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Kevin Hart geht immer: Filmkritik zu "Me Time"

Der Mittvierziger Sonny Fisher (Kevin Hart) lebt einzig und allein für seine Familie. Während seine Frau Maya (Regina Hall) als erfolgreiche Architektin arbeitet, kümmert sich Sonny um die beiden Kinder, neigt dabei jedoch bisweilen zur Übertreibung. Als Mary ihren Mann dazu überredet, sich eine Woche lang eine Auszeit vom Familienalltag zu nehmen und sich Zeit für sich selbst und seine eigenen Vorlieben zu nehmen, ist Sonny gar ein wenig angetan von der Vorstellung, mal alle Pflichten ruhen zu lassen. Er entschließt sich gar dazu, die Geburtstagsfeier seines alten Freundes Huck Dembo (Mark Wahlberg) zu besuchen. Die Feten des junggebliebenen Partytiers sind jedoch bekannt dafür, durchaus zu eskalieren... und tatsächlich soll diese Zusammenkunft verschiedener Menschen auch erst der Startpunkt für eine turbulente Woche voller irrer Vorfälle sein.

Ganz ehrlich: Ich habe nichts erwartet. Wenn Netflix eine Komödie raushaut, die sich im Grunde bei allem anzubiedern scheint, was ich an US-Comedys normalerweise nicht wirklich mag, stellen sich mir im Vorhinein durchaus die Nackenhaare auf. Und tatsächlich gibt es prinzipiell einiges, was man an "Me Time" bemängeln könnte: Es gibt mal wieder zu viele Gags, die auf unlustige Art und Weise und pubertär unter die Gürtellinie abzielen. Es gibt forcierte Konflikte, die in ein kitschiges und absolut unglaubwürdiges letztes Drittel münden. Es gibt vollkommen überdrehte und chaotische Slapstick-Szenen, die in wildes Gekreische ohne jeden Boden ausarten (inklusive des schlechtesten CGI-Raubtieres, welches ich seit Dekaden gesehen habe). Und natürlich sind alle Figuren hier absolut überzeichnete Schablonen, was besonders für einige nervige Nebencharaktere gilt, die offenbar nichts anderes sein sollen als irgendwie schräg und überdreht... ohne jeden Bodensatz.
Aber ich kann mir nicht helfen: Ich mag Kevin Hart einfach zu sehr. Obwohl seine Performances durchaus stets ein gewisses Stresspotenzial bieten können, trifft der Mann besonders in den letzten Jahren bei mir irgendwie einen Nerv. Und das ist auch in "Me Time" wieder der Fall: Trotz aller kitschigen und auch klischeehaften Überzeichnungen, sind die ersten zwanzig Minuten der Komödie (bevor Hart dann letztendlich auf Mark Wahlberg als Buddy trifft) eine wunderschöne und ziemlich witzige One-Man-Show des Comedians. Irgendwie gelingt es ihm dabei erneut, selbst die flachsten Charaktere mit teils arg unsympathischen Zügen glaubwürdig und nachvollziehbar agieren zu lassen - und das trotz etlicher Überdrehungen, die in ein riesiges Chaos ausarten. Eigentlich sollte ich mich darüber ärgern, was für vollkommen dämliche Entscheidungen sein Sonny Fisher immer wieder trifft und sich dann trotzdem über diverse Konsequenzen wundert, obwohl diese für jeden denkenden Menschen absolut absehbar sind... aber Harts ebenso charmante wie herrlich freudige Performance lässt mich über solcherlei sonst sehr eklatante Schwächen stets großzügig hinwegsehen.
Neben ihm ist offenbar auch "Uncharted"-Star Mark Wahlberg damit zufrieden, deutlich in die zweite Reihe zurückzutreten und Hart den Bärenanteil machen zu lassen. Denn obwohl beide zusammen auch eine funktionierende Chemie aufweisen (auch hier: Ihre Freundschaft wirkt trotz aller Überzeichnungen irgendwie glaubhaft), funktioniert auch Wahlbergs Part am besten, wenn er auf Harts zügellosen Eskapismus, der dennoch in seinem eigenen Charme auf dem Boden bleibt, reagieren und anschließend mitanpacken darf. Natürlich, das ist in vielen Momenten ziemlich doof und überdreht im weiteren Verlauf auch immer weiter, bis irgendwann ein Punkt erreicht ist, wo es der immer neuen Wendungen doch zu viel ist. Ein Paradebeispiel ist ein verzichtbarer Plot rund um einen irren Kredithai, welcher selbst in einem verrückten Film wie "Me Time" noch eine deutliche Spur zu drüber ist. Aber was solls denn - Hart und Wahlberg agieren mit solcher Spielfreude und bewahren dabei im Kern die "emotionale" Glaubwürdigkeit ihrer schrägen Figuren, dass sich selbst an einigen vollkommen banalen Comedy-Szenen meinen Spaß hatte. Und das hatte ich so nun nicht erwartet.

Fazit: "Me Time" gewinnt zu großen Teilen durch Kevin Hart, zu kleineren auch durch Mark Wahlberg. Beide zusammen geben ein sympathisches und trotz aller Überzeichnungen glaubhaftes Duo in einem alsbald anstrengenden und forcierten Chaos ab, was den Film irgendwie auf den Boden zurückholt und sympathischer macht als zuvor erwartet.

Note: 3



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