Während des Zweiten Weltkrieges und der Ausbreitung der deutschen Truppen lebt der junge Marcel Marceau (Jesse Eisenberg) in Frankreich und arbeitet weniger erfolgreich als Bühnenkünstler. Als er von seinem Bruder Alain (Felix Moati) den Auftrag erhält, eine Gruppe jüdischer Waisen zu beaufsichtigen, die nach Frankreich geflohen sind, will Marcel davon erst nichts wissen und tritt der Gruppe eigentlich nur bei, da er sich davon Aufmerksamkeit von seinem Schwarm Emma (Clemence Poesy) verspricht. Mit der Zeit schließt er die traumatisierten Kinder jedoch ins Herz und schließt sich danach dem Widerstand an, als die deutschen Truppen damit beginnen, Frankreich einzunehmen. Dabei hilft er sowohl den gefährdeten Kindern und setzt zudem empfindliche Schläge gegen die Reihen der Nazis, wobei er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt...
Jesse Eisenberg kommt einem nicht direkt in den Sinn, wenn man für eine Idealbesetzung des berühmten Pantomimen Marcel Marceau sucht - der war im Jahr 1942 und zur Besetzung Frankreichs erst zweiundzwanzig Jahre alt, während Eisenberg zur Drehzeit bereits Mitte dreißig war. Und der zumeist mit seinem Mundwerk arbeitende, oscarnominierte Darsteller, der gerne auch mal ein wenig überzeichnet, will da als wortkarger Bühnenmensch auch nicht so ganz passen, zumindest in vorigen Erwartungen. Doch der "The Social Network"-Star beweist, dass er auch in dieser Rolle absolut funktionieren kann. Nur in ganz wenigen Momenten wäre etwas weniger Gesichtsentgleisung passend gewesen, darüber hinaus verkörpert er Marceau als unnahbaren, anfangs sehr egoistischen und später immer loyaleren und herzlicheren Helden absolut galant. Nicht nur die ruhigen Momente liegen ihm hier, auch die essentiellen Szenen, in denen Marceau seinem jungen Publikum bühnenreife Auftritte darlegt, sprühen regelrecht vor Herz. Keine Frage, es fällt einem schwer, sich nach der Sichtung dieses Films jemand anderen in dieser Rolle vorzustellen, nachdem Eisenberg ihr leichtfertig seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.
Auch der Rest des Casts kann sich mehr als sehen lassen. Über die junge Bella Ramsey, die nächstes Jahr in der "The Last Of Us"-Serie von HBO zu sehen sein wird, als traumatisiertes Waisenkind bis hin zu "Harry Potter"-Star Clemence Poesy oder der starken Performance von Felix Moati als Marcels heldenhafter Bruder Alain - "Resistance" ist bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzt. Einer sticht jedoch noch einmal gesondert hervor, was gerade für deutsche Zuschauer*innen eine positive Überraschung darstellen wird. Denn man kann über die früheren Mainstream-Komödien eines Matthias Schweighöfer sicher sagen, was man will, aber seit der Mann in den USA dank Zack Snyders "Army of the Dead" so richtig durchgestartet ist, hat sich auch sein darstellerisches Spiel noch einmal erheblich verbessert. Und Schweighöfer nun in einer manchmal etwas karikaturesken, aber durchweg intensiven Performance als Nazi-Psychopath Klaus Barbie zu sehen, ist wahnsinnig packend. Die gemeinsamen Szenen zwischen ihm und Eisenberg sprühen förmlich Funken und wie Schweighöfer leichtfertig zwischen falscher Freundlichkeit und plötzlichem Ausbruch wechselt, das sieht man wahrlich selten. Keine Frage, mit dieser Performance setzt er seinem bisherigen internationalen Schaffen erneut eine sehr beachtenswerte Leistung obendrauf.
Von vielen anderen Filmen, die bereits über die Besetzung Frankreichs und die Rebellion der Bevölkerung gemacht wurden, kann sich "Resistance" inszenatorisch nicht immer abheben. Die feinen, leisen Momente gehen Regisseur Jonathan Jakubowicz hervorragend von der Hand. Leider wollte man jedoch nicht auf einige überdramatisierte und tonal aus dem Rahmen fallende Actionszenen verzichten, die eher an große Blockbuster als an reale Begebenheiten erinnern. Den wahren Taten dieser mutigen Menschen hätte man filmisch sicherlich auch gerecht werden können, ohne dabei immer wieder in die Klischee-Kiste zu greifen und die Männer und Frauen des Widerstands als Superagenten hinzustellen, die einen bösen Nazi auch schon mal mit einem Feuerspuck-Trick aus dem Weg räumen. Dafür gelingt Jakubowicz' Inszenierung in den leiseren Suspense-Szenen umso besser. Ein Highlight stellt dabei das Aufeinandertreffen zwischen Marceau und dessen Gegenspieler Barbie in einem Zugabteil dar, welches nicht nur schauspielerisch oberste Güterklasse ist, sondern auch darüber hinaus von einer bockstarken Regie geführt wird, die uns förmlich in den Sitz drückt, ohne Szenen wie diese sinnlos überzeichnen zu lassen.
Fazit: "Resistance" ist in vorderster Hinsicht eine darstellerische Überraschung, denn dass Eisenberg und Schweighöfer gleich beide in Rollen, die man ihnen so nicht zugetraut hat, so dermaßen abliefern, habe ich so nicht erwartet. Auch darüber hinaus ist es ein warmherziger und durchaus spannender Film über eine interessante Persönlichkeit, die aber einige Hollywood-Überzeichnungen in den Action-Momenten so keinesfalls gebraucht hätte.
Note: 2-
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