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Fleisch mit schwarzem Humor als Beilage: Filmkritik zu "Veganer schmecken besser - Erst killen, dann grillen!"

Seit nun mehr zwanzig Jahren betreiben Vincent (Fabrice Eboue) und seine Frau Sophie (Marina Fois) eine kleine Metzgerei im Herzen von Frankreich. Zuletzt sind aber nicht nur die Einnahmen gefährlich rückläufig, auch die Ehe der beiden ist auf dem absteigenden Ast. Als die beiden in ihrem Geschäft von einem extremistischen Veganer überfallen werden und Vincent diesen wenig später auf offener Straße stellt, passiert ein schweres Maleur... und die beiden kommen auf eine Idee, um ihren Laden wieder ans Laufen zu bekommen. Während in der Stadt nach und nach Veganer verschwinden, können Vincent und Sophie mit neuem Fleisch in der Metzgerei aufwarten, welches die Kunden in Verzückung versetzt. Die Nachfrage wird gar so groß, dass die beiden auf eine richtige Jagd gehen müssen, um diese zu befriedigen.

Humor hat man, wenn man trotzdem lacht. Und für einen Film wie diesen braucht man ihn auch, denn ansonsten dürfte schon das Schlucken der konkreten Ausgangssituation eine schwere Herausforderung sein. Tut man dies jedoch, wird man mit einer ebenso absurden wie schwarzhumorigen Komödie belohnt, die an allen Ecken und Enden austeilt - gegen Veganer und Fleischesser, gegen die Polizei, gegen die hochnäsigen Reichen und auch gegen die kleinen Männer und Frauen am unteren Ende der Nahrungskette. Jeder kriegt hier sein Fett weg... und das teilweise in recht drastischen Szenen. Dabei ergötzt sich die französische Komödie weniger an ausgeklügelten Splatter-Momenten, sondern dürfte eher in den raubeinigen Szenen, in denen die abgemurksten Opfer in der Hinterkammer der Metzgerei fachgerecht zerlegt und schließlich an die wartende Kundschaft ausgeteilt werden, für umgedrehte Mägen sorgen. Sofern man nicht zu sehr damit beschäftigt ist, über solch eine absurde Situation zu lachen, auch wenn es freilich wehtut.
Hat man das dann erstmal geschluckt und sich den Spaß an einem Metzger-Pärchen, welches Jagd auf die ach so nervigen Veganer macht, gegönnt, muss man jedoch noch weitere Holperer übersehen, um diese Freude beizubehalten. Denn die reine Handlung ist selbstverständlich ausgemachter Blödsinn und die handelnden Figuren kommen nur deswegen so lange mit ihrem Treiben durch, weil das Drehbuch schlichtweg zu faul ist, ihnen großartige Hindernisse in den Weg zu legen. In einer Schlüsselszene äußert Vincent zum wiederholten Male Zweifel an ihrem neuen Geschäftsmodell, während seine Frau Sophia ihn zu beruhigen versucht, dass doch ohnehin nichts in ihre Richtung deuten würde. Dass dem nur auf dem Papier so ist, ist klar - denn in einer kleinen Stadt, in der Menschen verschwinden und kurz darauf die örtliche Metzgerei ganz neues Fleisch anbietet, welches kaum zurückverfolgt werden kann, sollte ein jeder hellhörig werden. Der örtliche Polizist, welcher die Metzgerei regelmäßig aufsucht, wird dabei so naiv gezeichnet, wie es nur möglich war und dennoch ist es mit der inneren Glaubwürdigkeit quasi sofort vorbei.
Aber Hand aufs Herz, darauf kommt es "Veganer schmecken nicht" ohnehin nicht an, stattdessen ergötzt sich der Film über achtzig Minuten lang an seiner kruden und fiesen Grundidee. Mit immer neuen Einfällen und einigen herrlich-grotesken Sequenzen, wenn Mann und Frau gemeinsam auf Männerjagd gehen und dabei locker-flockig die Pläne fürs gemeinsame Abendessen besprechen, hat man durchaus viel morbide Freude. Dass die wenigen Versuche, die Ehekrise der beiden Hauptfiguren als eine Art schräge Tragikomödie zu erzählen, dabei ins Hintertreffen geraten und auch die Geschichte der plötzlich auch zur Veganerin umgesattelten Tochter eher steril bleibt, ist bei diesem blutigen Feuerwerk, welches nebenher abläuft, klar. Die süffisanten Dialoge und die beiden herrlich aufgelegten Hauptdarsteller runden aber ein sehr solides, wenn auch reichlich naives Metzel-Abenteuer ab. Dieses lebt dann zwar eher von seiner Grundidee als solche und weniger durch dessen Ausführung, die sich einige seltsame Schlenker erlaubt (inklusive eines überdrehten Finales, welches es dann doch etwas zu gut meint mit dem Spektakel), aber es macht Freude. Wenn man einen starken Magen mitbringt und diesen grotesken Humor irgendwie mag. 

Fazit: Die absurde Grundidee trägt locker über achtzig flotte Minuten und lässt neben grotesken Fleisch-Momenten auch genug Zeit für süffisante und schwarzhumorige Dialoge. Ernstnehmen darf man die Nummer sowieso nicht, doch selbst mit zwei zugedrückten Augen wären etwas mehr Mühen in den Nebenhandlungen wirklich fein gewesen.

Note: 3+



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