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Remake ohne Flair: Filmkritik zur 2004-Version von "Der Flug des Phoenix"

Mitten in der Wüste Gobi stürzt ein Transportflugzeug nach einem verheerenden Sandsturm ab. An Bord befinden sich mehrere Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin einer kurz vorher geschlossenen Anlage eines Ölbohrunternehmens sowie der Pilot Frank Towns (Dennis Quaid) und dessen Co-Pilot A.J. (Tyrese Gibson). Trotz wenig Hoffnung auf Rettung, da Towns zur Zeit des Absturzes weit abseits des eigentlichen Kurses flog, um dem Sturm zu trotzen, wird zunächst wenig für eine Flucht unternommen, um die knappen Wasservorräte nicht zu rasch aufzubrauchen. Es ist schließlich der Flugzeugkonstrukteur Elliott (Giovanni Ribisi), welcher den Vorschlag unterbreitet, aus dem Wrack ein neues Flugzeug zu bauen und mit diesem die Wüste zu verlassen. Nach anfänglichen Zweifeln macht sich das Team an die schweißtreibende Arbeit, während hinter den Sanddünen eine andere Bedrohung auf sie lauert...

Ich habe das Original aus den 60er-Jahren nie gesehen und kann daher kaum einen Vergleich zwischen beiden Filmen ziehen. Es ist allerdings schwer vorzustellen, dass dieses generische Remake aus den Händen von "Im Fadenkreuz"-Regisseur John Moore das Original qualitativ übertrumpfen konnte, denn wirklich aufregend oder unterhaltsam fällt es nicht aus. Das liegt prinzipiell weniger daran, dass es an Gefahren und speziellen Hindernissen mangelt, denn auch ohne ständiges Durchtreten des Gaspedals hätte es einer Geschichte wie dieser nicht an Spannung mangeln müssen. Es hätte allerdings durchaus kernigere Figuren sowie einige spannende Konflikte gebraucht, um aus der Ausnahmesituation noch ein wenig mehr Effektivität herauszukitzeln. Gerade letztere kochen aber auf Sparflamme - Streitereien um die Wasservorräte und Schuldzuweisungen bezüglich des Absturzes sind schnell vergessen und auch darüber hinaus kommt es im Grunde zu keinerlei Reibungen. Das liegt aber eben auch an den blassen Figuren, die keinerlei Konturen mitbringen. 
Unter dem recht namhaften Cast gelingt es einzig und allein "Avatar"-Star Giovanni Ribisi, für ein paar kleine Lichtblicke zu sorgen. Das liegt zum Großteil aber auch daran, dass seine Figur ohnehin zwiespältiger und undurchsichter angelegt ist, während sich der Rest des Teams aus farblosen Helden zusammensetzt, zu denen wir keinerlei Background erfahren. So darf Dennis Quaid nicht viel mehr tun als stumpfe Befehle zu brüllen, während sein Co-Star Tyrese Gibson im Grunde nur seinen Part aus der "Fast & Furious"-Reihe zum Besten gibt, nur mit etwas weniger sprücheklopfendem Kasperletheater. Und dass Miranda Otto die einzige Frau im Bunde ist, spielt praktisch keinerlei Rolle, da ihr Part für die Geschichte nicht die geringste Bedeutung besitzt. Da es diesen vollkommen hintergrundlosen Figuren dann ohnehin schon an Reibungsmaterial mangelt, langweilt man sich schneller, als es einem lieb ist und die recht einfallslose Regie tut indes wenig, um diese Schwächen durch Effekthascherei oder spannende Einzelmomente auszugleichen.
Denn wenn man schon keine knackigen Charaktermomente und daraus schwelende Konflikte erschaffen kann, sollte im Blockbuster-Format ein wenig Action herrschen. Die wenigen Hindernisse, welche den Figuren hierbei in den Weg gestellt werden, lassen sich jedoch nicht nur ziemlich einfach umgehen, sondern liefern auch optisch keine echten Hingucker. Eine finstere Bedrohung in der Wüste wird dabei recht einfallslos für ein paar banalare Spannungsspitzen aus der Tasche geholt und ansonsten greift man nur noch auf die ewiggleichen Wetterkapriolen zurück, die in der Wüste Gobi nun mal herrschen. Keine Frage, die diversen Sandstürme sind optisch imposant in Szene gesetzt, täuschen jedoch auch nicht über steigende Redundanz hinweg. Selbst das Finale, in welchem jede Sekunde zählt und ein paar letzte Schwierigkeiten ausgemerzt werden müssen, während die Uhr bedrohlich tickt, ist ziemlich glatt inszeniert und sorgt nicht mehr für zusätzliches Adrenalin.

Fazit: Flache Charaktere, ein redundanter Spannungsbogen und kaum Blockbuster-Effektivität - Regisseur Moore konnte sich kaum zwischen menschlichen Spannungen und großer Effekthascherei entscheiden und liefert dennoch von beidem viel zu wenig.

Note: 4+



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