Direkt zum Hauptbereich

Ich wünsche mir eine bessere Fortsetzung: Filmkritik zu "Verwünscht nochmal"

Das große Happy End nach der Vermählung ist nur in der Märchenwelt zwangsläufig genau ein solches - in der Menschenwelt fangen die Probleme für Giselle (Amy Adams) und ihren Mann Robert (Patrick Dempsey) erst an, nachdem sie sich endlich gefunden haben. Mehrere Jahre nach ihrem ersten Treffen zieht es die beiden zusammen mit dem gemeinsamen Kind sowie Roberts Tochter Morgan (Gabriella Baldacchino) in die ruhigere Vorstadt. Dort muss Giselle erkennen, dass die märchenhafte Zukunft für ihre Familie, die sie sich so sehr gewünscht hat, ebenfalls nicht existiert. Deswegen greift sie, verletzt von Morgans jugendlicher Abneigung und Roberts ewig langen Arbeitstagen, auf einen magischen Wunsch zurück, welcher die Vorstadt und ihre Bewohner tatsächlich in ein Märchen verwandeln. Dabei erwachen aber auch die Klischees zum Leben, wie Giselle an sich selbst erkennen muss, wenn sie zu einer Stiefmutter wird, die nur ein klassisches Märchen hervorbringen kann...

Man hätte fast nicht mehr damit gerechnet, aber nach fünfzehn Jahren erhält nun auch der erfolgreiche und von Kritikern ebenfalls ziemlich gemochte "Verwünscht" eine offizielle Fortsetzung. Die Freude darüber, dass man das originelle Konzept des Vorgängers für das Sequel nicht einfach noch mal wiederholt (wie zuletzt beim wahnsinnig schwachen "Hocus Pocus 2") währt jedoch nicht lange - denn die Idee für die neue Handlung setzt leider voraus, dass die herrliche Dynamik des ersten Teils über weite Teile verlorengeht. Der hatte ja schließlich den Clou, dass das wandelnde Klischee einer Märchenprinzessin auf die knallharte Realität der New Yorker Großstadt traf, was für einige herrliche Fish-out-of-Water-Momente sorgte. Da sich der Großteil von "Verwünscht nochmal" aber nun in eben der Märchenwelt abspielt, die zuvor durch den Kakao gezogen wurde, verfliegt dieser Effekt sogleich - es gibt hier nichts mehr, dass sich wirklich beißt, sondern nur noch Klischees, die ziemlich langweilig aneinandergereiht werden.
Da hilft es natürlich wenig, dass all diese typischen Märchenklischees hier eher durchzitiert als wirklich gebrochen werden, was dem ganzen Spektakel einen eher faden und altmodischen Beigeschmack verleiht, der heutzutage nicht wirklich Wirkung erzeugen mag. Die Geschichte, für die man sich dabei entschieden hat, ist dann ebenfalls alles andere als originell und verläuft in enorm erwartbaren Bahnen - bis hin zum durchkalkulierten, wahnsinnig simplen Happy End. Sicherlich hat "Verwünscht 2" dazwischen immer wieder seine kleinen Highlights, die zumeist aufs Konto von Patrick Dempsey gehen, da der typische Traummann hier niemals zu schade dafür ist, sich als ungestümer Held so richtig schön der Lächerlichkeit preiszugeben. Und auch optisch hat der Film, wie von Disney im Grunde durchweg gewohnt, einiges zu bieten und kann im Showdown, der noch mal ein Stückchen größer und bunter ausfällt als im Original, einige echte Eckpfeiler setzen. Ein Rückschritt ist hingegen bei den Musical-Nummern zu betrachten: Trotz der erneuten Beteiligung des sonst stets so genialen Alan Menken bleibt hier kein Song, nicht mal eine Melodie hängen... und eine herausragende Szene wie Giselles Mega-Performance im Central Park aus dem ersten Teil fehlt in dieser Form auch.
Immerhin bringt man relativ elegant eine starke Frauenfigur ins Spiel, welche für die jüngeren Zuschauerinnen ganz ausgezeichnet als Identifikationsfigur taugen könnte... und die Wandlung von Amy Adams zur bösen Stiefmutter bringt auch noch ein wenig Schwung in die Sache. Das kann man von anderen jedoch nicht behaupten, denn die drei Antagonistinnen erinnern sicherlich nicht nur zufällig durch ihre Manirismen an die drei kultigen Hexen aus "Hocus Pocus", der dieses Jahr ja ebenfalls eine Art Legacy-Revival auf Disney Plus feierte. Wirklich viel Gravitas haben die drei Damen aber nicht und wirken daher eher wie eine clowneske Variante der Klischee-Märchen-Hexen. Und einer, auf den man sich eigentlich wirklich freuen durfte, wird dafür dann fast komplett aufs Abstellgleis gestellt: James Marsden's herrlich tölpelhafter Prinz Edward, der ja durchaus so etwas wie das heimliche Highlight des ersten Teils war, wird hier mit einem etwas besseren Gastauftritt abgespeist, weswegen sich das Sequel, obwohl der "X-Men"-Star ja offensichtlich zur Verfügung stand, einem seiner Höhepunkte gleich selbst beraubt. Warum man diesem an Humor ohnehin recht armen Sequel diese Figur nicht wirklich gönnte, dürfte wohl das Geheimnis der Kreativenabteilung von Disney bleiben - sein überzeichneter Charme fehlt hier nämlich spürbar.

Fazit: Der neue Tonfall beraubt dem "Verwünscht"-Sequel seinen besten Ideen - zurück bleibt ein recht klischeehaftes Märchen ohne wirkliche Überraschungen, welches aber immerhin der Gefahr entgeht, den kultigen Vorfänger einfach nur zu wiederholen.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid