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Derb oder gefühlsduselig oder beides?: Filmkritik zu "Big Business - Außer Spesen nichts gewesen"

Trotz hervorragender Zahlen soll das Gehalt des Sales Managers Dan Trunkman (Vince Vaughn) um fünf Prozent gekürzt werden. Aus Trotz gründet Trunkman zusammen mit dem frisch entlassenen Manager Timothy McWinters (Tom Wilkinson) und dem blutjungen, komplett unerfahrenen Mike (Dave Franco) eine eigene Firma. Ein Jahr später steht diese kurz vor dem Bankrott, doch ein möglicher Deal zeigt ein Licht am Horizont - im Grunde soll dieser mit einem Handschlag in Deutschland nur noch unter Dach und Fach gebracht werden. Dan ist guter Dinge, muss im Hotel jedoch feststellen, dass seine ehemalige Chefin Chuck Portnoy (Sienna Miller) und ihre gigantische Firma der direkte Konkurrent sein wird... und diese zieht dabei alle Register, um Dan und seine zwei Mitarbeiter auszubooten.

"Big Business" ist das Paradebeispiel einer Komödie, die nicht weiß, auf welche Art und Weise sie ihr Publikum denn nun zum Lachen bringen soll... und deswegen gleich mehrere Sachen versucht, von denen keine richtig zünden will. Dan Trunkman wird als sensibler Familienmensch mit gleich mehreren Dramen im Gepäck eingeführt, die immer wieder seine Aufmerksamkeit erfordern. Wirklich berührend ist dieser am Reißbrett entworfene Plot rund um den gemobbten Sohn und die vernachlässigte Tochter allerdings nicht, da er viel zu inkonsequent verfolgt wird und die rasanteren Szenen immer wieder ausbremst. Ein wenig mehr Fokus liegt dabei schließlich auf derberen Momenten, doch auch diese können in ihrer Mühe, möglichst zotig sein zu wollen, nicht richtig landen. Da werden dann zwar riesige Glieder in Gesichter gedrückt und ausschweifende Sexpartys besucht, doch diese ohnehin schon sehr pubertären und unlustigen Ausflüge ins Penetrante beißen sich dabei so harsch mit dem Versuch, eine Geschichte über Freundschaft und Familie zu erzählen, dass der Tonfall bemerkenswert unstet bleibt.
Sicher, ab und an kommen immer wieder ein paar sehr nette Gags herum. Die Versuche einiger Running Gags bleiben zwar eher mau, doch dank einiger sympathischer (wenn auch völlig klischeehafter) Charaktere funktioniert das Zusammenspiel dieses ungleichen Trios relativ gut. Man darf sich nur nicht an einigen höchst zweifelhaften Marotten stören, denn das nicht nur der geistig umnachtete Jungspund völlig gierig nach jeglicher weiblicher, nackter Haut ist, sondern auch der siebenundsechzigjährige Beinahe-Rentner, wirkt bestenfalls unlustig, wenn nicht gar verstörend. Frauen kommen in diesem Film beileibe nicht gut weg und sind entweder biestig, leicht zu haben oder werden auf die daheim wartende und sonst nichts zur Handlung beitragende Ehefrau reduziert. Das macht die männlichen Rollen in ihrem egomanischen Verhalten oftmals arg unsympathisch, wenn Frauen ins Spiel kommen. Umso besser funktioniert der Zusammenhalt, wenn man sich jedoch wirklich auf die Beziehung zwischen den drei Männern konzentriert, auch wenn man hier keine tiefgründige Unterhaltung bekommt, sondern nur das Erwartbare geliefert wird.
Etwas merkwürdig dürfte es für das deutsche Publikum sein, ihr Heimatland in dieser Form zu sehen. Denn obwohl sogar in den Studios Babelsberg gedreht wurde und deutsche Fördergelder ihren Teil zur Realisierung des Projekts beitrugen, gab man sich von Produktionsseite offensichtlich nicht ganz so viel Mühe, Deutschland auch so zu zeigen, wie es wirklich ist. Der Fokus liegt eher auf großen Partymeilen sowie einsamen Landstraßen (die hier sogar als Autobahnen ausgegeben werden)... und die Distanz zwischen Hamburg und Berlin hätte man wohl auch noch genauer nachmessen sollen. Von solcherlei lässt sich das US-Starensemble aber weniger verwirren: Vince Vaughn hat man sicherlich schon motivierter erlebt, doch er agiert solide, während "21 Jump Street"-Star Dave Franco aus seiner arg clownesken Rolle noch einige schöne Tiefen herauszukitzeln vermag. Kaum zum Zuge kommen hingegen Sienna Miller als arg blasse Gegenspielerin sowie ein deutscher Star, der nur in einer kurzen, dafür aber entscheidenden Szene gegen Ende auftrumpfen darf.

Fazit: Unentschlossen zwischen banalem Pubertätshumor und kitschigen Familiendramen hin- und hertänzelnd erweist sich "Big Business" zu selten als witzig und fast nie als charmant genug, um langfristig im Gedächtnis zu bleiben.

Note: 4+



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