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Nicht der beste, aber ein guter Run: Filmkritik zu "The Greatest Beer Run Ever"

Im Jahr 1967 sind viele junge Männer nach Vietnam gezogen, um dort in einem Krieg zu kämpfen - für ihr Land, so sagt man. Auch einige Freunde des weitestgehend faulen und ziellosen John Donohue (Zac Efron) kämpfen derzeit in Vietnam, während John selbst von seiner Familie vorgehalten wird, rein gar nichts aus seinem Leben zu machen. Doch dann geht John ein Licht auf: Wieso sollte er seine Kameraden und Freunde am anderen Ende der Welt denn nicht mit etwas aus ihrer Heimat versorgen, was ihnen sicherlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubert? Ohne einen großen Plan, dafür aber mit einer vollgepackten Tasche an amerikanischen Bierdosen heuert John auf einem Schiff an, welches Nachschub nach Vietnam bringen soll... um dort seinen Freunden ein paar Bierchen vorbeizubringen. Allerdings erkennt er erst vor Ort, was dieser Krieg wirklich bedeutet.

Man mag es kaum glauben, aber die verrückte Idee des John Donohue, der eine zweimonatige Reise mitten ins Kriegsgebiet von Vietnam unternahm, um seinen dortigen Freunden ein paar Bierchen vorbeizubringen, beruht tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Und das macht diesen Film dann sogar sehr sympathisch: Als relativ leichte, in sich angenehm charmante Komödie mit deutlichen Drama-Einschüben beginnt er, um später sehr deutlich in die Antikriegsfilm-Front zu wechseln. Bezüglich diesen grundverschiedenen Tonfällen, die entfernt ein wenig an Werke wie "Good Morning, Vietnam" erinnern, wirkt "The Greatest Beer Run Ever" bisweilen ein wenig unentschlossen - nicht immer funktioniert das Zusammenspiel aus kecken Witzchen und einer tiefen, teils sehr erschütternden Brutalität so wirklich. Der Film braucht eine Weile, um seinen eigenen Ton zu finden, entschädigt dann aber in der zweiten Hälfte mit einer starken Dringlichkeit, die auch nicht in Gefahr läuft, das Publikum mit allerlei Überdramen taubzuschießen.
Anders als im vollkommen überdramatischen "Emancipation", der seine Glaubwürdigkeit zugunsten einer extrem forcierten und pathetischen Inszenierung opferte, finden diese erschütternden Szenen beinahe eher am Rand statt. In einer Szene beschreibt Donohue den Krieg in Vietnam als Chaos - und genauso wird das dann hier auch inszeniert, ohne dabei aber orientierungslos zu wirken. Wir wissen nie mehr als Donohue selbst und werden deswegen dazu gezwungen, auf immer neue Ereignisse urplötzlich zu reagieren. Regisseur Peter Farrelly, der zuletzt mit "Green Book" einen echten Oscar-Lauf hinlegte, weiß diese düsteren Momente immer wieder mit einer Portion Licht zu füllen, ohne dabei zu kitschig zu agieren. Er zeigt den Krieg in seiner ganzen Härte, bleibt dabei aber dicht an den Menschen, die in ihm kämpfen müssen... und erreicht deswegen viele leise Momente der schönen Menschlichkeit. Daran nicht ganz unschuldig ist auch eine durchweg starke Performance von "Gold"-Star Zac Efron: Da sein Charakter nicht nur glaubwürdig geschrieben ist, sondern von Efron auch mit der passenden Portion Naivität, die sich alsbald in Wissen, Trauer und Zorn verwandelt, dargestellt wird, fällt es leicht, den Krieg durch seine Augen zu sehen und sich an ihn zu binden.
Auch die skurillen Wendungen und Begebenheiten, durch welche sich Donohue überhaupt erst durch die verschiedenen Stationen des Krieges arbeiten kann, werden dabei durchweg sinnig eingeflochten. Das Einspielen der CIA in die ganze Sache mag sich völlig verrückt lesen, fühlt sich bei der Sichtung des Films dann aber wie eine erst recht spaßige und schließlich dramatisch zugespitzte Episode an, die man kaum glauben kann... wäre sie denn nicht so passiert. Es ist erstaunlich, dass der Film trotz dieser verschiedenen Tonalitäten niemals ernsthaft aus dem Tritt gerät - sogar ein spannender Survivaltrip durch die Großstadt an der Seite eines wortkargen Fotografen (großartig: Russell Crowe) fällt dabei in seiner Finsternis nicht mehr aus dem Rahmen. Beklagen darf man jedoch die ein oder andere Länge und das der Großteil der spärlich gezeichneten Nebenfiguren neben Donohue selbst nicht wirklich zum Tragen kommt. Der Film lastet zu Großteilen auf dessen Schultern, doch die Lehren, die er dabei zieht, hätten noch wirkungsvoller und emotionaler sein können, wenn man den Figuren um ihn herum auch ein wenig mehr Gravitas verliehen hätte.

Fazit: Zac Efron führt mit einer bemerkenswert vielschichtigen Performance durch einen Kriegsfilm, der auf illustre Art und Weise skurillen Humor, leises Drama und düstere Action verbindet und einige feine Messages präsentiert. Trotz einiger Längen und manch einem dramaturgischen Hänger ein feiner Film, der zur gleichen Zeit unterhaltsam wie sehr lehrreich ist.

Note: 3+



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