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24 Stunden in seiner Gewalt

Der hochgefährliche Kriminelle Michael Bosworth (Mickey Rourke) bricht mit Waffengewalt aus dem Gefängnis aus. Mit Hilfe seines Bruders Wally (Elias Koteas) und seines Kumpanen Albert (David Morse) gelingt ihm auch die weitere Flucht. Daraufhin stürmen die drei Gangster das Haus der Familie Cornell und bringen die vier Familienmitglieder nach und nach in ihre Gewalt. Im Haus wollen sie dann auf das vierte Mitglied ihrer kriminellen Gruppe warten, um anschließend außer Landes zu flüchten. Doch das Oberhaupt der Familie, der Anwalt Tim Cornell (Anthony Hopkins), möchte nicht tatenlos zusehen, wie Bosworth und seine Helfer seine Familie bedrohen und sucht nach einem Ausweg...

Gleich zu Beginn des Films wird uns Michael Bosworth, der wegen versuchten Mordes auf der Anklagebank sitzt und auf seine Verurteilung gewartet, der aufgrund seines enorm hohen IQ's von 130 ebenso unberechenbar wie gefährlich ist. Man fragt sich, warum sich ein Mann wie Bosworth dann nicht entsprechend zu seiner Intelligenz verhält, denn im weiteren Verlauf agieren er und alle anderen handelnden Charaktere (sowohl auf Seiten der Bösen als auch auf der Guten) vollkommen stumpfsinnig. So lassen die drei Gangster die vierköpfige Familie aus unerfindlichen Gründen immer wieder lange aus den Augen und lassen sie sogar in andere Zimmer gehen. Dort könnten sie im Grunde innerhalb weniger Sekunden aus einem Fenster fliehen oder sich mit Waffen eindecken, was die Gangster nicht zu stören scheint. Denn etwas zu befürchten haben sie prinzipiell auch nicht, da die kantenlose Familie sich recht bald ihrem Schicksal ergibt und nur darauf aus ist, die bösen Buben mit den losen Fingern am Abzug nicht zu sehr zu reizen.
Daraus entsteht ein Kammerspiel, welches an Langeweile kaum zu überbieten ist: Es wird sich nicht gegen die Gangster aufgelehnt und diese haben dementsprechend auch keinen Grund, nun wirklich ausfallend zu werden. Und so stolziert Mickey Rourke in langen Dialogen und Phrasendreschereien dahin, während er von seinen Geiseln misstrauisch beäugt wird. Sofern man aufgrund zahlreicher Logikfehler und des völlig desaströsen Verhaltens aller Charaktere (besonders das handelsübliche Kind zehrt hier wahnsinnig an den Nerven) nicht schon früh aussteigt, gibt einem der nicht vorhandene Spannungsbogen alsbald den Rest - das Drehbuch zeigt sich hier als kleine Katastrophe, die nicht nur sämtliche Figuren als aalglatte Abziehbilder zeichnet, sondern auch darüber hinaus keine Ideen hat, um irgendwie Energie in das lustlose Treiben einzufügen. Das Finale setzt dem dann noch die Krone auf, denn hier wird es in Sachen "dummen Entscheidungen" von allen Seiten noch mal richtig hart.
Man hätte aber zumindest meinen können, dass die namhafte Besetzung ihre Sache gut macht. Doch sogar Mickey Rourke wirkt hier so desinteressiert, dass er seine Rolle quasi im Schlaf abspielt und dementsprechend kaum bedrohlich, sondern nur langweilig daherkommt. "Das Schweigen der Lämmer"-Star Anthony Hopkins tritt hier zwar mit der gewohnten Präsenz auf, mit welcher er ja jeden Film adelt, in dem er mitspielt. Dass er in der Rolle des allzu guten Familienvaters aber nicht nur unterfordert, sondern schlichtweg fehlbesetzt ist und er seiner Figur daher auch keine Ecken und Kanten verleihen kann, ist schade. Der Rest des Casts dient dabei höchstens als freidrehende Stichwortgeber, die aufgrund ihrer unnachvollziehbaren Entscheidungen an den Nerven zehren - die Talente von großen Namen wie Mimi Rogers oder David Morse werden hier völlig vergeudet. Und obendrein ist sogar die Regie mies: Immer wieder gibt es seltsame Szenensprünge zu vermelden, bei denen jegliche Dynamik und bisweilen sogar die Übersicht verloren geht. Die Musik ist unpassend und die Bilder sind so überstilisiert fotografiert, dass sie wie ein herber, unpassender Kontrast zu dem stehen, was mit ihnen erzählt wird. Denn das ist praktisch ein großes, ziemlich dreistes Nichts.

Fazit: Aus der Ausgangssituation hätte man zwar keinen sonderlich originellen, dafür aber spannenden Thriller machen können. Dieses Endergebnis langweilt aufgrund seiner schläfrigen Inszenierung, den unmotivierten Darstellern und vor allem dem katastrophalen, vor Blödheiten nur so überquellenden Drehbuch über quälend lange 105 Minuten hinweg.

Note: 5+



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