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Der Superhelden-Flop schlechthin: Filmkritik zu "Catwoman"

Patience Phillips (Halle Berry) arbeitet als Werbedesignerin für den riesigen Beauty-Konzern Hedare, der zurzeit plant, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, welches Altersspuren auf der Haut nicht nur verdecken, sondern sogar verschwinden lassen soll. Als Patience jedoch zufällig ein internes Gespräch über die Gefahr des Produkts mitanhört, wird sie von den Männern des skrupellosen Hedare-Bosses George Hedare (Lambert Wilson) gejagt und schließlich getötet. Ihr Leben wird scheinbar durch dutzende Katzen gerettet, die der jungen Frau eine zweite Chance einräumen... und ihr zudem noch seltsame Fähigkeiten verleihen, die den niedlichen Streunern ähneln. Schon bald zieht Patience als düstere "Catwoman" durch die Stadt, um Verbrechen zu vereiteln und nimmt sich dabei auch die Führungsetage des Hedare-Konzerns zur Brust...

Achtzehn Jahre lang habe ich diesen Film, der wohl auch heute noch immer als die vielleicht schlechteste Comicverfilmung aller Zeiten gilt, gemieden. Doch am Ende war die Neugier zu groß - ich wollte wissen, ob "Catwoman" wirklich all die Schmach verdient hat, die er seit seiner Erscheinung im Jahr 2004 erhält... oder ob sich dahinter nicht doch ein zumindest solider Beitrag versteckt. Meine Erwartungen waren selbstverständlich sehr niedrig, doch auch diese konnte der Film nicht erfüllen: "Catwoman" ist ein desaströs erzählter, schrecklich hüftsteifer Film, der nichts von allem bietet, was man sich von einer Comicverfilmung erhofft. Die Action wird sparsam eingesetzt und ist dann gar furchtbar inszeniert, der Humor wirkt handzahm, die Charaktere sind langweilige Klischees und der Plot als solches kann von den Autoren nur als schlechter Scherz gemeint gewesen sein. Dass alleine in der ersten, großen Comicverfilmung, in welcher eine Frau als Hauptakteurin dabei ist, die große Bedrohung ein fatales Beauty-Produkt ist, lässt tief in die Trash-Ebene blicken.
Auch darüber hinaus ist "Catwoman" kein Vorbild in Sachen Zurückhaltung. Sämtliche Charaktere chargieren entweder bis zur Unerträglichkeit oder sind so dermaßen langweilig, dass es einen graust. In die letztere Kategorie fällt das wohl schnödeste Love Interest der Comicgeschichte, hier dargestellt von "Miss Undercover"-Schönling Benjamin Bratt. Der darf sich einfach nur die beiden Wörter "loyal" und "gutaussehend" praktisch auf die Stirn schreiben und das war es dann auch im Grunde. In die Kategorie des Chargierens fällt hingegen Halle Berry, die für ihre unterirdische Performance dann auch gleich die Goldene Himbeere als schlechteste Hauptdarstellerin des Jahres kassierte - immerhin bewies Berry genug Humor und nahm die Auszeichnung sogar noch persönlich entgegen. Ihr Spiel rettet das rückblickend nicht: Mit wahnsinnig grotesker Mimik und unfreiwillig komischen Bewegungsmustern, ständig auf 180 wie während eines miesen LSD-Trips, mit weit aufgerissenen Augen und aufgesetztem Pogewackel agiert Berry wie ein aufgekratztes Pin-Up-Girl. Es lässt dabei tief blicken, wie festgesetzt die Kamera auf ihren Hintern zu sein scheint und dabei auch immer wieder das billige Lederkostüm abfilmt, in dem sie sich aufreizend räkelt. 
Auch über die visuellen Effekte wurde viel gesagt, doch diese sind hier gar nicht so sehr der Knackpunkt. Rückblickend sind beispielsweise auch die Animationen aus dem ersten "Spider-Man"-Film aus dem Jahr 2002 mit ihrer etwas missglückten Videospiel-Ästhetik deutlich überholt - dass "Catwoman" dabei auch nicht mehr überzeugt, überrascht zumindest nicht. Vollkommen wirr sehen diese hyperaktiven Bewegungsmuster aber dennoch aus. Viel schlimmer ist jedoch die fehlende Dynamik in den Actionszenen, welche die völlig wirr erzählte Geschichte zumindest ab und an auflockern sollten. Da springt Berry dann haltlos durch die Gegend, lässt ihre Peitsche immer wieder ins Nichts knallen und faucht ihre Feinde an - das war es irgendwie auch. Ein Gespür für packende Bilder oder gar ein paar dynamische Szenen ist hier nie auszumachen. Das war aber vielleicht auch gar nicht das Ziel - vielleicht war man der Annahme, dass einer der damals größten, weiblichen Hollywood-Stars, den man in ein enges Lederkorsett zwängt, schon reichen würde, um die Comic-Fans zu bezirzen. Dem war nicht so, dem war nie so... weswegen der katastrophale Flop für diesen Film auch mehr als gerechtfertigt war.

Fazit: "Catwoman" ist ein erzählerisches Desaster, mit unfreiwilligem Humor, banaler Action und einer vollkommen freidrehenden, aufgekratzten Hauptdarstellerin, die offenbar keinerlei Zugang zu ihrer langweiligen Rolle fand. Eine absolute Bauchlandung und bis heute ein Mahnmal unter den zahlreichen Comicverfilmungen.

Note: 5



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