Direkt zum Hauptbereich

Godsend

Kurz nach seinem achten Geburtstag stirbt Adam Duncan (Cameron Bright) an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls. Seine Eltern Paul (Greg Kinnear) und Jessie (Rebecca Romijn) sind in tiefer Trauer, als sie plötzlich von Jessies ehemaligem Dozenten Dr. Richard Wells (Robert De Niro) aufgesucht werden. Dieser erzählt dem trauerndem Ehepaar von einer von ihm selbst entwickelten Prozedur, durch die es möglich sei, einen Menschen anhand einer einzigen Zelle zu klonen und neu zu gebären - sie könnten somit ihren Sohn zurückbekommen. Nach anfänglichen Zweifeln sagt das Ehepaar Duncan dem illegalen Experiment zu. Jahre später müssen sie jedoch erkennen, dass ihr "neuer" Adam einige seltsame Verhaltensmuster an den Tag legt, die auf seine experimentelle Wiedergeburt zurückzuführen sein könnten...

"Godsend" aus dem Jahr 2004 möchte mehrere Dinge zugleich sein. Zum einen ein Familiendrama, welches erzählt, wie Eltern mit dem Verlust ihres geliebten Kindes umgehen. Zum anderen eine moralische Abhandlung über Genexperimente und deren Folgen. Und letztendlich natürlich auch noch eine Art Mystery- und Grusel-Thriller nach dem freien Vorbild eines "Friedhof der Kuscheltiere", bei welchem die von den Toten auferstandene Person offensichtlich nicht mehr die ist, die es vor seinem Ableben war. Überzeugend ist der Film in keiner der Kategorien. Gerade die Dramakomponente wird zu Beginn beinahe wie ein lästiges Anhängsel abgefrühstückt und macht den schmerzlichen Verlust, die tiefe Trauer und den Schockzustand nie ganz klar. Es dauert nur wenige Minuten, bis nach dem plötzlichen Verlust des eigenen Kindes schon die Entscheidung im Raum steht, eben jenes einfach noch mal zu gebären. Auch über die kurz angesprochenen, aber kaum weiterverfolgten moralischen Bedenken wird im Anschluss praktisch kein weiteres Wort verloren.
Etwas mehr erzählt wird über den wissenschaftlichen Aspekt, wobei man auch hier bemerkenswert schwammig bleibt. Doch auch ohne großartige Informationen ahnt man, dass die hier aufgeführte Methode zum Klonen eines Menschenlebens vollkommener Mumpitz ist. Was okay ist, denn eine solche Pille kann man im Mystery-Genre auch einfach mal schlucken, sofern das Thema innerhalb seiner inneren Logik ansprechend aufbereitet wird. Wird es aber leider nicht, denn im weiteren Verlauf kommen noch weitere Lücken hinzu, die nicht mal mehr näheres Nachdenken erfordern, um alles als Blödsinn zu enttarnen. Dass sich das ziemlich faule Drehbuch nicht einmal die Mühe macht, solcherlei glasklare Plotholes entsprechend zu tarnen, ist ziemlich schade. Die später eingefügten Elemente eines Horror-Thrillers wirken hingegen arg bemüht, was auch an den limitierten Fähigkeiten des Regisseurs Nick Hamm liegen dürfte. Der weist hier nämlich keinerlei Gespür für Timing, Suspense oder irgendeine tieferschürfende Emotion auf.
Den Schauspielern kann man dabei nur wenige Vorwürfe machen - abgesehen davon, dass sie für solch ein halbgares Drehbuch zugesagt haben. Gerade "Green Zone"-Star Greg Kinnear und der damals für seine recht seltsame Rollenauswahl bekannte Robert De Niro legen in ihren gemeinsamen Szenen durchaus eine schöne Präsenz an den Tag. Dass sie dabei immer wieder ziemlich alte Kamellen aufsagen müssen, ist kaum die Schuld der beiden namhaften Mimen, die aus dem wenigen, was ihnen hier angeboten wird, noch das Beste machen. Cameron Bright als finsteres, wiedergeborenes Kind wirkt hingegen wenig bedrohlich, was aber auch mit einigen ziemlich merkwürdigen Entscheidungen innerhalb der Geschichte zu tun haben könnte. Großes Schauspielkino ist ein Film wie dieser ohnehin nicht, hätte es mit mehr Fokus auf den Dramaaspekten aber durchaus sein können. Somit ist "Godsend" ein Film, der sich zwischen alle Stühle setzt und gerade sein Hauptthema äußerst stiefmütterlich und schwammig aufarbeitet.

Fazit: "Godsend" ist ein ziemlich dürftiger Mix aus schwach geschriebenem Familiendrama und schwammigem Mystery-Quark, dessen grobe Drehbuch-Fehler kaum zu übersehen sind. Trotz der namhaften Besetzung leider selbst nur ein uninspirierter Klon.

Note: 4



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...