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The 6th Day

Im Jahr 2015 ist das Klonen von Menschen, nach mehreren fatal fehlgeschlagenen Versuchen, strengstens verboten. Als Familienvater Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt und sich selbst bei der Geburtstagsfeier seiner kleinen Tochter beobachten kann, versteht er erst nicht, was los ist... bis ihm einige finstere Mittelsmänner mit vorgehaltener Waffe verständlich machen, dass er geklont worden ist und sein Klon nun seine Familie übernommen hat. Um die Beweise für diese Straftat zu verwischen, soll der echte Adam Gibson getötet werden, doch ihm gelingt die Flucht. Gemeinsam mit seinem Freund Hank Morgan (Michael Rapaport) macht sich Gibson auf die Suche nach der Firma, welche den Klon erschaffen hat und die nun auch ihn und seine Familie bedroht...

Seine größten Jahre (zumindest im filmischen Bereich) hatte Arnold Schwarzenegger in den 80ern und teilweise auch noch in den 90ern - damals, als kernige Helden muskelbepackte Schwergewichte waren, die vordergründig coole Sprüche absondern sollten. Unter den heutigen Helden wirkt Schwarzenegger dabei also ein wenig fehl am Platze, was man so oder so ähnlich natürlich auch auf ehemalige Action-Ikonen wie Steven Seagal, Dolph Lundgren und Co. festsetzen kann. Im Jahr 2000 war die Zeit der sprücheklopfenden Actionlegende aber eigentlich soweit vorbei - nun waren echte Schauspieler gefragt, welche ihre Figuren auch emotional ansprechend verkörpern konnten und ein solcher, seien wir mal ehrlich, war Schwarzenegger nie. Seine enorme physische Präsenz wird auch in "The 6th Day" noch deutlich, doch da er allein nicht mehr zieht (und besonders in den wenigen dramatischen Szenen wird es mit seinen limitierten darstellerischen Fähigkeiten dann ab und zu doch etwas peinlich), brauchte ein Film, der groß mit seinem Namen warb, auch noch etwas mehr Fleisch auf den Knochen. Da kommt dann eine ebenso skurille wie wendungsreiche Sci-Fi-Story ganz gelegen, denn das hatte doch damals bei "Total Recall" auch schon geklappt, oder?
Nun ja, eigentlich nicht, trotzdem gilt "Die totale Erinnerung" heute auch irgendwie als eine Art Kultfilm, der sogar ganz okay gealtert ist. Das kann man über "The 6th Day" nun nicht zwingend sagen: Die zentralen Action-Setpieces sind zwar durch die Bank weg sehr solide inszeniert und verlassen sich, was heutzutage sehr selten geworden ist, zumeist auf ordentliche Handarbeit und nicht auf überbordende Spezialeffekte, an denen der Zahn der Zeit sehr rasch genagt hätte. Zur Jahrtausendwende hatte man in diesem Genre mit Meisterwerken wie "Matrix" oder den "Star Wars"-Filmen aber schon deutlich Beeindruckenderes gesehen, während "The 6th Day" ein wenig wie aus der Zeit gefallen wirkt - in seiner Inszenierung charmant, aber auch etwas altbacken. Das mag vielleicht durchaus auch das Ziel von "Der Morgen stirbt nie"-Regisseur Roger Spottiswoode gewesen sein und deswegen will man es dem letztendlichen Produkt nicht zu sehr ankreiden. Immerhin weiß der Film nämlich mit einem hohen Tempo und angemessenen Produktionsstandards zu überzeugen - und für Arnie-Fans sind dann auch die gewohnten Zutaten in Form von coolen Sprüchen (sogar seine ikonische "Terminator"-Rolle wird auf altbekannte und zugleich clevere Art und Weise zitiert) und allerlei Explosionen und Geballer mit dabei, die Freude machen.
Auf reiner Plotebene kommt "The 6th Day" dann aber einer Bauchlandung gleich. Eine komplexe Geschichte über die Klonthematik wollte erschaffen werden, die zeitgleich aber nicht so verkopft werden sollte, dass sie dem kurzweiligen Actionklamauk zu sehr im Weg stand. Herausgekommen ist so etwas wie ein unzufriedenstellender Kompromiss, denn die hier gezeigten Wendungen sind nicht nur durchweg vorhersehbar, sie werden mit der Zeit auch immer dümmer. Nach einem noch recht atmosphärischen Einstieg versinkt der Film alsbald in immer größeren Actionszenen und will noch in die Hintergründe dieser dubiosen Firma einsteigen. Was eigentlich das Ziel von all diesen Wissenschaftlern ist, bleibt bis zum Ende eher schwammig und ein solch brillanter Schauspieler wie Robert Duvall bleibt in seinen einseitigen Dialogzeilen im Regen stehen. Im besten Fall nimmt man dieses halbgare Drehbuchgepinsel also nicht zu ernst und erfreut sich lieber an den knackigen Krach-Bumm-Szenen, die zwar auch nicht das gelbe vom Ei sind, aber immerhin mit optischen Tricks einigermaßen überzeugen.

Fazit: Arnold Schwarzenegger spielt die Essenz seiner Figur so altbekannt wie charmant runter, doch die mühselig zusammengeschusterte Sci-Fi-Story ist dem Film, der ansonsten mit angenehmem Tempo und solider Action aufwarten könnte, ein enormer Klotz am Bein.

Note: 4+





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