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Dreizehn Leben

Im Sommer 2018 werden dreizehn Menschen während eines Starkregens in Nord-Thailand in einer Höhle eingesperrt - zwölf davon sind Kinder. Die ersten Rettungsaktionen der SEALs scheitern, da die Höhle aufgrund des Dauerregens beinahe unpassierbar wird. Deswegen ersucht das Land auch nach Hilfe in anderen Ländern. Die beiden erfahrenen Höhlentaucher Richard Stanton (Viggo Mortensen) und John Volanthen (Colin Farrell) beteiligen sich an der Rettung, doch besonders Stanton hat Zweifel an einem möglichen Erfolg der Bergung der Menschen. Denn schon die erfahrenen Taucher schaffen es nicht, überhaupt zu den Vermissten vorzudringen, wie sollen sie dann also mehrere Kinder ohne Taucherfahrung durch dieses Labyrinth bringen? Und das auch nur gemäß dem Falle, dass die Menschen mitten im Höhlenkomplex überhaupt noch am Leben sind...

Nun hat es also eine weitere Regie-Legende erwischt: Ron Howards neuester Film wurde nun nicht nur einfach zu einem Streamingdienst abgeschoben, sondern erscheint sogar mehrere Monate früher als ursprünglich geplant, da man ihn als vielversprechenden Favoriten eigentlich passend zur Oscar-Saison platzieren wollte. Die Kritiken waren aber eher lauwarm, weswegen MGM, die mittlerweile ja ohnehin zu Amazon gehören, das große Werk über die wahnwitzige Rettungsaktion in einer Höhle in Thailand direkt zu den Leuten nach Hause brachten. Normalerweise ist das kein gutes Zeichen und wahrscheinlich glaubten die Finanziers auch nicht so recht an Howards Version, die sich nämlich der Dramaturgie von Hollywood-Katastrophenfilmen verweigert und stattdessen voll auf die Fakten setzt. Und das kommt "Dreizehn Leben" zumeist zugute, da er nicht nur innerhalb der vielen, brillant inszenierten Tauchgänge elektrisierend wirkt, sondern auch das mediale, politische und gar nicht so sehr beachtete Drumherum packend aufbereitet.
Howard nutzt seinen Film, um ganz nah an der realen Geschichte zu bleiben und dabei nicht nur den heldenhaften Tauchern ein Denkmal zu errichten, sondern auch den anderen Menschen um sie herum. Den verzweifelten Eltern der vermissten Kinder; dem überforderten Gouverneur, der quasi im Minutentakt bockschwere Entscheidungen treffen muss; die Navy Seals, die immer wieder zurücktreten und den Menschen Vortritt lassen müssen, von denen sie nicht wissen, ob sie ihnen das zutrauen sollen; und auch den Bauern, die gar ihre Ernte opfern, um das sprudelnde Wasser vom Berg weg und auf ihre Felder zu leiten. Durch all diese verschiedenen Figuren und Plots wirkt der Film bisweilen ein wenig vollgestopft und nicht alle Handlungen können dabei gleichmäßig atmen. Dafür entsteht ein ungemein starkes Gemeinschaftsgefühl, wenn tausende Menschen aus mehreren Ländern, ohne Ruhm oder eigene Vorteile im Blick, die Hände halten und zusammen anpacken. Das ist rau, dreckig und oftmals ziemlich schwer zu ertragen, aber ohne zu viele dramatische Zuspitzungen, die so unpassend gewirkt hätten. Besonders spannend ist dabei ein Konflikt zwischen zwei Tauchern, denn während der von Colin Farrell gespielte Volanthen fast schon zu optimistisch an die Sache herangeht, ist Viggo Mortensens Richard Stanton der beinharte Realist. Der stößt die hoffenden Menschen um ihn herum mehr als einmal vor den Kopf, wenn er ihnen die Fakten präsentiert, bemüht sich dabei aber auch, keine falsche Hoffnung zu säen. Ein ambivalenter, hochspannender Charakter, den "Der Herr der Ringe"-Star Mortensen mit knochigem Charme und einer enormen Natürlichkeit spielt.
Die zentralen Highlights eines ohnehin stark inszenierten Films sind aber natürlich die Tauchgänge und in diesen beweist Ron Howard, dass er auch mehr als fünfundzwanzig Jahre nach seinem Mega-Hit "Apollo 13" in der Lage ist, reale Katastrophen packend zu verfilmen. Mit einem intensiven Sounddesign und einem perfekten Gespür dafür, die Orientierungslosigkeit in den Höhlen darzustellen, ohne das Publikum dabei zu überfordern, wird besonders die letzte Stunde dieses Films zu einer Zerreißprobe für die Nerven. Durch kleine und große Hindernisse, mal von außen und mal direkt von innen, wird der Adrenalinpegel immer wieder erhöht, ohne dabei zu überzeichnen. Punktabzüge gibt es allerdings dafür, dass Howard uns nicht genügend an die Hand nimmt, wenn es um die Technik der Tauchgänge und der möglichen Probleme unter Wasser geht. Nicht immer versteht man gleich, wo nun das Problem oder die Herausforderung liegt und muss sich daher vollständig auf die Inszenierung des Regisseurs verlassen. Außenstehende, die von Tauchgängen wenig bis gar nichts verstehen, werden mancherlei Zuspitzungen somit nicht immer nachvollziehen können, sodass auf Dauer bisweilen doch eine gewisse Monotonie auftreten kann.

Fazit: Intensive Verfilmung einer wahren Katastrophe, die durch Ron Howards fantastische Regie und besonders an das Halten der zahlreichen, wahren Fakten einen beeindruckenden Realismus erreicht. das ist manchmal etwas zu viel, dafür aber angenehm nah dran an der echten Geschichte... und dementsprechend auf mehreren Ebenen sehr packend.

Note: 2-



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