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Resident Evil: The Final Chapter

Washington D.C. liegt in Schutt und Asche, die große Schlacht gegen die Untoten hat zahllose Opfer gefordert. Nur Alice (Milla Jovovich) ist noch am Leben und macht sich auf den Weg nach Raccoon City, um dem fiesen Konzern der Umbrella Corporation endgültig den Hahn abzudrehen. Dabei trifft sie auf den totgeglaubten Dr. Alexander Isaacs (Iain Glen), der sich ihr erneut mit rabiaten Methoden in den Weg stellt... und auch auf ihre ehemalige Gefährtin Claire Redfield (Ali Larter), die mit einigen Überlebenden Schutz in einem sicheren Turm sucht. Alice schließt sich mit Claire und ihren Freunden zusammen, um gestärkt in den letzten Kampf gehen zu können, der jedoch ein großes Opfer fordern soll.

Nun gut, ich war nicht sonderlich gespannt aufgrund des Cliffhangers, welcher den miesen fünften Teil der Reihe zuvor abschloss - es sah danach aus, als würde der ewige Action-Marathon, der nur noch ein schwammiges Gemetzel an das nächste reihte, im finalen Film einfach so weitergehen. Dass man von der zuvor so groß angeteasten Schlacht rund um Washington D.C. nun aber schlichtweg gar nichts zeigt, sondern die Auflösung des Cliffhangers ins Off verfrachtet, ist dann schon ziemlich billig. Da hat das geringere Budget (so erfolgreich waren die Vorgänger also doch nicht) wohl ein paar Einschnitte nötig gemacht, die Regisseur Paul W.S. Anderson so nicht vorgesehen hat... und das ist "The Final Chapter" auch darüber hinaus anzusehen. Geld fürs Drehbuch war offensichtlich keines übrig (oder es war generell keines vorgesehen), weswegen die banale Geschichte auch im Finale nur noch aus Versatzstücken der Reihe, skurillen Wendungen und platten Dialogen besteht. Da dies aber klar war, da sich bereits die beiden direkten Vorgänger in diese Richtung bewegten, will ich mich darüber nicht aufregen.
Ein klares Indiz für fehlendes Geld lässt sich dann jedoch genau in den Aspekten erhaschen, für die die Reihe eigentlich steht: Hirnlose, aber optisch ansprechende Action. Um die miesen CGI-Effekte und die fehlenden Choreographien zu verschleiern, setzte Anderson auf einen solch wirren Schnitt, das von den Actionszenen so gut wie nichts mehr zu erkennen ist. Ich habe dies schon öfters bei wild zerschnittenen Filmen gesagt, doch "The Final Chapter" setzt dem Ganzen die Krone auf - pro Sekunde gibt es dabei fünf bis sechs Schnitte, sodass alles zu einem seltsamen Bilderwust wird, bei dem niemand mehr weiß, wo oben und unten ist. Der Film ist so wirr geschnitten, dass man in den dunklen Szenen oftmals gar den Tod eines Protagonisten verpassen kann oder nicht mehr weiß, wer gerade gegen wen Schläge austeilt. Es gibt in dieser Form nicht mal eine einzige, ansehliche Actionszene, da sowieso nichts zu erkennen ist. Für das Finale einer Reihe, die ja durchaus ihre Fans hat, hätte man zumindest versuchen können, an einige der erinnerungswürdigen Setpieces heranzukommen, doch dazu war offenbar weder Wille noch Geld da. Deswegen schlagen sich Alice und ihre blassen Gefährten, die entweder eine oder gar keine Charaktereigenschaft zugeteilt bekommen, erneut durch düstere Studiogemäuer, die keinerlei optische Brillanz erschaffen.
Das große und ach so dramatische Finale spricht dann im Grunde den letzten Teilen aus der Seele: Es ist ein herzloses, einzig aufgrund des Profits erschaffenes Werk, welches erneut an eine Verarsche grenzt. Natürlich erwarte ich von einem Trash-Actioner wie diesem keine gute Geschichte, aber man hätte zumindest versuchen können, die Reihe einigermaßen würdig abzuschließen. Dass die Macher hier nun aber nur noch neue, banale Wendungen aus dem Hut zaubern, die den ganzen Storywust nur weiter verkomplizieren, statt irgendetwas aufzudröseln, ist nicht nur schade, sondern macht fast wütend. Letztendlich ist es aber auch nicht mehr nötig, sich über eine Reihe wie diese oder auch einen Film wie "The Final Chapter" aufzuregen. Vielleicht sollte man, nach all dem Geballer, dem hirnrissigen Storytelling und der furchterregenden Inszenierung, endlich Abschied nehmen von Charakteren, die man nach dem Rollen des Abspanns ohnehin wieder vergessen hat... und von dem Franchise an sich. Denn obwohl sich die Macher noch auf unkreative Art und Weise ein Hintertürchen für eine Rückkehr der toughen Alice offenlassen, wird es das mit dieser Reihe wohl gewesen sein. Gut fünf Jahre später gab es nämlich bereits ein Reboot, welches deutlich näher an der DNA der zugrundeliegenden Videospiele dran sein sollte. Glaubt man den Kritiken, ist diese Rechnung aber auch nicht wirklich aufgegangen, auch wenn es mir schwerfällt zu glauben, dass dieses tatsächlich noch schlechter sein soll als das, was Paul W.S. Anderson verbrochen hat. Denn das ist schon echt mies.

Fazit: Es endet, wie es begonnen hat - als furchtbar inszenierter, schrecklich geschriebener Trash-Actioner ohne jeden Sinn für Spannung, Sinn oder Atmosphäre. Die Kirsche auf der Torte stellen die zerschnittensten Actionszenen der jüngeren Filmgeschichte dar, die die Sichtung dieses Films zur Qual für alle Sinne machen.

Note: 5



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