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Viele Geister und kein Grusel: Filmkritik zu "13 Geister"

Seit dem Tod seiner Frau leben der Lehrer Arthur Kriticos (Tony Shalhoub) und seine Kinder Kathy (Shannon Elizabeth) und Bobby (Alec Roberts) in ärmlichen Verhältnissen. Da kommt das plötzliche Ableben von Arthurs Onkel Cyrus (F. Murray Abraham), der seinen Neffen zwar seit dessen Kindertagen nicht mehr gesehen hat, ihm nun aber trotzdem ein riesiges Haus vermacht, prinzipiell Recht. Nach anfänglichem Enthusiasmus muss die Familie aber schon in der ersten Nacht erkennen, das mit diesem mystischen Domizil voller gläserner Wände etwas ganz und gar nicht stimmt. Offensichtlich hat sich Cyrus zu Lebzeiten als Geisterjäger einen Ruf gemacht... und seine gefangenen Toten treiben in dem Haus ihr blutiges Unwesen.

Der im Jahr 2001 in den Kinos erschienene "13 Geister" hat mehrere hervorragende Ideen, die auf dem Papier mehr als reizvoll klingen. Dreizehn verschiedene Untote, jede und jeder mit einem ganz eigenen Habitus ausgestattet und visuell ausgesprochen schaurig in Szene gesetzt, tummeln sich in einem spektakulär aussehenden Haus, welches schon ein ganz eigener Augenöffner ist. Sehen kann man diese gefährlichen Geister jedoch nur mit Spezialbrillen - wer keine hat, merkt oft nicht mal, dass sich der fiese Gegenspieler nur wenige Meter entfernt oder gar im selben Raum befindet. Und dann spinnt der Film auch noch eine recht wendungsreiche Geschichte rund um den mysteriösen, verstorbenen Onkel, der zu Lebzeiten gar einen ganz eigenen Plan mit den Untoten hatte. Das klingt doch eigentlich nach einer richtig schaurigen Nummer, die man so gar nicht mehr in den Sand setzen konnte. Allerdings leistet sich der Film schon früh richtig herbe Schnitzer... und die haben vor allem mit der teils dilletantischen Regie von Special-Effects-Genie Steve Beck zu tun.
Als würde er den kreativen Spielereien rund um dieses wunderbar erbaute Haus mit all seinen verschnörkelten Gängen und Zimmern sowie den hervorragend zurechtgemachten Geistern nicht mehr trauen, ballert er inszenatorisch alles rein, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Das bedeutet für diesen Film vor allem eine ganze Armada von unerträglich nervigen Jumpcuts, die immer dann eingesetzt werden, wenn sich gerade ein Geist in der Nähe befindet... was ungefähr ab der 30-Minuten-Marke im Grunde dauerhaft der Fall ist. Da blitzt es dann immer wieder, Geister tauchen auf und verschwinden im nächsten Schnitt wieder, die Soundpalette dröhnt aus allen Rohren und die Cuts kommen so schnell, wechseln sogar zwischen verschiedenen Schauplätzen, sodass man irgendwann gar nicht mehr weiß, wo oben und unten sein soll. Der beengte Schauplatz, bei dem vieles eben ziemlich gleich aussieht, tut sein Übriges dazu, um in diesem Schnittmassaker keinerlei Orientierung mehr möglich zu machen. Alles passiert gleichzeitig und bestenfalls laut, aber man bekommt davon gar nichts mehr mit, da Becks Inszenierung in höchstem Maße wirr ausfällt.
Optisch beeindruckend ist das zwar trotzdem hin und wieder, da die CGI-Effekte die letzten zwanzig Jahre bemerkenswert gut überstanden haben. Doch es schießt einen früh taub und von der anfänglich angenehm schaurigen Atmosphäre bleibt in diesem wilden Dauerfeuer nichts mehr übrig. Auch das blasse Figurenensemble bietet sich für Überraschungen nicht an, da "13 Geister" viel zu sehr im Horror-Mainstream verwachsen bleibt und dementsprechend nicht schockieren will. Gefordert werden bekannte Namen wie Tony Shalhoub oder "Moon Knight"-Star F. Murray Abraham dabei nie. Der einzige, der ein wenig Stil in die Sache bringt, ist der aus der "Scream"-Reihe bekannte Matthew Lillard, der sogleich auch den sympathischsten und energetischsten Charakter in diesem sonst reichlich farblosen Ensemble geben darf. Im Finale kommt das Drehbuch immerhin noch mit einigen ziemlich überraschenden Wendungen um die Ecke und bekommt auch seine Inszenierung etwas übersichtlicher hin - da wird dann zwar weiterhin aus allen Kanonen geschossen, es kommt aber auch ein wenig Abwechslung zum vorherigen, dauerhaften Laufen durch gläserne Gänge hinzu. Das hilft dann aber nur noch wenig, denn trotz eines runden Showdowns stresst "13 Geister" in seiner Überinszenierung nur noch und liefert dabei nicht mal anständigen Grusel, sondern nur angeberische Protzerei ohne jeden Charme.

Fazit: Was auf dem Papier nach einer anständigen Ansammlung von schaurigen Ideen klingt, entpuppt sich als einfallslose, wahnsinnig dröge und noch dazu extrem überinszenierte Angelegenheit. Niemals gruselig, oftmals ziemlich doof und noch dazu, trotz starker MakeUp- und CGI-Effekte, erschreckend langweilig.

Note: 4-



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