Direkt zum Hauptbereich

Lucifer - Die dritte Staffel

Lucifer Morningstar (Tom Ellis) sitzt in einer für ihn vertrackten Lage. Ein Unbekannter hat ihn entführt und in der Wüste zurückgelassen. Dort muss er feststellen, dass seine Engelsflügel wieder da sind - offensichtlich versucht sein Vater erneut, ihn unter seine Kontrolle zu bringen oder gar zurück in den Himmel einzuladen. Während Amenadiel (DB Woodside) Lucifer davon überzeugen will, dass dies gute Nachrichten sind, riecht der Teufel eine Falle und versucht mit aller Macht die Drahtzieher zu finden, die sein Vater für diesen Plan wohl eingebunden hat. Auf dem Polizeirevier gerät Chloe Decker (Lauren German) aufgrund des neuen Polizeichefs Marcus Pierce (Tom Welling) unter Druck, denn dieser heftet sich sowohl an ihre Fersen als auch an Lucifers. Als Lucifer bei seinen Untersuchungen einem mysteriösen Kriminellen auf die Spur kommt, schaltet sich auch Pierce ein...

Vierundzwanzig Folgen (und zwei lose Bonus-Episoden, auf die ich später zu sprechen komme) bietet die dritte Staffel von "Lucifer" und das ist auf dem heutigen, schnelllebigen Serienmarkt verflixt viel. Und man merkt der Serie nun zum ersten Mal wirklich an, dass sie in einer hohen Episodenanzahl wenig zu erzählen hat und sich die Show ein wenig verrennt. So fehlt es diesmal über den Großteil der Folgen an einer wirklich stringenten Haupthandlung - im Mittelpunkt stehen erneut eine große Zahl von Einzelfällen sowie die sehr behutsame Weiterentwicklung der Hauptfiguren. Dabei hält man sich die größten Bonbons für das enorm spektakuläre, aber im direkten Vergleich sehr fix abgehandelte Staffelfinale in Folge 24 auf und lässt das vorherige Geschehen über weite Strecken herumdümpeln. Für Fans der Serie ist das dank der weiterhin sympathischen Charaktere und der spaßigen Grundidee immer noch eine Grund zur Freude, aber man kann auch nicht verhehlen, dass die Serie in dieser Staffel über lange Zeit eher ziellos herumirrt. Es passiert nur sehr wenig und das wird dann auch noch ausgewalzt. Erschwerend kommt hinzu, dass die neu ausgeflochtene Haupthandlung nicht wirklich überzeugt, da die Fantasy-Einschübe geringer ausfallen und dementsprechend noch deutlich obskurer wirken.
Doch das Herzstück der Serie war bislang nicht die narrative Handlung, die ja eher aus Klischees und Versatzstücken besteht und da nicht sonderlich mutig vorging, sondern die handelnden Charaktere. Und auch bei ihnen birgt diese Staffel Licht und Schatten. Es gibt zwar noch immer herzerwärmende Momente und Momente von grandioser, cleverer Komik. Allerdings werden viele Figuren auch, um des müden Gags oder des Abcheckens eines Plotpoints wegen, immer wieder in seltsame Ecken gedrängt. So wirkt besonders Titelfigur Lucifer Morningstar wesentlich naiver und streckenweise gar dümmer, als er es bei seinem ewig langen Dasein sein dürfte - der Plot will ihn aber immer wieder das Offensichtliche nicht erkennen lassen, um ihm am Ende eine Lehre mit auf den Weg zu geben. Und um ein paar skurille Humorelemente in den Einzelfällen zu etablieren, wird die toughe Polizistin Chloe Decker zwischendurch auch mal zum irren Fangirl umgeschrieben, die wegen ihrer Liebe zu einer kitschigen Buchreihe beinahe einen ganzen Fall torpediert; und auch mein heimlicher Favorit Dan (neben der herrlichen Ella noch immer die coolste Figur der Serie) wird ab und an doch zu arg als dümmlicher Sidekick herangezogen, um Lucifer und Chloe im entscheidenden Moment besser dastehen zu lassen. 
Diese Ausrutscher sind generell halb so wild, da die Serie diese auch immer wieder ausbessert und eben allen Figuren als Ausgleich grandiose Momente gibt. Schwerer wiegt die Tatsache, dass diese Staffel sich im Mittelteil (ungefähr von den Episoden 8 bis 20) in allerlei mäßig interessantem Beziehungskitsch austobt, während ansonsten kaum eine Art Handlung voranschreitet. Natürlich waren die Beziehungen immer das Salz in der Suppe dieser Serie, dass über weite Strecken aber nur noch soapige "Ich liebe den und der liebt die"-Plots vorangetrieben werden, wobei munter die Bäumchen in der Hauptbesatzung gewechselt werden und die Fallhöhe erstaunlich niedrig anmutet, ist schon ein wenig schade und macht die Sichtung der einzelnen Episoden, die schlichtweg nicht mehr aus dem Quark kommen, zu einer Geduldsprobe. Aber eine Probe, die sich durchaus lohnt, da jede Folge mindestens einen ganz starken Moment bereithält und pünktlich zum Finale auch endlich eine ganze Menge Weichen gestellt werden, auf die wir lange warten und die die vierte Season (von Netflix gerettet und diesmal auch mit deutlich weniger Episoden, was etwas Hoffnung auf eine spannendere Erzählung ohne maue Füller macht) hoffentlich bravourös verwandeln wird. Schade nur, dass ausgerechnet all diese hochspannenden und emotionalen Wendungen in die letzten beiden Episoden gequetscht wurden - sie hätten vielleicht noch mehr Power gehabt, wenn man einiges davon vorsichtig auf die ansonsten eher ereignisarmen, vorherigen Folgen verteilt hätte.
Zum Abschluss noch ein Wort zu den Folgen 25 und 26: Eigentlich endet diese Staffel mit der grandiosen vierundzwanzigsten Folge und die vierte Staffel wird auch genau an deren Ende ansetzen. Da "Lucifer" zu diesem Zeitpunkt jedoch abgesetzt wurde, wollten die Macher diese zwei bereits für die vierte Staffel produzierte und vollkommen für sich stehende Episoden nicht versauern lassen und sie den treuen Fans als Abschiedsgeschenk anbieten. Diese Folgen kann man prinzipiell, da die Serie dank Netflix ja doch fortgeführt wurde, im Grunde abhaken, da sie auch nicht den qualitativen Standard der Show erfüllen (und aufzeigen, dass es bei einer normalen Fortführung wohl ähnlich kopflos weitergegangen wäre wie in der dritten Season). Echte Fans geben sich die aber natürlich auch noch und warten dann gespannt auf die echte Fortsetzung der Serie in Staffel 4 - obwohl mich die dritte Season weitestgehend enttäuschte, bin ich nach den mordsmäßigen Cliffhangern aber tatsächlich mehr als gespannt, wie sich die Show unter neuer Schirmherrschaft schlagen wird.

Fazit: "Lucifer" leidet in der dritten Season an einer generell schwachbrüstigen Haupthandlung, die kaum aus dem Quark kommt. Die charmanten Charaktermomente werden immer wieder durch maue Soap-Beziehungskisten ohne Fallhöhen torpediert, es tut sich streckenweise sowohl bei den Figuren als auch in der Story nichts. Zwischendurch wissen die wunderbaren Figuren und einige starke Ideen immer wieder zu begeistern.

Note: 3-





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se