Eigentlich wollte die Ex-Marineinfanteristin Louanne Johnson (Michelle Pfeiffer) als Referendarin mit viel Erfahrung in das Kollegium der Inner-City Highschool von East Palo Alto einsteigen. Aufgrund eines Fachkräftemangels wird Johnson jedoch sogleich als Lehrerin eingestellt und soll eine extrem wilde Klasse übernehmen, die schon mehrere Lehrer vertrieben hat. Mit ganz eigenen Methoden und dem geduldigen Zuhören bezüglich der Wünsche und Ängste der ansonsten von allen ignorierten Schülern und Schülerinnen versucht Johnson, einen Draht zu den Jugendlichen aufzubauen. Und tatsächlich scheinen ihre ganz eigenen Ideen alsbald Früchte zu tragen...
Es ist irgendwie seltsam, da beide Filme tonal vollkommen unterschiedliche Werke sind, aber im Ansatz erinnert die Jerry-Bruckheimer-Produktion von 1995 natürlich an den deutschen Über-Hit "Fack Ju Göhte". Und auch wenn das deutsche Pendant als Hirn-aus-Komödie angelegt war, lassen sich etliche Parallelen nicht übersehen und das ist für "Dangerous Minds" sogar ein wenig problematisch. Denn dieser Film nimmt seine Geschichte und Figuren ungemein ernst, will mit aller Kraft eine Story über Problemschüler, das Ghetto und die Zukunft von Jugendlichen, die jeder bereits abgeschrieben hat, erzählen... und wirkt in seinem ernsten, viel zu naiven und märchenhaften Slang schließlich noch einmal deutlich uninspirierter und gar realitätsferner als eine deutsche Komödie, die sehr deutlich mit Überzeichnungen arbeitete. Das führt dazu, dass "Dangerous Minds" sich von Anfang bis Ende irgendwie falsch und manipulativ anfühlt - eine wichtige Geschichte, die jedoch genau weiß, wo sie die Knöpfe der Zuschauer*innen drücken soll und deswegen wahnsinnig unecht wirkt.
Das fängt bei dem wahnsinnig schmalzigen Soundtrack, der leise Szenen schlichtweg übertönt, an und hört bei Klischee-Figuren sowie seltsam ausgesparten Konflikten, denen man sich mit viel mehr Mut und Wagnissen hätte widmen müssen, noch nicht auf. Der zentrale Mittelpunkt ist dabei die von Michelle Pfeiffer gespielte Louanne Johnson und hierbei sind sowohl die ziemlich diffuse Charakterzeichnung der Protagonistin als auch das Casting ein Problem. Pfeiffer wirkt hier nämlich, anders als in vielen anderen Rollen ihrer beachtlichen Karriere, ziemlich unglaubwürdig, wobei man ihr weder die arg behaupteten, aufkeimenden Gefühle zu der wilden Klasse als auch den toughen Marine nie wirklich abkauft. Über den Großteil der Laufzeit wirkt Pfeiffer mit ihrer hochgestochenen Performance eher wie ein verschrecktes Huhn, welches immer wieder überreagiert und den überzeichneten Ton einer eigentlich bodenständigen Geschichte fälschlicherweise trägt. Eine einzige wirklich herausragende Szene hat Pfeiffer zwar, als sie auf das Schicksal eines Schülers reagiert, aber ansonsten wirkt ihre Leistung ebenso wie die Ausarbeitung ihrer Figur äußerst dürftig - und das trifft auch auf die zahlreichen Nebenfiguren zu, die in den schwach gezeichneten Manirismen der Klischees hängenbleiben.
Sicherlich gibt es auch einige rührende Momente, die aber weniger der Erfolg des wahnsinnig erwartbaren und überraschungslosen Drehbuchs sind. Viel mehr überzeugen immer wieder ein paar kleine Details und zwischenmenschliche Szenen, die nicht länger als ein paar Sekunden dauern und an denen man merkt, dass am Set je nachdem vielleicht auch mal improvisiert werden durfte. Auch die Message des Films ist an sich eine sehr schöne, jedoch wird sie sehr arg mit dem Holzhammer transportiert. Was bei einer ironischen Komödie wie "Fack Ju Göhte" absolut verzeihbar ist, ist bei solch einem Film, der sich so viel Mühe gibt, eine ernste und menschliche Geschichte zu erzählen, aber nah dran an einem Todesurteil. Man spürt ohnehin schon, was "Dangerous Minds" uns mitteilen will und das ist wirklich keine Überraschung - diese Message wird einem jedoch so aufdringlich eingetrichtert, dass man sich diesen Worten letztendlich gar entziehen will. Ein bisschen wie ein Lehrer, der einem keine Pause gönnt... und das macht diesen Film dann irgendwie auch deutlich anstrengender und bemühter als er es sein wollte.
Fazit: Ein Film, der mit der Holzhammer-Methode und manipulativer Rührseligkeit zwar immer wieder sein Ziel mit einfachen Methoden zu erreichen vermag, darüber hinaus aber sehr erwartbar und künstlich wirkt.
Note: 4+
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