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Schwacher Katastrophen-Thriller: Filmkritik zu "Volcano"

Mike Roark (Tommy Lee Jones) ist für den Katastrophenschutz von Los Angeles zuständig und lässt sich von Erdbeben, Stromausfällen und anderen Szenarien, welche die Gesellschaft erschrecken, normalerweise nicht mehr aus der Ruhe bringen. Eine Gasexplosion mit mehreren Toten am MacArthur-Park erregt dennoch seine Aufmerksamkeit - Roark befürchtet eine große Gefahr, doch seine Warnungen werden von den städtischen Diensten nicht ernstgenommen und eine große Sperrung wird abgelehnt. Kurze Zeit später ist das Chaos perfekt, als ein unter der Stadt brodelnder Vulkan ausbricht, Feuerbälle in die Straßen speit und einen See aus Lava generiert, der alles verbrennt und schmilzt, was ihm in den Weg kommt. Gemeinsam mit der Geologin Amy Barnes (Anne Heche) versucht Roark, Herr über die Lage zu werden, doch die Flammen scheinen sich höchstens kurz bremsen, aber niemals aufhalten zu lassen...

Hand aufs Herz: Bei einem Katastrophenfilm erwartet man nun wirklich keine tiefgründige, realistische Unterhaltung, sondern Popcorn-Kino in visueller Brillanz, mit allerlei Krach und spannenden Einzelszenen. Deswegen sind Filme wie Roland Emmerichs "2012" oder Michael Bays "Armageddon" so beliebt - obwohl die Geschichte in jeglicher Form höherer Blödsinn ist, lässt sich bei solch einem Spektakel wunderbar viel Spaß an der Zerstörungswut haben. Der im Jahr 1997 erschienene "Volcano" macht es sich dabei jedoch in allen Belangen zu einfach, denn wo die erstgenannten Beispiele zumindest noch kernige Charaktere und einige abwechslungsreiche Katastrophen-Highlights zu bieten hatten, ist für das Szenario eines Vulkanausbruchs im Herzen von Los Angeles nur noch der Bodensatz übriggeblieben. Sämtliche Figuren sind reine Schemata, die allerhöchstens auf ihre Funktion innerhalb der Katastrophenbekämpfung beschränkt werden. Selbst namhafte Stars wie Tommy Lee Jones, "Avengers"-Star Don Cheadle oder die jüngst tragisch verstorbene Anne Heche können dabei wenig tun, als auf die immer neuen Bedrohungen zu reagieren, durch die Menge zu brüllen oder im Angesicht der Gefahr zu staunen.
Und reagiert wird immer wieder, denn für mehr hat die Story auch gar keine Zeit: Sobald sich der Strom der Lava erst einmal seinen Weg durch die Stadt bahnt, wird mit schwingenden Armen alles dafür getan, diese Gefahr zu bannen oder zumindest ihre Geschwindigkeit zu drosseln. Selbst Menschen wie ich, die sich mit Vulkanen nun wirklich nicht zu genau auskennen, dürften sich angesichts der Unlogik diverser Gegenmaßnahmen mehrfach die Haare raufen. Das wäre aber an und für sich kein Problem, wenn diese Szenen inszenatorisch durchaus Wucht hätten, Im Gegensatz zu Emmerichs gigantischen Flutwellen und alles zerfetzenden Erdbeben lässt sich ein verhältnismäßig langsam verlaufender Lavastrom aber eben nur auf so und so viele Arten inszenieren, bevor es doch zu Wiederholungen kommt. So ist der erste, große Ausbruch, der gleich auch noch ein paar meteoritenförmige Feuerbälle ins Stadtzentrum speit, das spektakuläre Highlight, auf welches im Nachhinein nur noch wenig Aufregendes folgt. Solcherlei Langeweile hätte man mit spannenderen Figuren und mehr Dynamik innerhalb kleinerer Hindernisse durchaus umgehen können, doch diese Mühe haben sich die Macher rund um "Bodyguard"-Regisseur Mick Jackson offensichtlich nicht gemacht: Ihnen genügt es weitestgehend, den Lavastrom immer wieder aus den gleichen Winkeln abzufilmen.
Große Dramatik kommt dabei nicht auf, auch da sämtliche Figuren in ihren banalen Dialogphrasen äußerst cool bleiben. Klischees des Genres werden aber natürlich dennoch bedient. So kann man sich sicher sein, dass das Kind im Bunde immer genau dann in Gefahr gerät, wenn es ohnehin schon mehr als brenzlig ist. Und das ein zuvorderst als Egomane gezeichneter Kerl letztendlich seinen großen Moment der Aufopferung haben wird, kommt sicherlich auch nicht überraschend. Für einen knapp fünfundzwanzig Jahre alten Film sind solche Szenen, auch aufgrund der nach wie vor überzeugenden Spezialeffekte, durchaus beeindruckend. Sie tangieren jedoch emotional zu keinem Zeitpunkt, da der Film außerhalb seines glühenden Epizentrums keinerlei Ebene mehr besitzt, die in die Tiefe geht. Die Figuren sind einem herzlich egal, an den feurigen Lavamassen hat man sich alsbald sattgesehen. So bleibt selbst bei einer lockeren Akzeptanz der kruden Ausgangslage deutlich weniger hängen als bei anderen Katastrophenfilmen, da man sich hier wirklich zu arg auf dem Bodensatz ausruht, der für einen Film wie diesen unabdinglich ist.

Fazit: "Volcano" liefert das, was der Titel verspricht, aber keinesfalls mehr. Aufgrund schablonenhafter Charaktere und einer sterilen Inszenierung, die aus der glühenden Katastrophe nicht viel Dynamik zu ziehen vermag, ein schnell vergessener Actionfilm.

Note: 4+



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