Direkt zum Hauptbereich

Von solchen Typen sollten wir uns fernhalten: Filmkritik zu "Küss mich, Mistkerl!"

Lucy Hotton (Lucy Hale) und Joshua Templeman (Austin Stowell) teilen sich, nachdem die beiden Verlage Bexley und Gamin zusammengelegt wurden, ein Büro... und hassen sich seitdem leidenschaftlich. Die beiden Erzfeinde erhalten weiteres Feuer, als eine neue Stelle in der Firma frei wird, für die sich beide bewerben wollen. Natürlich versuchen sie, den jeweils anderen auszustechen und greifen dabei auch zu heftigeren Mitteln... bis Lucy eines Tages einen Sextraum von Joshua hat und spürt, dass sie womöglich Gefühle für ihn entwickelt. Aus der Feindschaft entwickelt sich eine schiere Hassliebe, welche das Gefühlsleben von Lucy, aber auch jenes von Joshua vollkommen auf den Kopf stellt.

Eigentlich habe ich gehofft (beziehungsweise bin sogar davon ausgegangen), dass wir nach dem großen Me-Too-Skandal zukünftig von Filmen dieser Art verschont werden, aber da lag ich wohl falsch. Filme, in denen ein großkotziger, aber natürlich erfolgreicher und gutaussehender Mann eine Frau schlecht behandelt, diese sich trotzdem in ihn verliebt und dementsprechend ihren Selbstwert praktisch aufgibt. Gut, ganz so schlimm wie in verachtenswerten Vertretern wie "Voll verheiratet" wird es hier nicht, da "Küss mich, Mistkerl!" eben auch noch eine Geschichte über eine selbstständige Frau erzählt, die im Job aufsteigen kann. Und trotzdem wirkt das Ganze hier ziemlich altbacken und bisweilen sogar regelrecht ärgerlich, wenn sich Joshua im weiteren Verlauf nicht nur als egomanischer Stalker, sondern auch als notorisch eifersüchtig herausstellt, welcher Lucy verbieten will, sich mit anderen Männern zu treffen, nur weil es mal einen Kuss zwischen ihnen gab.
Es fällt den Zuschauer*innen aber schon vorher sehr schwer, sich an die Figuren zu binden - denn wenn sich die Hauptprotagonist*innen schon in den ersten Filmminuten wie unterdurchschnittlich intelligente, pubertäre Idioten verhalten, die sich gegenseitig ständig Stöcke zwischen die Speichen werfen, dann ist das mit der Grundsympathie schon mal weiter weg. Man wollte hier aus Autorensicht sicherlich auf den klassischen Spruch "Was sich neckt, das liebt sich" hinaus, doch hat dieser eben maximal bis zur Grundschule Relevanz - danach ärgert man die Person, für die man etwas empfindet, normalerweise nicht mehr, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen... es sei denn, man ist ziemlich unterentwickelt. Es ist also nicht nur das Problem gegeben, dass beide Figuren ziemlich unsympathisch daherkommen - man kann zudem auch nicht verstehen, warum sie sich verhalten, wie sie sich letztendlich verhalten. Der Film quillt förmlich über vor seltsamen Verhaltensmustern und Entscheidungen, die man bloß nicht hinterfragen sollte und die die Sichtung eher zu einer Geduldsprobe machen.
Nichts an "Küss mich, Mistkerl!" wirkt irgendwie natürlich, womit wir bei den Dialogen wären. Man erwartet von Filmen wie diesen ja nun wirklich keine Shakespeare-Kunst, aber die Autoren haben hier nicht einen einzigen Satz hinbekommen, der so klingt, als könne ihn ein normaler Mensch in einem normalen Gespräch so aussprechen. Alles wirkt gestelzt, hübsch zurechtgeschrieben und entzieht sich somit komplett dem echten Leben. Das passt aber immerhin zur Performance von Lucy Hale, die zum wiederholten Male so unnatürlich und unglaubwürdig agiert, als hätte sie die Regieanweisung erhalten, stets wie aus dem Ei gepellt auszusehen, aber niemals wie ein Mensch zu wirken. Nach sieben Staffeln der Serie "Pretty Little Liars", in welcher Hale auch nicht wesentlich mehr Können zeigen durfte, muss man sich leider fragen, ob diese Frau nicht mehr kann oder schlichtweg nicht die Gelegenheit bekommt, wirklich mal etwas abzuliefern. Im direkten Kontrast wirkt Austin Stowell deutlich zurückhaltender, bei seiner Performance als grober Egomane, der später ziemlich kitschigen Über-Charme auspacken muss, kann es einem aber auch schon mal kalt überlaufen.

Fazit: Altbackene Romantic-Comedy, die weder lustig noch in irgendeiner Form aufregend ist, sondern stattdessen überzogenen Kitsch und fragwürdige Rollenmuster liefert. Unnatürlich, langweilig und zudem noch äußerst schwach gespielt - ein Film, den wir so wirklich nicht mehr brauchen.

Note: 5+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...