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Noch viel mehr fauler Zauber: Filmkritik zu "Hocus Pocus 2"

Während eines alljährlichen, freundschaftlichen Rituals in der Halloween-Nacht erwecken die beiden Teenagerinnen Becca (Whitney Peak) und Izzy (Belissa Escobedo) versehentlich die drei Sanderson-Schwester zu neuem Leben: Winifred (Bette Midler), Sarah (Sarah Jessica Parker) und Mary (Kathy Najimy) kehren rund 29 Jahre nach ihrem letzten Auferstehen zurück und wollen diesmal wirklich unter den Lebenden verweilen. Becca und Izzy müssen dringend das Kreieren eines Unsterblichkeites-Fluches der drei Schwestern verhindern... und müssen dafür sogar ihre eigentlich von ihnen entfremdete Freundin Cassie (Lilia Buckingham) um Hilfe bitten.

Legacy-Sequels sind schwer angesagt. In diesen oftmals enorm erfolgreichen Fortsetzungen bekannter Filme machen sich die Produzenten daran, die altbekannte, beliebte Besetzung eines Originals möglichst vollständig (und solange noch lebend) wieder zusammenzutrommeln, um Dekaden später noch einmal ordentlich die Kassen klingeln zu lassen. Der Disney-Konzern schob diesen Trick mit seiner dritten "Star Wars"-Trilogie erst so richtig an und in den letzten Jahren folgten solch berühmte Franchises wie "Jurassic Park", "Spider-Man" oder "Ghostbusters" dem Trend - qualitativ mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber im Grunde immer mit bahnbrechendem, finanziellem Erfolg. Nun legte Disney den nächsten Putsch nach und ermöglichte es Bette Midler, Sarah Jessica Parker und Kathy Najimy nach neunundzwanzig Jahren ihre mittlerweile als Kult angesehenen Hexen-Kostüme wieder anzulegen. Was vor allem für Fans des Originals erst mal nach einem herrlichen Revival und nostalgischen Gefühlen klingen mag, stellt sich aber als ziemliche Farce heraus.
Und für jemanden wie mich, der schon dem Erstling wenig abgewinnen konnte, wurde die Sichtung einer reinen Wiederholung des Originalstoffes alsbald zur Qual. Fraglos haben die drei Hauptdarstellerinnen deutlichen Spaß daran, ihre Rollen nach so langer Zeit wiederaufzunehmen, doch neue oder immerhin weniger nervige Seiten gewinnen sie diesen nicht ab. Das dürfte auch daran liegen, dass an ihnen die letzten dreißig Jahre auch nicht spurlos vorübergezogen sind - so richtig flott agieren sie jedenfalls nicht mehr, da hilft auch die moderne Tricktechnik wenig. Um Midler und Co. aber noch schriller in Szene zu setzen, hat man sich erneut für ein vollkommen substanzloses Heldinnen-Trio entschieden, die nicht nur keinerlei Charme aufweisen, sondern ihren einzigen Konflikt der Marke "Wir hätten uns ja einfach mal sagen können, was uns aneinander stört" auch noch ziemlich schwach vor sich hertragen. Das führt immer wieder zu unnötigen Ausbremsungen eines ohnehin völlig flachen Plots, der im Grunde nur alles wiederkäut, was das Original damals charmanter und schauriger fertiggestellt hat.
Die Schauerstimmung weicht nun nämlich banalen Dialogen und altbackenen Comedy-Ideen, in denen sich die drei Hexen chargierend durch die heutige Gesellschaft mit all den Smartphones, Beauty-Tricks und Politikern schlagen. Dass dabei nicht ein einziger Witz zieht, ist bezeichnend für einen Film, der so schamlos von seinem eigenen Franchise klaut, dass darüber hinaus nichts mehr frisch wirkt. Und als wäre das noch nicht genug der Langeweile, setzt die neue Regisseurin Anne Fletcher auch noch einen drauf. Nicht nur fehlt es ihrer Inszenierung an Tempo (das einzige, einsame Highlight ist eine recht flotte Marionetten-Tanzchoreo, die sich durch die Straßen zieht), der Film sieht darüber hinaus auch noch wahnsinnig hässlich aus. Im Original versprühten die handgemachten Sets immerhin noch ein wenig Halloween-Flair, doch der neue Streifen wurde unter anderem mit hässlichen, gräulichen Farbfiltern und seltsamen Tiefenunschärfen produziert, welche keinerlei Atmosphäre aufkommen lassen. Auch die digitalen Tricks, auf denen eine moderne Produktion heutzutage zurückgreift, stinken gegen die wesentlich charmanteren, weil eben noch handgemachten Effekte des Originals ab.

Fazit: Selbst Fans werden an dieser unoriginellen Kopie wenig Freude haben. Die Hauptdarstellerinnen agieren mit viel gebremstem Schaum, der Plot ist dröge und besitzt keine eigenen Ideen und noch dazu ist der Film auf technischer Ebene außerordentlich unstimmig und unschön geraten. Kein Revival, auf welches sich das Warten gelohnt hat.

Note: 5



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