Direkt zum Hauptbereich

Weniger Wahrheit als Märchen: Filmkritik zu "Touchdown - Sein Ziel ist der Sieg"

Daniel Ruettiger (Sean Astin), von seinen Freunden stets nur "Rudy" genannt, hat seit jeher nur einen einzigen Traum: Er will in der College-Mannschaft der Notre Dame, der Lieblingsmannschaft seines Vaters Daniel (Ned Beatty), Football spielen. Seine Träume scheinen sich jedoch schon früh zu zerschlagen, da seine Noten für eine Teilnahme am College nicht ausreichen. Einzig ein externer Ausstieg scheint in Frage zu kommen, doch bringt er als potenzieller Spieler nicht die nötigen, körperlichen Voraussetzungen mit. Sein eiserner Wille und das Festhalten an diesem Traum lassen Rudy jedoch immer mehr Hürden überwinden, bis er selbst zu einer Art Koryphäe zu werden beginnt...

Diese Geschichte soll auf wahren Begebenheiten beruhen und das tut sie sicherlich auch in Grundzügen. Allerdings dürften spätestens im letzten Drittel erhebliche Zweifel an der Faktentreue auftauchen, denn dann nimmt der im Original schlicht "Rudy" betitelte Film (was haben sich die deutschen Verleiher eigentlich bei diesem schnöden, neuen Titel gedacht?) solch märchenhaft überzogene Züge an, dass von "Wahrheit" keine Rede mehr sein dürfte. Sicher, der Film hat zu diesem Zeitpunkt einige seiner schönsten Momente, die nach dem langen Leidensweg der Hauptfigur durchaus zu Herzen gehen, doch wird darüber auch so viel Zuckerguss gestreut, während der kitschige Soundtrack des legendären Jerry Goldsmith überlaut eingespielt wird, dass all dies bemerkenswert unglaubwürdig wirkt. Trotzdem braucht "Touchdown" diese Momente, da er zuvor doch etwas zu wenig Gas gibt und besonders in der ersten Hälfte auch ein wenig klischeehafte Langeweile bietet.
Die ständigen Versuche des Helden, doch endlich an seinem einzigen Favoriten-College angenommen werden, sollen wohl seinen unbrechbaren Kampfgeist unterstreichen, den es so auch durchaus zu bewundern gilt - letztendlich sorgt dieser unermüdliche Fight aber auch für einige Längen. Die einzelnen Dramen, die aus zerstörten Beziehungen oder einem deutlichen Vaterkomplex bestehen, sind viel zu schematisch und durchsichtig geschrieben, um dem zwar herzlichen, aber eben auch etwas banalen Plot noch wirklichen Schwung zu verleihen. Und so verbringt man dann, ähnlich wie Rudy selbst, die Zeit mit viel Warterei, die nur ab und zu durch ein paar nette Dialoge aufgelockert wird. In der zweiten Hälfte kommt durch einige Lichtblicke dann zwar ein wenig mehr Schwung in die Sache, aber auch dort bleibt die Geschichte zu simpel, zu locker und vorhersehbar, um wirklich mitzureißen.
Mit der Besetzung von "Der Herr der Ringe"-Hobbit Sean Astin in der Titelrolle verhält es dich dann ähnlich wie mit dem Film als Ganzes - Astin agiert sympathisch, ist aber auch ein recht langweiliger Held ohne Ecken und Kanten, an dem sich nichts stößt. Ein lieber, netter Typ mit einem tollen Traum, dem man durchaus die Daumen drückt, der darüber hinaus aber wirklich nichts Spannendes oder Besonderes an sich hat. Kleinere, effektivere Knackpunkte verdanken wir aus darstellerischer Hinsicht eher einigen Nebendarstellern - so hat "Mrs. Doubtfire"-Star Robert Prosky ein paar sehr feine, kleine Momente, während Charles S. Dutton für das Herz an der Seitenlinie verantwortlich ist. Und dieses Cast-Konzept zieht sich dann durch den Film: Starke Schauspieler*innen wie Lili Taylor, Jon Favreau oder Ned Beatty agieren auf hohem Niveau, sind aber meist dafür da, um den deutlich langweiligeren Helden anzufeuern oder ihm kleinere Hürden aufzustellen. Das macht dann zwar ab und an Freude, ist aber auch weit davon entfernt, erhellende Filmunterhaltung zu sein... sondern nähert sich eher einem kalkulierten, sehr seichten Vergnügen.

Fazit: Trotz der wahren Begebenheit eine arg märchenhafte, überzuckerte und letztendlich arg unglaubwürdige Heldengeschichte getreu dem Motto "Geb niemals auf". Das geht zwar ans Herz, ist aber in seiner simplen Dramaturgie auch sehr seicht und bisweilen gar dröge.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se