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Herrliches Blockbuster-Kino: Filmkritik zu "Bullet Train"

Da er gerade erst aus seiner Berufspause zurückgekehrt ist, soll es für den Profikiller Ladybug (Brad Pitt) diesmal ein ganz simpler Auftrag sein: In einem Schnellzug, der nach Kyoto fährt, soll er einen wichtigen und mit Geld gefüllten Aktenkoffer aufspüren und entwenden und dann einfach beim nächsten Halt wieder aussteigen, um mit dem Gegenstand zu verduften. Dieser Koffer gehört jedoch den beiden Auftragskillern Lemon (Brian Tyree Henry) und Tangerine (Aaron Taylor-Johnson), die den Auftrag haben, den Sohn (Logan Lerman) des undurchsichtigen "Weißen Todes" sicher und mit dem Lösegeld zu transportieren... verständlich, dass beide ungehalten reagieren, als sich Ladybug mit dem Koffer davonstehlen will. Zudem hat auch noch die unschuldig wirkende Prince (Joey King) im Zug Platz genommen, die den traumatisierten Vater Yuichi (Andrew Koji) angelockt hat, damit dieser ihr zwangsläufig dabei hilft, einen ganz bestimmten Gegenspieler auszuschalten, der auch bald dazusteigen möchte.

Die erste halbe Stunde ist vollgepackt mit Einführungen - die vielen Charaktere, die allesamt aus unterschiedlichen Beweggründen, die sich bisweilen auch überraschend überschneiden, im Zug Platz nehmen, können erst einmal für ein kleines Maß an Verwirrung sorgen. Wer da nun wer ist und was tun will oder muss, das muss man als Zuschauer erstmal mit ein wenig Geduld herausfinden. Zum Glück legt "Deadpool 2"-Regisseur David Leitch aber gleich von Beginn an ein solch atemloses Tempo vor, dass man schon bald weiß, was Sache ist... oder dies zumindest vermutet. Denn das Karussell aus Killern, Opfern und Verrätern dreht sich quasi im Minutentakt neu, um zu enthüllen, was eine bestimmte Person denn nun wirklich vorhat oder wer hinter einer bestimmten Tat wirklich steckt. Ganz sicher sein kann man sich daher nie, was als nächstes passiert und sobald man erstmal alle wichtigen Figuren im Oberstübchen abgespeichert und sich einen Überblick über die verschiedenen Ausgangssituationen verschafft hat, macht genau das den ganz großen Spaß von "Bullet Train" aus. In einer herrlich-bunten, jedoch stets durchdachten und wilden Inszenierung werden die Karten immer wieder neu gemischt und große Keilereien mischen sich mit frotzeligen Dialogen und ständigen Verrätereien.
Dabei hat "Bullet Train" zumindest auf dem Papier soviel Plot zu erzählen, dass es gar für eine Miniserie reichen würde. Der Film wirkt dadurch aber nie angestrengt, sondern erzählt all diese wirren Handlungsstränge mit einer geradezu unverschämt charmanten Leichtfüßigkeit. Die Trefferquote der kleinen und sehr großen Gags ist dabei fast beispiellos und kaum ertappt man sich beim Mitdenken bezüglich einer weiteren Wendung, zaubert Leitch bereits den nächsten Knall aus dem Hut. Das ist im langen Mittelteil von einer regelrecht zwanghaften Dynamik geprägt, die so dermaßen temporeich vonstatten geht, dass einem Hören und Sehen vergeht. Dabei verliert Leitch aber auch nie seine Charaktere aus den Augen, die allesamt mindestens Fieslinge sind, aber dabei durchweg einen wunderbaren Charme mitbringen. Jeder von ihnen hat gewisse Spleens, sie alle wirken sogar sympathisch... und deswegen wissen wir oftmals gar nicht, wem wir da die Daumen drücken sollen. Kritisieren lässt sich, dass "Bullet Train" nach diesem Feuerwerk aus Ideen, Gags und Wendungen zum Ende hin nicht ganz so gut rauskommt: In einem hemmungslosen CGI-Showdown gibt es zwar weiterhin viele abgedrehte Einfälle, wobei es mittels einiger überzogener Momente und unzähligen Last-Minute-Rettungen aber auch etwas zu verrückt wird. Das enorm hohe Tempo kann der Film so zumindest nicht ganz bis zum Abspann halten.
Doch selbst wenn die verzwickte Geschichte gegen Ende ein wenig fahrig wird: Dank der Charaktere, die durchweg von hervorragend aufgelegten Stars gespielt werden, haben wir Spaß ohne Ende. Es ist einfach wahnsinnig befriedigend, "Burn After Reading"-Star Brad Pitt bei seiner leichtfüßigen, tollpatschigen und dennoch sehr glaubwürdigen Performance als Auftragskiller, der nichts von Waffen hält, zuzusehen. Einer stiehlt ihm dabei jedoch fast die Show, denn dass "Eternals"-Star Brian Tyree Henry sowohl mit seinen fantastischen Dialogzeilen als auch mit den kruden und grandios inszenierten Domino-Slapsticknummern so pointiert umgeht, dass ich aus dem Lachen nicht mehr herauskam, habe ich wirklich nicht erwartet. Und dann gäbe es da noch Aaron Taylor-Johnson (der potentielle nächste James Bond) als herrlich-genervten Killer; die kecke Joey King als gefährlichstes Kind im Zug; und einen ganzen Haufen gelungener, prominenter Gastauftritte, die zwar meist zu nicht mehr gut sind als zu mehreren Lachern, dabei aber auch so perfekt platziert sind, dass man keinen von ihnen mehr missen möchte. Das ist dann schon Comedy-Spektakel in Reinkultur, wunderbar geschrieben, hervorragend gefilmt und schlichtweg bravourös gespielt. Ein ganz, ganz großer Spaß, mit viel Blut, vielen Schüssen und Wendungen, die sich immer wieder gegenseitig übertreffen. 

Fazit: Obwohl "Bullet Train" zum Ende hin ein wenig die Puste ausgeht, ist der Film dank herrlicher Charaktere, einem grandiosen Comedy-Timing und einer wendungsreichen, vor wilden Ideen nur so übersprudelnden Geschichte, die noch dazu wunderbar leichtfüßig inszeniert ist, einfach nur ein wildes Spektakel. Hinsetzen, anschnallen, Spaß haben!

Note: 2



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