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Ein Auftragskiller auf dem Klassentreffen: Filmkritik zu "Ein Mann - ein Mord"

Seit einigen Jahren arbeitet Martin Blank (John Cusack) als Auftragskiller und windet sich aus den Vorschlägen seines Kollegen Dan Grocer (Dan Aykroyd) heraus, der in ihrem Berufsfeld eine Gewerkschaft bilden will, um die Preise in die Höhe zu treiben. Durch die Absage zieht Blank Grocers Zorn auf sich, der nun eigene Killer auf den Auftragsmörder ansetzt... und das in genau jenem Moment, als sich Blank aufgrund eines weiteren Auftrages sowie eines Klassentreffens zurück in seine Heimat begibt. Dort muss er dann nicht nur mit seinem Beruf jonglieren, wobei ihm Grocer immer wieder Steine in den Weg wirft, sondern auch die Beziehung zu seiner Jugendliebe Debi Newberry (Minnie Driver) neu aufrollen, welche er vor dem Klassentreffen wiedersieht.

Dass diese Actionkomödie aus dem Jahr 1997 (die seit der Veröffentlichung auf dem Videomarkt hierzulande eigentlich nur noch unter dem Originaltitel "Grosse Pointe Blank" beworben wird) zumindest zeitweise Spaß verbreitet, ist fast ausschließlich der Besetzung zu verdanken... insbesondere dem mal wieder fabelhaften John Cusack. Der ist sowieso fast immer gut und eben auch dann noch wahnsinnig sympathisch, wenn er aus beruflichen Gründen gleich mehrere Menschen auf einmal abknallt. Cusack verleiht seinem leicht verwirrten, festgefahrenen und oftmals auch ziemlich unzufriedenen Martin Blank eine gewisse Bodenständigkeit, die uns sogleich mit der Rolle vertraut macht. Dabei wirkt er ungezwungen, nahbar und dennoch ziemlich schräg - ein sehr faszinierender Charakter, der über Cusacks spezielle Leistung leider nicht wirklich vertieft wird. Auch die romantische Beziehung zwischen ihm und Minnie Driver schlägt ordentliche Funken, auch wenn diese oftmals etwas reißbrettartig erzählt wird und nicht genug Zeit bleibt, um deren gemeinsame Vergangenheit zu vertiefen.
Der restliche Cast ist ebenfalls namhaft besetzt, zieht sich aber nicht immer ganz so gut aus der Affäre wie Cusack und Driver. So wird der große Alan Arkin in einer ebenso unnötigen wie reichlich unlustigen Rolle als Blanks überforderter Therapeut vollkommen verschenkt und "Ghostbusters"-Star Dan Aykroyd ist in dem Part als Blanks Gegenspieler so ziemlich alles, aber niemals glaubwürdig. Sogar Joan Cusack, die Schwester des Hauptdarstellers, darf in der kleinen Rolle als Blanks Rezeptionistin nur chargieren, aber kaum eine Pointe landen. Überraschenderweise sorgt somit "The Walking Dead"-Star Michael Cudlitz, hier noch vor seinem Durchbruch in Hollywood, für ein paar richtig starke Szenen. Er tritt zwar erst spät auf und hat auch dann nur wenig Screentime, füllt diese aber mit solch einer herrlich-überzogenen Spleenigkeit, dass man an diesem aus dem Rahmen fallenden Charakter seine wahre Freude haben kann. Seine Figur nimmt dann auch Platz in dem großen Klassentreffen, welches aufgrund des stimmigen Soundtracks und einiger sympathischer Einzelszenen als der große Höhepunkt des Films angesehen werden kann, zumindest auf einer seltsam-emotionalen Note.
Darüber hinaus gelingt es dem Film aber niemals, die Genres der romantischen Komödie und des teils recht brutalen Actionfilms überzeugend zu vermengen. In letzterem überdreht "Ein Mann - ein Mord" mit ebenso bieder wie lächerlich gefilmten Shootouts viel zu arg und findet dabei weder das richtige Tempo noch eine stimmige Dramaturgie, was man aber auch den viel zu unterentwickelten Charakteren anlasten darf. Und für eine reine Komödie landet der Film schlichtweg viel zu wenig echte Volltreffer, um das Zwerchfell auch mal öfters als alle paar Minuten lang zu massieren. Viele Gags kommen dabei offenbar direkt aus der Tonne und werden wenn überhaupt nur dann gerettet, weil die Darsteller mit diesen müden Textzeilen noch ein nettes Hallodri veranstalten. Das reicht aber auch nicht, um eine recht wirre Handlung, die ohne echte Höhepunkte voranschreitet und oftmals gar nicht weiß, wo sie nun eigentlich hinwill, noch aufregend zu gestalten. Es ist eine Vermengung von Plots, die so offenbar nicht zusammengehören und die sich somit in jeder vorstellbaren Art und Weise gegenseitig im Weg stehen. Oder, um es kurz zu machen: Kein wirklich schöner Film, sondern eher ein verwirrendes und tonal auseinanderfallendes Gefasel.

Fazit: Trotz eines hervorragend aufgelegten John Cusack zerfällt der unentschlossene und auf humoristischer Ebene seltsam-überdrehte Film in sehr unterschiedliche Teile, die in ihrer seichten Dramaturgie niemals ein stimmiges Ganzes ergeben wollen.

Note: 4+



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