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Was für ein Film ist das?: Filmkritik zu Netflix' "Weißes Rauschen"

Die 80er Jahre mitten in den USA: Der Universitätsprofessor Jack Gladney (Adam Driver) hat eigentlich keinen Grund, sich zu sorgen - in seinem Job, in welchem er regelmäßig spannende Vorträge über das Leben und das Sein des Adolf Hitler hält, läuft es sehr gut und auch das Familienleben mit seiner Frau Babbette (Greta Gerwig) und den vier teils gemeinsamen Kindern lässt sich nur als harmonisch beschreiben. Und trotzdem wird Jack von unerklärlichen Ängsten geplant, die sich vor allem mit seinem eigenen Tod oder dem Tod seiner Frau und seiner folgenden Einsamkeit beschäftigen. Als nahe ihres Heimatortes ein Gastank explodiert und eine vermutlich gefährliche, schwarze Giftwolke über die Länder zieht, ist es jedoch ausgerechnet der sonst so verlorene Jack, der die immer panischer agierende Familie zur Ruhe mahnt...

Mit seinem neuesten Film unternimmt "Marriage Story"-Regisseur Noah Baumbach eine ganz schöne Reise. Es ist so gut wie unmöglich, diesen Film in ein wirkliches Genre zu packen, denn dafür nimmt er viel zu viele Möglichkeiten nimmt. Er ist ein Familiendrama, eine skurille Komödie, ein politischer Zwist, eine Satire und nicht zuletzt sogar ein rasanter Action- und Katastrophenreißer. Das klingt in der Summe so, als würde "Weißes Rauschen" immer wieder von einem Genre zum anderen hüpfen und dabei unentschlossen seine Tonalität ändern. Doch Baumbach hat um all diese Plots ein recht sicheres Konstrukt gebaut, welches aber auch nicht verhindern kann, dass der Film wahnsinnig angestrengt und verkopft wirkt und mich letztendlich beinahe vollkommen verloren hat. Der teils recht krude Mix aus extrem tiefgründiger Todesabhandlung und irrem Katastrophenfilm wusste mich in diesem Gehopse weder zu berühren noch zu belehren.
Das liegt vor allem an den Charakteren, zu denen ich keinerlei Bindung aufbauen konnte. Fraglos spielen Don Cheadle, Greta Gerwig und vor allem Adam Driver, der mit Regisseur Baumbach schon für "Marriage Story" zusammenarbeitete, absolut hervorragend und füllen diese teils skurillen Figuren mit sehr viel Leben - doch gemocht habe ich trotzdem keinen von ihnen. Sie waren mir zu weit weg von nachvollziehbaren, fühlenden Individuen und das obwohl sie allerlei schweres, seelisches Gepäck mit sich herumtragen. Die Abhandlung über das vergängliche Leben des Menschen und rationale oder auch irrationale Reaktionen auf eine Katastrophe oder eine Krankheit verlaufen viel zu schwerfällig und die teils starken Dialoge können nur selten über eine träge Geschwätzigkeit hinwegtäuschen. "Weißes Rauschen" hat sich sehr viele, sehr schwere Themen aufgeladen und fühlt sich dann auch so an wie ein Koloss, der keuchend wahnsinnig viel Gepäck mit sich herumträgt und zudem noch einen steilen Berg hinaufklettern muss. Das dauert dann eben eine Weile und es ist auch nicht immer unbedingt spannend, dabei zuzusehen... zumindest nicht auf Dauer.
Natürlich lassen sich, obwohl der Film in den 80ern spielt, deutliche Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft entdecken. Wer beim Gebrauch von Schutzmasken und den wilden Diskussionen rund um Gefahr oder Nicht-Gefahr des giftigen Treibens nicht gleich an die Corona-Pandemie denkt, hat die letzten Jahre wohl unter einem Stein geschlafen. Doch auch diese gezielten Anspielungen und Angriffe verbleiben eher mühselig, wirken wie ein Checkpoint auf einer langen Liste von Provokationen und mal mehr, mal weniger intelligenten Seitenhieben. Immerhin ist die Inszenierung von Regisseur Baumbach ziemlich griffig geraten und auch die wenigen visuellen Effekte, die in Verbindung mit der düster angehauchten Atmosphäre teils einen Hauch von Steven Spielbergs "Krieg der Welten" verströmen, geraten makellos. Das hilft einem ein wenig über die angestrengte Darbietung einer eher ziellos vor sich hinmäandernden und im Finale aus dem Ruder laufenden Geschichte hinweg, kann aber die schon bald grassierende Langeweile aber niemals richtig kaschieren.

Fazit: Baumbachs neuester Film will zugleich politische und gesellschaftliche Abhandlung, Familiendrama, Komödie, Actionfilm und Katastrophen-Thriller sein. Trotz eines solide gedachten Überbaus läuft diese Mixtur letztendlich arg aus dem Ruder.

Note: 4+



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