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Es gibt keinen Grund, sich den anzusehen: Filmkritik zu "Jonah Hex"

Vor einigen Jahren flüchtete der grimmige Jonah Hex (Josh Brolin) aus dem Sezessionskrieg und machte sich somit viele Feinde, darunter auch den kriminellen Quentin Turnbull (John Malkovich). Nachdem seine unschuldige Familie durch Turnbulls Hand zu Tode kam, schwört Hex Rache, erhält diese jedoch nicht - Turnbull stirbt anscheinend bei einem Hausbrand. Lange verdient sich Hex als Kopfgeldjäger das nötige Kleingeld, bis er einen Auftrag von Präsident Ulysses S. Grant (Aidan Quinn) persönlich erhält: Offenbar lebt Turnbull noch und plant einen furchtbaren Anschlag zur 100-Jahresfeier von Amerika. Hex soll ihn und seine Männer aufhalten... und dabei auch endlich die Rache bekommen, nach welche er solange dürstet.

Ich hätte es eigentlich wissen müssen und "Jonah Hex" mit Ignoranz strafen können: Die Kritiken deuteten ebenso wie die schwachen Trailer auf eine ungemeine Bauchlandung hin. Aber ich werde wohl in diesem Leben nicht mehr lernen, Filme auszulassen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit komplette Nullnummern werden - am Ende will ich doch meine eigene Meinung haben und sehe mich immer wieder in meinen vorherigen Erwartungen bekräftigt. Also ja, auch "Jonah Hex" ist eben der furchtbar schlechte Blockbuster, als der er vielerorts berufen wird und es fällt wahnsinnig schwer, in dieser verqueren Masse noch etwas Positives zu entdecken. Tatsächlich ist das einzige Licht in diesem Fall Josh Brolin, der den ansonsten austauschbaren Titelhelden wunderbar knurrig gibt. Aber hey, es ist eben Josh Brolin, einer der coolsten Menschen auf diesem Planeten - von dem "Avengers"-Star erwartet man nicht weniger als eine rotzige Performance, die einfach Freude macht.
Neben ihm muss der Rest des Casts ordentlich Federn lassen: "Jonah Hex" ist ein erneuter Beweis dafür, dass auch die gröbsten Schundskripte immer wieder eine namhafte Besetzung an Land ziehen können, die sich davon wahrscheinlich vordergründig einen üppigen Gehaltsscheck erhofft. Nur so ist es zu erklären, dass "Con Air"-Star John Malkovich als banaler Bösewicht vollkommen langweilt. Auch seine rechte Hand wirkt wie aus einem schlechten Videospiel herausgesucht, wird dafür aber immerhin von dem brillanten Michael Fassbender gespielt, der diesmal jedoch nichts von seinem Talent durchblicken lässt. Fassbender hat augenscheinlich zwar viel Spaß am Chargieren, geht dem Publikum damit aber vordergründig auf den Keks. Und dann wäre da noch Megan Fox, die die undankbare Aufgabe hat, als laszive Frauenfigur drittklassige Oneliner zum Besten zu geben. Die Leistung des ehemaligen "Transformers"-Stars lässt sich dann auch weitestgehend als komplette Arbeitsverweigerung bezeichnen.
Geweigert haben sich offensichtlich auch die Designer der Actionsequenzen - die krachenden Shootouts finden fast ausnahmslos bei finsterster Nacht statt, weswegen ohnehin kaum etwas zu erkennen ist. Der übliche, superschnelle Schnitt und verhaspelte Choreos tun ihr Übriges dabei, um ja keinerlei Spannung oder gar Intensität aufkommen zu lassen. An dieser Stelle hätte man zumindest noch hoffen können, dass "Jonah Hex" zumindest optisch ein paar Highlights setzt, denn an die Qualität des Drehbuchs hat ohnehin niemand ernsthaft glauben können. Aber nein, auch hier herrscht Pustekuchen - die visuellen Effekte geraten matschig, die Actionszenen bleiben kurz und ohne eigene Identität und am Ende fliegt eh nur noch alles in die Luft. Diese Explosionen bleiben dann auch die einzigen Lichtfitzel in ansonsten vollkommener Düsternis, die diesen Film noch anstrengender zu sichten machen als es ohnehin bereits der Fall ist.

Fazit: Ein desaströser Comic-Actioner, der alles falsch macht, was man falsch machen kann. Immerhin macht Josh Brolin in der Titelrolle Laune, aber alles um ihn herum ist großspuriger Mist.

Note: 5-



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