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The Bubble

Der sechste Teil der solide erfolgreichen Fantasy-Reihe "Cliff Beasts" sollte eigentlich ein Selbstläufer werden. Nun muss die Produktion jedoch mit der plötzlich grassierenden Corona-Pandemie kämpfen, die nicht nur das Budget in die Höhe schraubt, sondern auch Produzenten, Crew und Cast vor gänzlich neue Herausforderungen stellt. Noch vor Beginn des eigentlichen Drehs werden alle Schauspieler*innen für zwei Wochen innerhalb eines Hotels unter vorsorgliche Quarantäne gestellt... und diese zwei Wochen voller Einsamkeit sollen noch nicht das Schlimmste gewesen sein. Ein katastrophales Drehbuch, engstirnige Hollywood-Stars und der überforderte Regisseur Darren Eigan (Fred Armisen) sorgen dafür, dass die Produktion für alle Beteiligten die Hölle auf Erden zu werden droht.

Informierte Filmfans werden bei diesem Werk natürlich gleich an die Produktion des sehnlichst erwarteten und im Juni endlich in den Kinos anlaufenden "Jurassic World: Dominion" denken - hüben wie drüben geht es um den sechsten Film eines großen Franchise, der stark von der plötzlich ausbrechenden Pandemie und den damit einhergehenden Sicherheitsbestimmungen überrascht wurde. Regisseur Judd Apatow war aber offensichtlich nicht daran interessiert, eine clevere Parodie zu drehen und das erscheint zumindest auf dem Papier irgendwie logisch. Denn kaum jemand möchte derzeit wohl eine auch nur im Ansatz ernsthafte Abhandlung über Schutzmasken, Covid-Tests und Impfstoffe sehen. Dass Apatow mit dem eigentlich recht dankbaren Stoff über eine chaotische Filmproduktion aber so am Rad drehen würde, hat man auch nicht unbedingt kommen sehen und es gereicht "The Bubble" nicht zum Vorteil. Die ersten Anspielungen auf krude Sicherheitsbestimmungen sowie diverse Gastauftritte von großen Stars schüren noch Erwartungen an eine solide Komödie, aber danach läuft der Film so dermaßen unter krudem Strom, dass kaum noch Lacher dabei herumkommen.
Jeder Beteiligte an dieser fiktiven Filmproduktion, die an und für sich schon so dermaßen schrill und bescheuert daherkommt, dass jeglicher Bezug zur Realität selbst für Hollywood-Verhältnisse vermisst wird, ist mindestens ein durchgeknallter Knallcharge oder ein banales Comedy-Klischee. Das reicht über altbekannte Anspielungen auf die Social-Media-Kultur (eine der Hauptdarstellerinnen ist dementsprechend Influencerin und wurde nur aufgrund ihrer hohen Follower-Zahlen engagiert), die üblichen Drogeneskapaden und potenzielle Sektenmitglieder. Dabei packt Apatow beinahe durchgehend den Holzhammer aus, damit auch ja niemand vergisst, dass das alles wirklich ganz dolle lustig sein soll... und exakt deswegen ist es das meistens nicht. Der einzige, der aus seiner schrillen Figur noch ein wenig lustige Menschlichkeit herauskitzeln kann, ist letztendlich "Kingsman"-Star Pedro Pascal, der mit den improvisativen Comedy-Elementen ziemlich locker jongliert. Der Rest muss sich in bezeichnend laut vorgetragenen, sich im Kreis drehenden und immer wieder pointenlos versackenden Pubertäts-Gags auseinandersetzen. Dass während einer banalen Kotz-Attacke, diversen Toiletten-Witzchen und ständigen Ausrastern seitens des Casts kein Blumentopg zu gewinnen ist, überrascht dabei nicht. Und die extreme Überzeichnung, der sich Apatow hier verpflichtet, damit ja niemand meinen könnte, dass das hier in irgendeiner Form an den wahren Schrecken unserer derzeitigen Welt erinnert (obwohl es das ja tut), ist irgendwann nur noch anstrengend. Da wird dann mit scharfer Munition auf Schauspielerinnen geschossen, die sich nicht an die Sicherheitsbestimmungen halten, während die stinkreichen Produzenten in den Skiurlaub düsen.
Wäre die ganze Nummer denn wenigstens nach anderthalb Stunden vorbei, müsste man immerhin nicht zu viel Zeit damit verbringen, auf den nächsten Gag zu warten (ca. alle 30 Minuten wartet dann auch einer, der ziemlich gut ist). Apatow bleibt aber auch hier seiner Gewohnheit treu und streckte "The Bubble" trotz des Fehlens eines roten Fadens auf über zwei Stunden. Das ist für einen Film, der nach kurzer Zeit nur noch wenig mehr ist als eine lose zusammenhängende Sketchparade, schlichtweg zu viel. Und da die Gag-Quote angesichts von wirr zusammengeschnittenen Szenen, in denen ein Witz spürbar angefangen wird, aber niemals eine echte Pointe folgt, extrem niedrig ist, stellt sich alsbald nicht nur ein Gefühl der verquatschten Langeweile ein, sondern auch der Wut. Apatow ballert seine gesamte skurille Ideenvielfalt mit so viel Irrsinn und ohne Zielgenauigkeit zusammen, dass man sowieso nichts davon ernstnehmen will, aber sich auch fragt, was das Ganze denn hier soll. Eine Komödie, die nichts bietet außer Gags unter der Gürtellinie und wenig clevere Anspielungen auf die Filmwirtschaft, sollte zumindest witzig sein... und das ist sie, bis auf wenige Ausnahmen, nur zu Beginn. Immer wieder lässt sich das Potenzial erahnen, wenn die Schauspieler*innen tatsächlich mal freidrehen dürfen, aber auch hier kommt dann meist nicht mehr als wirres Gerede herum, wo niemand dem anderen zuhört und alle nur durcheinander quatschen. Das kommt dem Chaos einer außer Kontrolle geratenen Filmproduktion vielleicht nahe, wirkt als unbeteiligter Zuschauer aber nur noch anstrengend.

Fazit: In seiner ziellosen Anstrengung, möglichst witzig zu sein, versenkt Judd Apatow seine überzogene Parodie in debilen Gags und allerlei Schwachsinn. Was bleibt, sind nur sehr wenige spaßige Momente und eine anstrengende, pubertär-unlustige Ungelenkigkeit, welche die 126 Minuten zu einer Strapazierprobe für die Nerven machen.

Note: 4-



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