelegten Verschwörung stecken muss und ein Krieg zwischen den beiden Großmächten provoziert werden soll. Während sich Miller und Holden von den Strapazen auf Eros erholen, erfahren sie, dass das tödliche Protomolekül nicht nur als Biowaffe dienen sollte, sondern sogar außerirdischen Ursprungs sein könnte. Auf der Erde spitzt sich die Lage zu, als Avasarala (Shohreh Aghdashloo) vermutet, dass hochrangige Politiker von der Verschwörung wissen könnten... und ein Anschlag auf das Leben der Frau weitere Komplikationen nach sich zieht.
Das Science-Fiction-Epos "The Expanse" macht genau dort weiter, wo es mit dem Ende der ersten Staffel, die in einem kniffligen Cliffhanger endete, aufgehört hat. Das bedeutete für mich, dass ich erneut Schwierigkeiten hatte, mich in der teilweise arg wirr erzählten Handlung, die atemlos durch etliche Stationen hetzt, zurechtzufinden oder an die Charaktere anzudocken. Schier ohne Pausen rennt die wendungsreiche Story voran und trotz einer Season, die nun drei Episoden mehr aufweist als zuvor, gibt es im Grunde keine Unterbrechungen. An jeder Ecke wartet ein neues Drama, eine neue Enthüllung, eine weitere Schlacht oder Mission. Mehr als einmal habe ich mir gewünscht, dass einige Story-Plotpoints nicht ständig so dicht aufeinanderfolgten, sodass die Figuren mehr Zeit hätten, um wirklich zu atmen oder das Worldbuilding endlich die faszinierenden Ausmaße annimmt, die uns hier fast ausschließlich in Wortform präsentiert werden. Denn "The Expanse" steckt weiterhin voller grandioser Ideen, nur schaffen es die Macher in den ersten Folgen der zweiten Staffel immer noch nicht richtig, diese auch dynamisch unter einen Hut zu bringen und sie in eine packende Dringlichkeit zu bringen - denn es kommt immer schon wieder neues Unheil und wichtige Neuerungen müssen in Rekordzeiten abgespult werden.
Überraschenderweise kommt die zweite Staffel aber wenig später deutlich besser in Schwung. Sicherlich könnte sie weiterhin besser erzählt sein und ich würde mir nach wie vor etwas weniger Spektakel und dafür mehr Mystik, Worldbuilding und Charakterdrama wünschen. Trotzdem ist die Handlung, wenn sie sich endlich nach und nach entfaltet und man endlich mehr Gelegenheiten bekommt, die Figuren auch außerhalb ihres Berufslebens kennenzulernen, einfach wahnsinnig packend erzählt. Deutlich besser als zuvor werden die verschiedenen Handlungsebenen miteinander verstrickt, wobei vor allem die Nebenfiguren wesentlich schärfer gezeichnet werden. Die Ränkespiele und die angsteinflößenden Mysterien sorgen für Spannung, für zwischenzeitlichen Humor wird auch gesorgt und die Autoren ziehen die Adrenalinschrauben mit jeder Folge ein bisschen weiter an. Geblieben ist auch die optische Wucht, die Raumschlachten und außerirdische Organismen auf visuell beeindruckende Art und Weise zu präsentieren versteht. Und die Ideenvielfalt, die man hierbei hatte, gereicht zwar nicht immer zur Faszination, da oftmals zu viele Einfälle und Wendungen in viel zu schneller Abfolge aufeinanderknallen - aber sie bleiben eben trotzdem einfallsreich und wissen daher zu gefallen.
Ein deutlicher Knackpunkt in negativer Hinsicht bleibt hingegen der Hauptdarsteller: Gab Steven Strait in der ersten Staffel noch den konturlosen Helden ohne jeglichen Charme, so muss er sich hier nun zu einem grummeligen, egomanischen Arschloch entwickeln, welches wirklich jede Szene mit unsinnigem Zorn vollstopft - sicherlich einer der unsympathischsten Protagonisten, mit dem ich mich bislang in einer großen Serie herumschlagen musste und Strait ist darstellerisch auch kaum fähig, dem Charakter irgendwelche doppelbödigen Nuancen zu verleihen. Die alten Bekannten in den Nebenrollen sowie einige wirklich starke Neuzugänge können dieses Manko glücklicherweise ausgleichen. So kommen nicht nur "Deep Blue Sea"-Star Thomas Jane, Cas Anvar und Co. zu neuem Gewicht, sondern auch neue Rollen fügen sich nahtlos in das starke Ensemble ein. Besonders herausragend agiert dabei Frankie Adams in einer neuen Figur, deren Plot sich langsam entfaltet und später immer spannender wird. Auch gelingt es den Machern, trotz eines schier überbordenden Ensembles an Haupt- und Nebenfiguren, diese Charaktere besser aufeinander abzustimmen. So bekommt nun jeder den nötigen Raum und man hat das Gefühl, dass die Drehbücher genau wissen, wie sie mit ihnen umgehen müssen - vom scheinbaren Schaulaufen aus schnell vergessenen Figuren ist hier glücklicherweise nur noch wenig übriggeblieben, auch wenn es durchaus etwas mehr Charaktertiefe hätte sein können.
Fazit: Im direkten Vergleich mit der ersten Staffel ist die zweite deutlich stärker - eine Handlung, die sich endlich weiterentwickelt und dabei immer spannender wird sowie griffigere Figuren und faszinierende Wendungen wissen zu packen. Etwas weniger Spektakel und mehr Tiefe wären weiterhin wünschenswert, aber mittlerweile befindet sich "The Expanse" mit deutlich zielgerichteteren Drehbüchern auf einem vielversprechenden Weg.
Note: 3+
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