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Das Seeungeheuer

Seit mehreren Jahren dient der mutige Jacob an Bord des Jägerschiffes "Inevitable" und unter dem Kommando des grimmigen Captains Crow. Dessen verbissenes Ziel ist es, das grauenvolle Seeungeheuer Red Bluster aufzuspüren und zu erlegen, da dieses bereits seit mehreren Dekaden sein Unwesen treibt und offenbar Städte angreift und Flotten versenkt. Unter dem Auftrag des Königs und der Königin soll Crow noch eine letzte Gelegenheit bekommen, den Red Bluster zu erlegen, da das Königspaar der Ansicht ist, dass die Zeiten der Seejäger womöglich beendet sind. Während eines Gefechts geht Jacob gemeinsam mit dem jungen Crewmitglied Maisie jedoch in den Fängen des Monsters verloren... und gemeinsam entdecken sie, dass die Geschichten über blutrünstige Kreaturen vielleicht gar nicht stimmen.

Dass Netflix sich bei seinen Original-Filmen nicht mehr lumpen lässt, wissen wir nicht erst seit dem megateuren Action-Blockbuster "The Gray Man". Und auch das Animationsabenteuer "Das Seeungeheuer" überzeugt schon während seinen ersten Szenen mit solch wunderschönen Bildern und butterweicher Technik, dass man sich hinter der Speerspitze rund um Disney und Pixar wahrlich nicht zu verstecken braucht. Besonders die wahnsinnig detaillierten Oberflächen der fantasievollen Seemonster sehen absolut fantastisch aus, während die menschlichen Figuren glatt aus einem Disney-Film stammen könnten. Das verwundert eigentlich nicht, arbeitete Chris Williams doch lange Zeit für die Mausstudios und entwickelte bei ihnen unter anderem den Film "Bolt". Unter Netflix durfte er nun ebenfalls klotzen und liefert darüber hinaus auch noch rasante Actionszenen, die mit strotzender Bildgewalt und wilden Kamerafahrten auf hoher See und in den Tiefen des Meeres sogar der "Pirates of the Caribbean"-Saga Konkurrenz machen können.
Auf der Handlungsebene erreichen uns dann allerdings keine neuen Superlative. Die Parallelen zu der großen Dreamworks-Trilogie von "Drachenzähmen leicht gemacht" sind schier unübersehbar und auch wenn "Das Seeungeheuer" über weite Strecken eine düsterere und nicht ganz so knuffige Variante des Plots abliefert (trotz eines niedlichen, tierischen Sidekicks), gibt es hier wenig Überraschendes zu vermelden. Erstaunlich ist nur, dass sich zu Beginn des Films und während der ersten dreißig Minuten sehr viel Zeit genommen wird, um die einzelnen Figuren und die Ausgangssituation einzuführen. Das führt dazu, dass die Hauptfiguren durchaus komplexer und doppelbödiger gestaltet werden als in vergleichbaren Animationsfilmen - zu Beginn wissen wir nicht mal, wer nun eigentlich die wirkliche Hauptfigur in diesem spektakulären Treiben sein wird. Das geht aber auch auf Kosten der Kurzweil, denn die für einen Animationsfilm ziemlich dicken zwei Stunden spürt man besonders in der zweiten Hälfte, wenn sich doch zu viel Zeit genommen wird, um die ansonsten ziemlich vorhersehbare Handlung aufzubereiten und zum Showdown zu führen.
Die Charaktere, die wir dabei begleiten, werden im weiteren Verlauf zwar ein wenig zurechtgestutzt und erreichen nicht den ungekünstelten Charme der "Drachenzähmen"-Helden, bleiben aber dennoch sehr erinnerungswürdig. Ihre teils sehr genau konstruierten Konflikte werden in der ersten Hälfte intensiv erzählt und die Interaktionen zwischen diesen sehr unterschiedlichen Helden wissen zu überzeugen - auch ohne dümmliche Albernheiten, sondern durchaus mit dem nötigen Ernst. In der zweiten Hälfte werden solcherlei Sorgfältigkeiten zugunsten eines höheren und auch bunteren Action-Quotienten zwar teilweise fallengelassen, doch sind diese spektakulären Szenen immerhin auch spannend und bildgewaltig genug, um keine echte Langeweile aufkommen zu lassen. Das ist dann am Ende zwar auf Handlungsebene eine ziemliche Kopie, aber in seinen eigenen Interpretationen dennoch originell genug, um zu unterhalten. Jüngere Kinder könnten aufgrund der teilweise sehr rasanten und finsteren Kämpfe gegen fiese Seeungeheuer aber bisweilen überfordert werden.

Fazit: Netflix hat mit diesem bildgewaltigen Animationsabenteuer zwar kein Brett, aber sein sehr unterhaltsames Werk abgeliefert. Trotz unnötig langer Laufzeit und einer Handlung, die an andere Animationsfilme erinnert, ein großer Spaß - vor allem dank der wunderschönen Animationen.

Note: 3+



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