Nach langer Suche haben sich der Hexer und Monsterschlächter Geralt von Riva (Henry Cavill) und die ihm versprochene, junge Prinzessin Ciri (Freya Allan) gefunden - durch das Schicksal sind sie weiterhin verbunden. Doch ihre Reise ist noch nicht beendet: Sie brechen in Richtung Kaer Morhen auf, wo Ciri in einer Festung, umgeben von anderen Hexern, lernen soll, ihre Fähigkeiten nicht nur einzusetzen, sondern auch zu kontrollieren. Das junge Mädchen geht dabei so resolut vor, dass Geralt sie schier bremsen und auch aus der ein oder anderen Gefahr retten muss. Indes befindet sich auch Geralts große Liebe Yennefer (Anya Chalotra) auf ihrer eigenen Reise. Nach der Schlacht wird sie von ihren Gefährtinnen für tot gehalten und möchte ihr ungewisses Schicksal nutzen, um sich einen Vorteil gegen die Feinde zu verschaffen, die noch immer kriegslüstern durch das Land ziehen...
Auch dieses Mal ist es "The Witcher" nicht gelungen, mich zu bannen und mittlerweile frage ich mich ernsthaft, wo für mich das Problem mit dieser Serie liegt. An den Schauwerten hapert es jedenfalls nicht, sind diese doch noch ein ganzes Stück beeindruckender ausgefallen als im ersten Teil der Show - womöglich, weil diesmal noch mehr Geld zur Verfügung stand, nachdem sich die Serie auf Netflix als großer Erfolg herausgestellt hat. So sind die vielen Actionszenen dank berauschender visueller Effekte und allerlei kreativer Kreaturen, die unseren Helden ans Leder wollen, wieder ein echter Augenschmaus geworden. Obendrauf gibt es wunderschöne Landschaftsaufnahmen, brillante Set-Designs und Kostüme, einen hübschen Soundtrack und überzeugende Schauspieler*innen, allen voran "Man of Steel"-Star Henry Cavill und die junge Freya Allan. Rein optisch ist "The Witcher" also ein prachtvolles Werk, welches sich sicherlich nicht hinter der Genre-Konkurrenz zu verstecken braucht. Doch hier hören viele der Vorzüge auch bereits auf, denn zum zweiten Mal hat es die Handlung, die all diese optischen Wunder zusammenhält, nicht geschafft, mich zu verzaubern.
Hatte ich in der ersten Staffel noch Probleme damit, der eigentlich recht simplen Handlung zu folgen, weil diese durch zahlreiche Zeitebenen, Sprünge und Verkomplizierungen künstlich aufgeblasen wurde und somit schwerer zu durchblicken war, als es nötig gewesen wäre, hat die zweite Season nun andere Haare in der Suppe. Der Plot wird zwar deutlich geradliniger erzählt, da alle Charaktere mittlerweile an ihrem Platz in der Geschichte angekommen sind und es dem Publikum somit deutlich leichter gemacht wird, ihnen durch ihre Story-Arcs zu folgen. Wohin diese aber führen, ist oftmals ebenso unklar wie das große Warum der Handlung. Immer wieder reisen Figuren von A nach B, weil es dort ein neues Ziel, eine neue Bedrohung oder einen neuen Charakter zu erkunden gibt - warum die Charaktere das tun und worauf sie dabei eigentlich hinauswollen, bleibt oftmals reichlich schwammig. "The Witcher" fehlt es weiterhin an einem echten Ziel, sodass die einzelnen Episoden immer wieder seltsam für sich stehen. Dort wird eine neue Figur eingeführt, hier gibt es einen Kampf gegen ein fieses Monster, dort wartet eine Hexe und hier eine weitere Armee von Feinden. All diese Storys sind zwar hervorragend inszeniert, wirken jedoch sprunghaft und oftmals willkürlich zurechtgeschrieben, sodass sich keine echte Spannung einstellen will. Sogar am Ende der Staffel und nach einem spektakulären Finale wissen wir noch immer nicht, wohin die Reise der Protagonisten eigentlich gehen soll.
Eine der Geschichten sticht aus dem Reigen aus Einzelabenteuern und kopflos geschriebenen Reisen jedoch positiv hervor: Die Verfolgung der Elfen schlägt einen deutlichen Bogen zu unserer heutigen Gesellschaft und schlägt kritische Töne in düsteren Bildern an. Zwar bleibt man uns auch hier einen sinnigen Story-Bogen schuldig, die Szenen werden oftmals eher willkürlich eingestreut und kommen zu keinem aufkeimenden Finale. Trotzdem wissen die Nebenfiguren, die Geschichte rundherum und auch die teilweise brutalen Einzelszenen in diesem Plot mehr zu überzeugen als Geralts erneute Suche nach mysteriösen Wesen oder Ciris eher zäh anlaufendes Training ihrer magischen Fähigkeiten. Hier zeigt sich, dass "The Witcher" auch abseits seiner großen Fantasy-Welt, die leider weiterhin an einem eher schwammigen Worldbuilding leidet, Potenzial zu ganz großem, epischen TV-Kino hat. Laut den Fans, die die Bücher und auch die Spielereihe kennen (beides ist mir noch unbekannt), haben sich die Macher in der zweiten Staffel zu einigen weitreichenden Änderungen hinsichtlich der Entwicklung der Charaktere und der einzelnen Storys hinreißen lassen. Ohne die Vorlagen zu kennen, glaube ich, dass es wohl besser gewesen wäre, sich tatsächlich an diese zu halten. Denn was hier zum Großteil neu erfunden oder neu interpretiert wurde, mag nur selten wirklich zu begeistern.
Fazit: Noch immer ist die Reise von Geralt, Ciri und Yennefer ein optisch berauschendes, aber auf der Handlungsebene schwammiges und zielloses Erlebnis, welches wie großes Fantasy-Kino aussieht, dieses aber in Sachen Charakterzeichnung und Drehbuch nicht wirklich ausnutzen mag. Trotz einer kohärenteren Erzählweise bleiben Spannung, Herz und Köpfchen immer wieder auf der Strecke.
Note: 3-
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