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Kranker Kult, billig inszeniert: Filmkritik zu "Maniac" (1980)

In einem kleinen Appartement in New York lebt Frank Zito (Joe Spinell) - ein psychopathischer Serienkiller, der beinahe seinen gesamten Alltag damit verbringt, jungen Frauen nachzustellen und diese schließlich zu töten. Meistens skalpiert er seine Opfer und nimmt die Skalps mit nach Hause, um gestohlene Modepuppen damit auszustatten. Auch die Bevölkerung fürchtet den unbekannten Täter, doch gibt es bislang keinerlei Spuren, die auf Zito hindeuten würden. So kann er seine grauenvollen Taten weiterhin ungestüm ausleben... bis eines Tages ein Foto der Fotografin Anna D'Antoni (Caroline Munro) alles verändert.

Viele der Slasher-Filme, die besonders in den 80er Jahren scharenweise das Licht der Welt erblickten, entwickelten zwar Kultstatus, waren aber selbst mit nostalgischer Fanbrille niemals gute Filme. Große Ausnahmen wie "Halloween" (der das Genre im Grunde erst lostrat) oder der erste, alptraumhafte Streifzug von Freddy Krueger gab es zwar, doch heute schlichtweg kultige Werke wie "Freitag, der 13." beispielsweise waren auch damals schon ziemlich billig inszenierte, trashige Massenware, die mehr Glück als Verstand hatten. Und in diese Ecke fällt auch "Maniac", der offenkundig auf diesen Zug mit aufspringen wollte und dabei nicht viel Wert auf eine ausgeklügelte Handlung, eine attraktive Inszenierung oder irgendwelche Tiefen legte. (Fast) alles, was der Film bietet, ist Blut... und das in durchaus hohem Maße. Aber das war es dann auch irgendwie, besteht er im Grunde nur aus einer simplen Aneinanderreihung von unspannenden Slasher-Momenten.
Über die erste Hälfte hinweg findet dabei im Grunde kein Story-Telling statt: Der von Frank Zito durchaus furchterregend angelegte Killer sucht sich ein Opfer aus, bringt es zur Strecke und reist dann, nach einer Übernachtung in seiner Wohnung, zur nächsten armen Seele weiter. Erst später wird mit der Einführung des Charakters Anna noch ein wenig an der Plotstruktur gedreht, die sich aber auch nicht großartig ändert, denn dafür fehlt es dem Film an Ambitionen. Die wenigen Versuche, den Killer irgendwie zu erklären, bleiben fadenscheinig und wirken aus heutiger Sicht urkomisch - der wesentlich ältere "Psycho" von Alfred Hitchcock ist diesem Werk bezüglich der Erzählung seines Antagonisten (oder hier eher Protagonisten) jedenfalls Meilen voraus und das in jeder Hinsicht. Der Fokus liegt dabei auf oft recht ähnlichen Slasher-Szenen, die vor allem aufgrund ihrer billigen Herangehensweise keinerlei Spannung aufnehmen.
Das perfekte Beispiel dafür ist eine Szene in einer U-Bahn, die vor Anschlussfehlern und selbst im Horror-Genre nicht nachvollziehbaren Handlungen des Opfers nur so wimmelt. Und da sich diese Szenen im Grunde bloß willkürlich aneinanderreihen, wird man dieser Nummer trotz der recht knackigen Laufzeit schnell müde. Anders sieht es hingegen bei den Splatter- und Gore-Effekten aus, denn diese sind für einen Film dieses Alters erstaunlich gut gelungen. "Maniac" verbrachte mehrere Dekaden auf dem Index und die teils sehr drastische Brutalität, bei der nicht mit Kunstblut und grausigen Make-Up-Effekten gespart wurde, machen dies zumindest ansatzweise verständlich. Aber auch das bringt wenig, wenn der Film darüber hinaus keine intensive Atmosphäre aufbauen kann, sondern sich nur über diese blutigen Höhepunkte versteht. Da bleibt dann selbst der gelungenste Splatter-Effekt nicht lange in Erinnerung... auch, weil andere Filme des Genres diese später mindestens ebenso gut beherrschten.

Fazit: "Maniac" ist ein billig produzierter Slasher, der sich fast ausschließlich auf seine stark getricksten Gore-Effekte verlässt und dabei ein winziges Minimum an schwach erzählter Handlung liefert. Nicht nur schlecht gealtert, sondern auch damals schon kein Juwel.

Note: 5+



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