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Supernova (2020)

Der Pianist Sam (Colin Firth) und der Romanautor Tusker (Stanley Tucci) befinden sich in ihrem Camper auf einer Tour durch Großbrittanien. Seit rund zwanzig Jahren sind sie bereits ein Paar und ihre Liebe zueinander hat nie nachgelassen, wird jedoch seit einigen Monaten auf eine neue, harte Probe gestellt: Bei Tusker hat eine frühe Demenz eingesetzt, welche den Mittfünfziger mehr und mehr in Anspruch nimmt. So vergisst er erst einige harmlose Dinge, um alsbald jedoch gar die Orientierung zu verlieren. Während Sam alles daransetzt, die Krankheit für seinen Partner erträglich zu machen und dabei Einschnitte in sein eigenes Leben und seine Karriere in Kauf nimmt, fürchtet Tusker nicht nur um die Auswirkungen der Demenz auf sich selbst... sondern auch auf das Leben seines Partners, dem er solch eine Verantwortung nicht auferlegen möchte.

"Supernova" ist ein unaufgeregtes und genau deswegen treffsicheres Drama, welches sich auf sensible Art und Weise mit dem Thema Demenz auseinandersetzt. Die kleinen Schübe, in denen Tuskers Krankheit sichtbar wird, werden nuanciert, oftmals nur als kleines Hintergrund-Rauschen dargebracht und ermöglichen so, dass sich auch Zuschauer*innen, die noch nie mit dieser Krankheit im Kreis der Familie oder bei Freunden in Berührung kamen, ein Verständnis dafür aufbringen können. Dabei wird der Film niemals zu einem tränendrückenden Drama, welches die Krankheit so schrecklich wie möglich darstellt, sondern erzählt durchweg auch von Hoffnung. Die Hoffnung, dass da ein Partner ist, der eine starke Schulter leiht. Die Hoffnung, dass Menschen für einen da sind. Und nicht zuletzt auch die Hoffnung, dass die Würde des Kranken gewahrt bleiben kann oder nur könnte. Auf reife Art und Weise, aber ohne einen erhobenen Zeigefinger oder mit manipulativen Drama-Schüben setzt sich der Film mit dem Thema auseinander und wird so zu einem Einblick in das Leben seiner Protagonisten. Es braucht dabei keine ganz großen Konflikte oder sie müssen zumindest nicht so groß zelebriert werden - das macht "Supernova" so nahbar und deswegen auch so schmerzhaft.
Das Gelingen des Films fußt dabei natürlich auf seinen beiden Hauptdarstellern. Stanley Tucci und Colin Firth sind prinzipiell in jedem Werk, in welchem sie mitwirken, brillant - ganz gleich, ob es sich dabei nun um große Blockbusterware wie "Kingsman" oder "Die Tribute von Panem" oder um tragische Stoffe wie "The King's Speech" und "Spotlight" handelt. Hier zeigen beide erneut, warum sie zu den ganz Großen in Hollywood gehören, ohne dabei unpassende Star-Allüren in den Vordergrund rücken zu lassen. Insbesondere Tucci spielt so nuanciert, so klar und fein, dass der Schauspieler dabei immer wieder hinter der Rolle verschwendet und augenscheinlich muss er dafür kaum etwas tun - er bietet eine natürliche Präsenz, worunter das menschliche Drama liegt und fesselt dabei schon mit ganz kleinen Gesten. Ihm zur Seite muss Colin Firth das schwere Gepäck schultern, welches ihm gleich mehrere moralische Konflikte auferlegt. Dabei findet das Skript genau die passende Mischung aus sensiblem Partner und egoistischem Mann, der in dieser Situation vollkommen nachvollziehbar wirkt. Das Drehbuch stellt dabei interessante Fragen dazu, wie Menschen in einer Lage wie dieser reagieren würden und liefert auch passende Antworten, ohne diese all zu arg zu zelebrieren.
Zum Schluss sei auch noch gesagt, dass "Supernova" ganz wunderbar mit der Sexualität der beiden Protagonisten umgeht. Dass Sam und Tusker ein schwules Paar sind, spielt für die Geschichte nämlich absolut keine Rolle - ebenso gut könnten die beiden Hauptrollen auch mit zwei Frauen oder auch einem Mann und einer Frau besetzt worden sein. Wo viele andere Filme und Serien die gezwungene Diversität ganz groß auf ihre Plakate schreiben, um ja zu zeigen, dass man politisch und gesellschaftlich voll mit dem "Zeitgeist" geht, hat "Supernova" dies nicht nötig, was den Film noch sympathischer macht. Denn welche sexuelle Ausrichtung ein Mensch hat, wen er oder sie liebt und zu wem man sich hinzugefügen fühlt, sollte schlicht und einfach keine Rolle spielen und so hält es auch dieser Film. Sam und Tusker sind schwul und das ist auch ganz normal. Wieso sollte es auch nicht? Es gibt keinerlei Drama-Einschübe, die sich auf der Sexualität der beiden ausruhen, weswegen "Supernova" in dieser Form ein menschliches Paar aufzeigt, wie es normaler kaum sein könnte. Ich würde mir wünschen, dass noch deutlich mehr Filme und Serien dieses Thema auf genau diese Art und Weise angehen und es nicht so herausstellen, dass es etwas "Besonderes" sei... denn nur, wenn es auch in unseren Medien als absoluter Standard aufgezeigt werden wird, kann die Gesellschaft dieses auch so empfinden. Und das sollte schließlich das Ziel sein, nicht wahr?

Fazit: "Supernova" ist ein berührendes Drama, welches um keines seiner Themen einen großen Aufstand macht und dennoch Konflikte von großer Tragweite erschafft, die menschlich wirken und sensibel erzählt sind. Colin Firth und besonders Stanley Tucci glänzen in den Hauptrollen.

Note: 2-



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