Direkt zum Hauptbereich

Outbreak - Lautlose Killer

Colonel Sam Daniels (Dustin Hoffman) wird in ein armes Dorf in Zaire in Afrika entsandt, da dort ein merkwürdiges und extrem tödliches Virus aufgetaucht sein soll. Daniels möchte die Bevölkerung nach eingehender Recherche warnen, was von seinem Vorgesetzten General Billy Ford (Morgan Freeman) jedoch verhindert wird - die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus nach Amerika gelangt, wird als vollkommen unwahrscheinlich angesehen. Doch es kommt, wie Daniels es befürchtet hat: In Boston werden die ersten Fälle verzeichnet, die Sterblichkeit liegt bei einhundert Prozent. Gemeinsam mit seiner Ex-Frau Robby Keough (Rene Russo) versucht Daniels, ein Gegenmittel sowie den unbekannten Wirt, welcher die benötigten Antikörper in sich tragen könnte, aufzuspüren. Währenddessen versucht die US-Regierung, ihre eigenen Vorteile aus der schrecklichen Seuche zu ziehen und klügelt einen gefährlichen Plan aus...

Filme wie diese sehen wir zur heutigen Zeit anders und es ist kein Wunder, dass Werke wie "Contagion" besonders zum Beginn der Pandemie wie verrückt gekauft wurden. Das, was viele Hollywood-Blockbuster damals als beängstigende Popcorn-Filme erschufen, ist heute (wenn auch nicht in dieser brutalen Schlagzahl) unsere Realität, weswegen wir diese Filme nun aus ganz anderen Augen sehen. Im Gegensatz zum düsteren Seuchen-Thriller von Steven Soderbergh kommt Wolfgang Petersens "Outbreak" aber deutlich amerikanischer und pathetischer daher... zumindest nach einem gewissen Zeitraum. Denn in der ersten Hälfte entwirft er noch einen durchaus stimmigen und teilweise hochspannenden und angsteinflößenden Thriller mit Bildern, die durchaus erschüttern. Hunderte Infizierte, in einer Scheune verbrannte Leichen, überall Blut und Chaos. Das Militär stürmt die Straßen, mit der Waffe im Anschlag - es sind Bilder, die so bei uns zum Glück nicht geschehen sind, die aber dennoch voll ins Mark treffen und die Petersen mit ungezügelter, ungeschönter Wucht auf den Betrachter loslässt.
Dabei erhöht er das Tempo immer weiter, lässt die sympathischen Protagonisten auf immer neue Hürden stürzen, gibt den Opfern ein Gesicht - es ist kein schöner, unterhaltsamer Film, sondern einer, der seine unsichtbare und gerade deswegen so angsteinflößende Katastrophe mit voller Wucht auf die Bevölkerung loslässt. Erstaunlicherweise wandelt sich "Outbreak" ungefähr zur Halbzeit und lässt seine atmosphärische Intensität zugunsten eines actiongeladenen und ziemlich unglaubwürdigen Showdowns liegen. Dieser ist zwar auch dank knackiger Action, spaßigen Sprüchen und einigen hochspannenden Szenen immer noch sehr unterhaltsam, beißt sich aber arg mit der düsteren und realistischeren ersten Hälfte. Beinahe scheint es, als würden hier zwei Filme in einem verwurstet, was doch für eine erhebliche Änderung des Tons sorgt und in einem überinszenierten Showdown gipfelt, der alles bietet, was das Hollywood-Kino gerne macht: Der Lauf gegen die Zeit, amerikanische Helden des Alltags, mehrere Hubschrauberstunts und natürlich eine Bombe. 
"Outbreak" lässt zu dieser Zeit deutlich Federn, da er zuvor einen intensiven Seuchen-Thriller perfekt im Griff hatte, um zum schlechtesten Zeitpunkt abzudriften und doch wieder das standardisierte Hollywood-Kino daraus zu machen. Plötzlich spielen auch die Charaktere kaum noch eine Rolle, was angesichts der zuvor so überzeugenden Star-Armada etwas schade ist. Mit der Ausnahme von Dustin Hoffman und Cuba Gooding Jr. kann sich letztendlich keiner mehr so richtig nach vorne spielen, gerade "Das Parfum"-Star Hoffman gefällt hier aber mit einer kraftvollen, manchmal auch trockenhumorigen Performance. Die zweite herausragende Leistung liefert Rene Russo, die getrieben von Angst, Hilfsbewusstsein und Fürsorge alles daran setzt, den infizierten Personen zu helfen - da ist es auch halb so schlimm, dass ihr noch eine eher maue Beziehungsgeschichte auf den Leib geschrieben wird. In weiteren Nebenrollen glänzen so illustre Namen wie Kevin Spacey, Donald Sutherland und Morgan Freeman, die ihren Rollen Gewicht verleihen, auch wenn das Drehbuch es mit ihnen ab der Halbzeit auch nicht mehr so gut meint.

Fazit: Nach einer atmosphärisch dichten ersten Hälfte, die schockierende Bilder und hochspannende, realistische Szenarien gegen einen unsichtbaren Gegner bietet, verfällt "Outbreak" später etwas lapidar in die Verkörperung eines actionlastigen Blockbusters. Das bleibt dann zwar spannend, aber wirkt auch ziemlich überzeichnet und fällt daher deutlich ab.

Note: 3+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid