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Seiner Zeit voraus: Filmkritik zu "WarGames - Kriegsspiele"

Der sechzehnjährige David Leightman (Matthew Broderick) hat nicht viele Freunde und wird gegenüber den Lehrkräften schon mal frech. Dafür ist er aber ein Genie, wenn es um Computer geht und ändert sogar die schlechten Schulnoten von sich selbst und seiner Klassenkameradin Jennifer Mack (Ally Sheedy), indem er sich in den Schulcomputer hackt. Als er versucht, in das Computersystem eines Spieleherstellers einzudringen und anschließend eine, wie es scheint, Kriegssimulation zu spielen beginnt, gerät sein Leben jedoch aus den Fugen. Offensichtlich hat er das Spiel nämlich mit einem denkenden Computer begonnen, der tatsächlich für das Verteidigungsministerium als Sicherheitsbot arbeitet... und dieser will nun einen wirklichen Atomkrieg beginnen. Schon bald heftet sich das FBI an Davids Fersen...

Neben einem drohenden Atomkrieg oder einer die Menschheit vernichtenden Krankheit, vom Klimawandel mal ganz abgesehen, scheint das Aufbegehren von virtuellen und künstlichen Intelligenzen nach wie vor die wahrscheinlichste Möglichkeit einer Apokalypse. Filme wie "I,Robot" oder auch die "Terminator"-Reihe spielen seit jeher mit dieser immer realer werdenden Bedrohung und mit den fortschreitenden Jahren scheint die Technik immer mehr zu solcherlei in der Lage... und wir wissen eigentlich nur zu gut, was geschehen könnte, wenn eine solche mal außer Kontrolle gerät. "WarGames" stammt aus dem Jahr 1983 und ist seiner Zeit insofern ziemlich weit voraus. Clever spielt der Thriller mit den Ängsten vor einem Dritten Weltkrieg (ein Thema, welches heute leider wieder viel aktueller ist als zuvor) und mit den Fehlern des Menschen, wenn er immer mehr Macht auf die Computer übergibt. Der gefährliche Computer Joshua, der eine scheinbar harmlose Simulation nicht von einem echten Krieg unterscheiden kann, hat dabei kaum das Nachsehen hinter so gefährlichen, technischen Gegenspielern wie HAL aus "2001 - Odyssee zum Weltraum".
Als Ausgangslage ist dieser Film also durchaus ziemlich spannend und spielt mit Situationen, mit denen ein jeder von uns etwas anfangen dürfte... und die uns auch alle betreffen würden. Unter diesem Mantel hat "WarGames" allerdings mit ein paar typischen Blockbuster-Problemen zu kämpfen, welche die Glaubwürdigkeit der Handlung arg schleifen lassen. So ist es schon fast angsteinflößend, wie simpel und oft ein zwar schlauer, aber eben auch erst sechzehnjähriger Schüler altgediente Militärs und Spezialisten austricksen kann. Die älteren Herren in den Kommandozentralen, die eigentlich unsere Welt vor dem Untergang beschützen sollten, werden fast durchgehend als ziemlich bescheuerte Hallodris dargestellt, die eine Lehre von einem Kind erhalten müssen. Das ist an und für sich zwar charmant, aber auch recht altbacken und macht die an und für sich gut aufspielenden Nebenfiguren letztendlich zu Knallchargen, denen man kein Wort abkaufen kann. Da wird dann sogar der zu Beginn noch sehr sympathische Dabney Coleman nicht mehr richtig gefordert.
Der junge Matthew Broderick macht seine Sache indes sehr solide, ohne jedoch allzu arg gefordert zu werden - als frecher junger Mann, der aber auch das Herz am rechten Fleck hat, fungiert er ganz ausgezeichnet als Identifikationsfigur. Auch an der Regie lässt sich nichts aussetzen, das Drehbuch hat ein paar scharfzüngige Dialoge zu bieten und das Tempo ist ziemlich hoch. Das Finale ist äußerst spannend geraten und endet sogar auf einer ziemlich interessanten Note, welche das Gefahrenpotenzial der Technik niemals kleinredet, es aber auch nicht auf Teufel komm raus verabscheut. So bleibt ein Film, der ein nur an der Oberfläche nerdiges Thema für die Massen aufbereitet und dabei durch und durch schnörkellose Spannung bietet. Kein Werk, welches allzu lange nachwirkt, aber durchaus ein kurzweiliger Thriller mit Humor und ein wenig Hirn... und aktueller als viele heutige Streifen.

Fazit: Trotz schwach geschriebener Nebenfiguren und einigen forcierten Plot-Vehikeln ein recht spannender Thriller, der mit Grundängsten spielt und das Thema eines außer Kontrolle geratenen Computers packend aufbereitet, dabei aber auch Witz und Herz nicht vergisst.

Note: 3+



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