In der nahen Zukunft hat ein schreckliches Ereignis die Erde heimgesucht. Seitdem sind nur noch wenige Menschen auf gut geschützten und von der Außenwelt abgeriegelten Höfen am Leben, die sich mit den wenigen Mitteln, die sie noch haben, irgendwie durchschlagen müssen. Zu den Überlebenden gehört auch Familienvater Paul (Nicolas Cage) mit seinen zwei Söhnen Joseph (Jaeden Martell) und Thomas (Maxwell Jenkins). Beide führt Paul dabei mit strenger Hand, um ihr Überleben in dieser trostlosen und gefährlichen Welt zu sichern. Dabei ist es vor allem Thomas, der gegen seinen Vater rebelliert und immer wieder ausreißt, um seinen Schwarm Charlotte (Sadie Soverall) auf einer nahegelegenen Farm zu besuchen. Joseph hingegen hat sich geschworen, mehr über die mysteriöse Apokalypse herauszufinden - beide blicken alsbald der Gefahr ins Gesicht...
"Arcadian", der in Deutschland nur auf DVD und Blu-Ray das Licht der Welt erblickte und keinen Kinostart erhielt, ist im Grunde ein Remake des wahnsinnig intensiven "A Quiet Place" - nur eben ohne die feinen, kleinen Ideen und ohne ein wirklich durchdachtes Storytelling. So ist es zwar im Grunde nicht schlimm, die Apokalypse, die über die Menschheit hereingebrochen ist, nicht weiter zu benennen oder zu erklären. Wenn man sich einer solchen Dramaturgie jedoch verweigert, muss man entweder anderenorts gute Ideen finden, um eine spannende Geschichte zu erzählen oder zumindest in Sachen Suspense richtig stark abliefern, sodass sich das Nachdenken über Sinn oder Unsinn der Story nicht wirklich stellt. "Arcadian" versucht aber irgendwie nichts und möchte sich (sicherlich auch aus Gründen des überschaubaren Budgets) mehr an den leisen, menschlichen Aspekten einer solchen Dystopie versuchen und die Horror-Momente nebenbei abspulen. Das kann man durchaus so machen, doch muss man dabei eben auch etwas zu erzählen haben. "Arcadian" hingegen ist irgendwie eine Art Nichts, dass kaum etwas erzählt und dramaturgisch auf tönernen Füßen steht.
So bemüht sich der Film zwar, vor allem zwischen Vater und Sohn, aber auch zwischen den beiden so unterschiedlichen Brüdern einige Konflikte aufzubauen. Wirklich verfolgt werden diese aber ebenso wenig wie Konsequenzen aus diesen Handlungssträngen gezogen werden. Über eine Stunde lang dümpelt der Film ebenso unaufgeregt wie ereignislos vor sich hin, was an und für sich nicht so schlimm wäre, wenn in dieser Zeit zumindest eine gewisse Atmosphäre aufgebaut oder die Charaktere ein wenig Fleisch auf die Knochen bekommen würden. Nichts davon geschieht hier - weder erhält der Familienkonflikt wirkliche Brisanz noch spürt man irgendwelche Funken fliegen, wenn es um die arg kitschig abgefilmte Liebesgeschichte zwischen den pubertärenden Liebenden Charlotte und Thomas geht. Der Cast macht seine Sache soweit zwar solide, wobei sich Nicolas Cage angenehm zurückhält und "Es"-Star Jaeden Martell wie gewohnt eine starke Leistung abliefert. Doch bekommen auch sie innerhalb der dünnen Geschichte zu wenig zu tun, um sich mit irgendwelchen herausstechenden Momenten ins Gedächtnis zu spielen.
Das Design der Bedrohung, die hier lange im Unklaren bleibt, ist letztendlich zwar durchaus kreativ, kann in seiner ziemlich verrückten Austarierung von Bewegungsmustern aber auch unfreiwillig komisch daherkommen, da dieser Gefahr der nötige, skurille Überbau fehlt. So kommen die wahnwitzigen Attacken eher willkürlich daher und verbreiten, auch aufgrund der arg schlechten CGI-Effekte, keinen wirklichen Schrecken. Ein echtes Ärgernis ist zudem die Kameraarbeit, welche sogar in betulich ruhigen Szenen so shaky daherkommt, dass Kopfschmerzen vorprogrammiert sind. In den wenigen Action-Szenen, die zudem durchweg in der gräulichen Dunkelheit spielen, um die schwachen Computer- und Maskeneffekte zu verbergen, wird das noch schlimmer. Da dreht sich die Kamera gleich mehrfach um sich selbst, wackelt hin und her und fängt dabei von den blutigen Angriffen nichts so richtig ein - für Horror-Fans ist also auch das eine Enttäuschung, auf die man zudem erstaunlich lange warten muss. Das macht aus "Arcadian" endgültig eine Luftblase, bei der durchweg zu sehen ist, dass man die ganze Idee nicht zu Ende gedacht und aus den haltlosen Einfällen einen zusammenhangslosen und unrunden Film gezimmert hat, der irgendwie bei den Genre-Fans landen soll. Wie man das deutlich besser anpackt und ausführt, hat die gesamte "A Quiet Place"-Reihe, wie eingangs erwähnt, aufgezeigt.
Fazit: Weder hat "Arcadian" in seinem auf menschliche Dramen ausgelegten Skript irgendetwas interessantes über seine Figuren zu erzählen, weswegen er nur so vor sich hindümpelt, noch kann die wirre Inszenierung in den wenigen Horror-Momenten wirklichen Schrecken verbreiten.
Note: 4-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen