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Eine perfekte Lösung gibt es nicht: Filmkritik zu "Eine Wahnsinnsfamilie"

Die Buckmans sind eine große Familie, die immer wieder an verschiedenen Fronten ihre eigenen Süppchen kochen und dennoch den Familienzusammenhalt groß schreiben. Gil Buckman (Steve Martin) jongliert dabei mit seinen drei Sprösslingen und einem Job, der ihm wenige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet. Zudem treten seine Schwester Susan (Harley Jane Kozak) und ihr Mann Nathan Huffner (Rick Moranis) in direkten Konflikt mit Gil und seiner Frau Karen (Mary Steenburgen), da diese ihre Tochter zu einem Genie erziehen wollen, während Gil und Karen ihren Kids eher die Freude vermitteln, dabei aber auch zu wenige Grenzen setzen. Problematisch wird es auch bei Gils älterer Schwester Helen (Dianne Wiest), die mit ihren bereits älteren Kindern ganz andere Schwierigkeiten hat und mit ganz eigenen, viel zu besorgten Erziehungsmethoden jongliert...

Eine klassische Ensemble-Komödie ist dieser Film von Regie-Legende Ron Howard und stellt dabei eine große Familie vor, die sich in kleine Einzelteile aufgesplittet hat. So haben die erwachsenen Geschwister Gil, Susan und Helen bereits eigene Familien gegründet, während ihre Eltern mit ihren früheren Entscheidungen hadern und die jüngsten Kinder zudem noch ihre Entwicklung finden müssen. Das klingt ein wenig kompliziert, ist aber recht simpel - Howard findet einen soliden Drive, um die verschiedenen Geschichten zu verknüpfen und trotzdem ganz eigene Lehren aus diesen zu ziehen und lässt sie auch tonal voneinander abgrenzen. So ist der Plot rund um Steve Martin's Gil vor allem für die komödiantischen Elemente gut, in denen es auch mal slapstickhaft werden darf - wo die lauteren Lacher sonst eher ausbleiben, sind es hier die herrlich-skurillen Tagräume des Familienvaters, die sich immer dann ändern, wenn eines seiner Kinder plötzlich einen anderen Weg einschlägt. Das ist ziemlich spaßig und lockert den Film, der ansonsten doch eher an ein Drama als an eine durchweg heitere Familienkomödie erinnert, immer wieder angenehm auf.
Aufgrund seiner Überzeichnung spaßig könnte man auch noch den Plot rund um den perfektionistischen Vater Nathan Huffner nennen, der mit Gils jüngerer Schwester Susan verheiratet ist. Diese Geschichte fällt im direkten Vergleich mit den anderen Plots aber doch deutlich ab und verbucht auch weniger Zeit auf sich - vielleicht hätte man diese Elemente sogar streichen können, ohne einen Substanzverlust zu fürchten, denn mit mehr als zwei Stunden Laufzeit fühlt sich "Eine Wahnsinnsfamilie" bisweilen tatsächlich etwas zäh an. Diese zwischenzeitliche Langeweile liegt aber auch an der etwas dürftigen Regie von Ron Howard, der erst in seinen späteren Karrierejahren zu richtigen Glanzleistungen aufgelegt war und hier noch etwas angestrengt nach Lehrbuch filmte. Auch der Soundtrack weiß dahingehend nicht wirklich im Gedächtnis zu bleiben - mit Ausnahme des oscarnominierten Titelsongs von Randy Newman.
Immerhin gibt es aber noch zwei Plots, die über weite Strecken richtig überzeugen. Da wäre zum einen der von Großvater Frank, intensiv dargelegt von "Philadelphia"-Star Jason Robards - ein intensiver Konflikt mit dem eigentlichen Lieblingskind, welcher auch die Schwächen des grimmigen und sonst so durchsetzungskräftigen Familienoberhauptes auf einfühlsame Art und Weise offenbart. Die größte Leistung legt jedoch Dianne Wiest hin, die als überbesorgte Mutter zweier Kids, die (vielleicht gerade deswegen) größten Probleme im Elternhaus verursachen, absolut großartig ist. Dafür gab es sogar eine Oscarnominierung, die mehr als verdient war, denn Wiest wertet diesen ansonsten nur mittelprächtigen Film enorm auf. Ihre Geschichte liefert Stoff zum Nachdenken, ist temporeich erzählt und widmet sich sogar Themen, die damals im Jahr 1989 nicht oft durchgekaut wurden... und das sogar mit einer ziemlich netten Moral, die auch nicht zu aufgezwungen wird. Wiests Performance kann zwar die deutlich schwächeren Geschichten nebenan nicht gänzlich auffangen, aber lässt diesen Film dann doch etwas positiver erstrahlen.

Fazit: Eine Ensemblekomödie, bei der die eine Hälfte der Geschichten mittelprächtig bis nachlässig ausfällt und die andere spannende Konflikte mit erwachsenen Themen liefert. Die Symbionte aus schrägem Humor und nachdenklicher Tragik geht dabei aber nie stimmig Hand in Hand.

Note: 3-



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