Zum zweiten Mal rekrutiert Amanda Waller (Viola Davis) ein Team aus psychopathischen Superschurken und zwingt diese, für die Regierung zu arbeiten - weigern sie sich, sterben sie, kämpfen sie jedoch für sie, wird ihnen mit zehn Jahren Straferlass für ihre vorherigen Taten gewunken. Angeführt wird das Team von dem Superscharfschützen Bloodshot (Idris Elba), welcher eine Gruppe aus verrückten Typen und Frauen ins Herz der Insel Corto Maltese führen soll. Dort sollen sie, nachdem die Insel unter einen Militärputsch geraten ist, alle Dokumente des geheimen Forschungsprojekts "Starfish" aufspüren und vernichten. Doch schon die Ankunft am Strand verläuft nicht wie geplant, Harley Quinn (Margot Robbie) gerät in Feindesland und Bloodshot hat nun alle Hände voll damit zu tun, die Gruppe aus Schurken zusammenzuhalten, um sie im Kugelhagel nicht gleich wieder zu verlieren...
Im DC-Filmuniversum ist ja mittlerweile alles egal. Nachdem die Macher spätestens mit "Justice League" fatal daran scheiterten, ein ähnlich lukratives Comic-Universe wie das MCU aufzustellen, verlässt man sich in den Produktionen fast ausschließlich auf krachende Einzelfilme, die keinerlei übergeordnetes Ziel mehr verfolgen. Nun ist es sogar soweit gekommen, dass "The Suicide Squad" zwar auf dem Papier (und auch durch die in vielerlei Hinsicht gleichgebliebene Besetzung) eine Fortsetzung zum qualitativ gefloppten "Suicide Squad" aus dem Jahr 2016 sowie "Birds of Prey" aus dem Jahr 2020 darstellt, auf beide Filme jedoch gar nicht eingeht. Es ist also erneut eine Carde Blanche für das Franchise, welches einfach macht, was es will, wobei das alles auch gar keinen Sinn ergeben muss. Eine Card Blance war es dann auch für Regisseur James Gunn, der nach seinem kurzzeitigen Rauswurf bei Disney gleich bei der Konkurrenz anheuerte und sich für dieses Filmprojekt vollkommene Narrenfreiheit sicherte. Dass er diese erhielt, sieht man - "The Suicide Squad" ist eine ganz klare Vision Gunn's, was im Endergebnis klare Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringt.
Dass Gunn nämlich, wenn man ihn voll und ganz von der Leine lässt (und das passiert im Marvel Cinematic Universe bei seinen "Guardians of the Galaxy" in dieser Form nicht, da auch diese Filme ja konkrete Puzzleteile eines großen Ganzen sind), vollkommen freidrehen kann, sieht man hier durchweg. Ohne sich einen Furz für Familienfreundlichkeit oder politische Korrektheit zu kümmern, bläst Gunn hier aus allen Rohren und liefert solch brutale Actionszenen, dass sogar ein Deadpool mal schelmisch mit der Zunge schnalzen würde. Insbesondere die erste Actionszene an einem Strand ist dabei so verrückt und abgehoben, dass es eine wahre Freude ist. Trotzdem will er in der ersten Hälfte des Films dann noch zu viel: Er will brachiale Actionszenen inszenieren, Gaga-Komik am laufenden Band liefern, vielen Figuren gerecht werden und auch noch einen gewissen dramatischen Background neben einer trashigen Hauptstory abliefern. Dabei springt Gunn während der ersten Stunde tonal recht unentschlossen zwischen diesen Ebenen hin und her und findet weder einen Zugang zu den Figuren noch hält er das Tempo aufrecht. In den schlimmsten Momenten sitzt absolut keiner der bemüht wirkenden, unter die Gürtellinie zielenden Witzchen und "The Suicide Squad" zerfasert trotz der simplen Handlung, da er überhaupt nicht weiß, wo er sich tonal einordnen soll.
Das wird aber im weiteren Verlauf spürbar besser, denn in der zweiten Hälfte liefert Gunn nicht nur einen der verrücktesten, spektakulärsten und visuell grandiosesten Action-Showdowns der letzten Jahre ab, sondern findet auch den Zugang zu den Charakteren. Auch wenn die dramatischen Hintergründe, welche sich die Figuren untereinander erzählen, keinerlei Emotionen auslösen, da sie viel zu gewollt wirken, funktioniert das Charisma dieser komplett durchgeknallten Truppe später auch einheitlich. Zuvor waren es allesamt absolut schräge Gesellen, die schräge Sachen taten, doch erst im Teamwork sitzen letztendlich auch die Gags und die feinen, kleinen Details. Idris Elba beweist dabei erneut, dass er eine der coolsten Säue dieses Planeten ist und Margot Robbie macht in ihrem dritten Einsatz als Harley Quinn wieder alles richtig, auch wenn sie diesmal mit deutlicher weniger Schaum agiert, da sie sich die Leinwand mit groteskeren Gesellen teilen muss. Das Gleichgewicht stimmt dann zwar auch hier nicht ganz, aber später läuft "The Suicide Squad" in seinem absolut durchgeknallten Showdown dann doch noch zu Höchstform auf und verbindet den skurillen Humor, makellose Effekte und den Irrsinn aus dem Gehirn des Regisseurs zu einer passenden Einheit. Das ist dann zwar immer noch Trash, aber einer, der viel zu kreativ ist, um ihn als solchen abzustrafen. Und deswegen: Eine letztendlich gerade noch gelungene Mission, die nach enormen Startschwierigkeiten noch ins Ziel rudert.
Fazit: Nach einer brillanten ersten Actionszene lässt "The Suicide Squad" Federn und findet tonal keinerlei Zugang zum Stoff - Gaga-Comedy, brutale Shootouts und bemüht-dramatische Backgrounds bilden keinerlei passende Einheit. In der zweiten Hälfte läuft der Film aber spätestens zum verrückten Showdown zu Höchstform auf und präsentiert auch die skurillen Antihelden mit viel Würze, Charme und allerlei kreativen Ideen.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen