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Diese Fledermaus ist echt schwermütig: Filmkritik zu "The Batman"

Als finsterer Rächer "Batman" zieht Bruce Wayne (Robert Pattinson) des Nachts durch Gothams Straßen, um diese von Verbrechern zu säubern. Nun bekommt er es jedoch mit einem brillanten Gegenspieler zu tun, welcher die Fledermaus vor Rätsel stellen und dabei gleich eine ganze, korrupte Verschwörung in der Stadt aufdecken möchte: Der "Riddler" (Paul Dano) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wahren Verbrecher Gothams zu demaskieren und hat dabei auch Batman als eines seiner Ziele ausgewählt. Um den Kriminellen dingfest zu machen, muss Wayne gemeinsam mit Police-Lieutnant Gordon (Jeffrey Wright) und der Diebin Selina Kyle (Zoe Kravitz) tief in die Machenschaften der korrupten Politiker, Polizisten und Staatsanwälte vordringen...

Und schon wieder ein neuer Batman. Ja, ich muss zugeben, dass ich dieser Figur durchaus müde geworden bin - auch weil ich das Gefühl habe, dass Warner seit dem Ende der "The Dark Knight"-Trilogie vor zehn Jahren nicht weiß, was sie mit ihr noch anfangen sollen und so nun schon die zweite Reinkarnation seit dem Abgesang von Christian Bale präsentieren... absolut ohne jeden Zusammenhang zum ziemlich kaputten DC-Verse rund um Superman, Aquaman und Co. Und das größte Problem dieser Neuinterpretation, die sich in Sachen Düsternis wieder eher an Christopher Nolans Vision sowie dem in den Comics und Videospielen geführten Detektiv-Arcs des Helden orientiert, zeigt sich direkt zu Beginn: "The Batman" wirft das Publikum ohne jede Vorwarnung gefühlt mitten in die Geschichte. Als wäre dieser Film bereits eine Fortsetzung, treffen wir alle Charaktere quasi mittendrin an, dürfen sie vorab nicht kennenlernen und müssen ihre jeweiligen Positionen einfach als gegeben hinnehmen. Nun ist es mehr als verständlich, dass man mit diesem Film nicht zum drölfzigsten Mal die Origin-Geschichte Bruce Waynes erzählen wollte, die mittlerweile ohnehin jeder kennt, der schon mal ein Lichtspielhaus von innen gesehen hat... aber ein wenig Boden hätte es ruhig geben können, um zumindest diese Versionen der Figuren ansatzweise zu verstehen, bevor der Detektivplot direkt seine Runden zieht.
Und so fühlt sich "The Batman" nach fünf Minuten bereits so an, als wäre davor eine halbe Stunde im Schnitt vergessen worden. Dementsprechend schwer fiel es mir, in den Film hineinzukommen und sobald ich mich an den betont langsamen Erzählrhytmus gewöhnt hatte, wurde mir klar, dass Regisseur Matt Reeves durchaus auf solcherlei dramaturgische Gewohnheiten pfeift, um einfach seinen Stil durchzudrücken. Dieser ist mit der Betonung auf langwierige Detektivarbeit dann zwar durchaus frisch für die Figur des Batman, darüber hinaus aber auch nicht sonderlich neu. Der gesamte Thriller-Plot rund um den "Riddler" fühlt sich nicht nur wie eine schwächere und aufgeblasenere Kopie des Meisterwerks "Sieben" von David Fincher an, sondern kommt in seiner Gesamtheit auch ziemlich unspannend daher. Ein riesiges Brimborium wird um eine große Verschwörung gemacht, welcher Batman und seine Mitstreiter Schritt für Schritt auf die Spur kommen, wobei noch etliche Abzweigungen in Richtung der Wayne-Familie oder kultigen Bösewichten wie Carmine Falcone gemacht werden. Letztendlich ist das, was wir dadurch erfahren, aber irgendwie ziemlich egal und stellt sich in seiner vorhersehbaren und auch eher klanglosen Auflösung als ziemliches Vakuum heraus.
Dass wir nicht mitfiebern wollen, hat auch mit den Figuren zu tun, die ziemlich karg und ausdruckslos daherkommen. "Tenet"-Star Robert Pattinson macht seinen Einstand als Bruce Wayne zwar durchaus solide, in dem Kostüm des Batman fehlt ihm aber die beeindruckende Physis eines Christian Bale oder auch eines Ben Affleck. Auch die Bösewichte wissen nicht wirklich zu glänzen und dass ein solch brillanter Mime wie Paul Dano im Grunde nur noch ein weiterer Psychopath ohne weitere Tiefen auf der langen Liste der durchgeknallten Batman-Schurken ist, ist irgendwie ziemlich schade. Weitere Charaktere werden eingeführt und im Laufe des Films dann einfach wieder vergessen (wie Colin Farrell's Pinguin) oder nur für eine mögliche Fortsetzung in Stellung gebracht. Die einzige, die sich ein wenig unter der Last der drögen und unharmonischen Geschichte entfalten kann, ist überraschenderweise "Phantastische Tierwesen"-Star Zoe Kravitz als Catwoman, die einen durchaus frischen und auch persönlich eindringlichen Touch erhält. Andere, wie Jeffrey Wright als Lt. Gordon oder Andy Serkis als Butler Alfred, können sich nicht wirklich absetzen.
Wenig bis gar nichts lässt sich hingegen an der Inszenierung von Matt Reeves aussetzen, der sich durch seine Erfahrungen an den "Planet der Affen"-Filmen "Revolution" und "Survival" ohnehin darauf versteht, wie man eine bekannte Marke düster und bitterernst neu auflegt. Zwar kann auch er durch das enorm langsame Erzähltempo nicht kaschieren, dass einem die wahnwitzigen drei Stunden Laufzeit zwischendurch ziemlich lang vorkommen, aber er bietet immerhin einiges fürs Auge. Hat man sich an die schier beklemmende Düsternis erst einmal gewohnt, erkennt man clevere Kamerapositionen, starke Schnitte und weiß auch den brachialen Soundtrack von Michael Giacchino zu schätzen. Und auch die wenigen Action-Momente, in denen das Batmobil seinen Einstand feiert oder der düstere Held es im Finale mit einer besonderen Herausforderung aufnimmt, sind dann doch sehr ansprechend in Szene gesetzt. Doch das bringt im Gesamtpaket nicht viel, wenn das Drumherum nicht stimmt und sich "The Batman" wie eine arg bemühte und ziemlich aufgeblähte Neuinterpretation anfühlt, die aber gerade in Sachen Plot absolut nicht neu daherkommt. Nein, diese neue Fledermaus ist eher dröge und schwermütig als originell und zeigt daher, trotz manch eines netten Ansatzes, wie wenig Warner mit der Marke immer noch anzufangen weiß.

Fazit: "The Batman" ist lang, langatmig, düster, aufgepumpt und viel zu überfüllt. Der Detektivplot ist dabei nicht nur wenig aufregend, sondern auch eine ziemlich maue Kopie und auch die Figuren haben erstaunlich wenig zu sagen. Inszenatorisch interessant, doch schlummert unter der Oberfläche dieser "neuen" Idee eben auch sehr wenig wirklich Originelles.

Note: 4+



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